Der deutsche Nigerianer

Neunkirchen. Damit, dass Adetunji Adeyemi dauerhaft Trainer des Fußball-Oberligisten Borussia Neunkirchen bleiben würde, haben nur wenige gerechnet. Am Ende wurden es nicht Olaf Marschall oder Jürgen Kohler, sondern "Tunji", der die bis Dezember von Paul Linz trainierte Borussia zunächst als Interimstrainer und seit Anfang Januar offiziell als Cheftrainer übernommen hat

 Adetunji Adeyemi soll nach Jugend und zweiter Mannschaft jetzt auch die Erste der Borussia auf Kurs bringen. Foto: Thomas Burgardt

Adetunji Adeyemi soll nach Jugend und zweiter Mannschaft jetzt auch die Erste der Borussia auf Kurs bringen. Foto: Thomas Burgardt

Neunkirchen. Damit, dass Adetunji Adeyemi dauerhaft Trainer des Fußball-Oberligisten Borussia Neunkirchen bleiben würde, haben nur wenige gerechnet. Am Ende wurden es nicht Olaf Marschall oder Jürgen Kohler, sondern "Tunji", der die bis Dezember von Paul Linz trainierte Borussia zunächst als Interimstrainer und seit Anfang Januar offiziell als Cheftrainer übernommen hat. "Wir müssen eine Bestandsaufnahme machen und herausfinden, warum es bisher nicht so gelaufen ist, wie wir es uns erhofft hatten", sagt der von der U23 des Vereins beförderte Trainer. "Wichtig ist, dass jeder diesen Weg mitgeht, dann kann man sich Ziele setzen."Dass er ein Typ ist, der einen eingeschlagenen Weg konsequent bis zum Ende geht und dabei seine Ziele erreichen kann, beweist Adeyemis Biografie. Vor gut 17 Jahren, im Sommer 1994, kam der heute 41-Jährige aus Nigeria nach Neunkirchen. "Ich bekam von der Borussia ein Angebot zum Probetraining, und das habe ich genutzt", erinnert sich Adeyemi an den Weggang aus seiner Geburtsstadt Ibadan nach Deutschland. Damals spielte er beim nigerianischen Erstliga-Club Ibanda Shooting Stars, mit dem er 1992 den Pokalwettbewerb des afrikanischen Fußballverbandes gewann (heute: CAF Confederations Cup). Neunkirchen spielte zu dieser Zeit noch in der drittklassigen Regionalliga gegen Vereine wie Arminia Bielefeld, Alemannia Aachen oder Rot-Weiß Essen.

"Das war damals schon eine sehr schwere Zeit für mich. Ich konnte nur Englisch und habe die deutsche Sprache überhaupt nicht verstanden. Das war ein echter Kulturschock", erinnert sich Adeyemi. "Aber ich glaube an harte Arbeit und daran, dass man es immer zuerst versuchen sollte, bevor man resigniert." Bei der Verständigung half ihm sein damaliger Trainer Guido Mey. In Deutschland angekommen, strebte der fleißige Mittelfeldspieler eine Profikarriere an - dazu kam es aber nicht.

Trotz des Abstiegs in die Oberliga blieb er in Neunkirchen und lernte dort seine Frau Andrea kennen. Mittlerweile haben die beiden zwei Kinder: Fabian (14 Jahre alt) und Michele (elf). "Ich habe mich dann dazu entschieden, hier ein neues Leben aufzubauen. Zuerst habe ich eine Umschulung zum Industriekaufmann gemacht, später habe ich an der Berufsakademie in Saarbrücken ein Studium absolviert", schildert der Diplom-Betriebswirt seinen Werdegang. Seit elf Jahren arbeitet er mittlerweile schon bei einem Medizingeräte-Hersteller in St. Wendel.

Auch im Fußball hat sich "Tunji" weitergebildet. Die Trainer-C-Lizenz hat er schon, für die B-Lizenz ist er angemeldet, und mittelfristig will der Nigerianer auch den A-Schein angehen. Bei der Frage, ob er irgendwann einmal Profitrainer werden wolle, lacht er nur laut und meint: "Ich bin Realist."

Das Testspiel der Borussen am Mittwoch beim FV Oberbexbach fiel wegen Unbespielbarkeit des Platzes aus.

Auf einen Blick

Seit dem Ende seiner aktiven Laufbahn war Adetunji Adeyemi mit wenigen Unterbrechungen als Jugend- oder Zweitmannschaftstrainer in Neunkirchen im Einsatz. In der Saison 2003/2004 trainierte er den damaligen West-Bezirksligisten SC Büschfeld, und von Sommer bis Winter 2007 Landesligist FC Landsweiler-Reden. Nach seiner Rückkehr zur Borussia übernahm er zunächst die B-, dann die A-Jugend und schließlich die U23 (Saarlandliga). zen

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