Der Dauerbrenner auf der Judomatte

Jägersfreude. Freitags sitzt sie in der Schule. Auf dem Tisch nur ein Stück Traubenzucker, denn sie muss auf ihr Gewicht achten. Schnell die Abiturprüfung schreiben, dann zum Flughafen. Nach Russland. Zum ersten Mal reist Jessica Lindner allein. In St. Petersburg findet die Wettkämpfe des European Cups statt, über das Wochenende. Montags fliegt ihr Flugzeug auch schon wieder zurück

 Jessica Lindner wirkt zurückhaltend, schüchtern. Aber wenn sie auf der Matte steht, ist das vorbei. Dann lehrt der Judoka des ATV Dudweiler die Gegner das Fürchten. Foto: Holzhauser

Jessica Lindner wirkt zurückhaltend, schüchtern. Aber wenn sie auf der Matte steht, ist das vorbei. Dann lehrt der Judoka des ATV Dudweiler die Gegner das Fürchten. Foto: Holzhauser

Jägersfreude. Freitags sitzt sie in der Schule. Auf dem Tisch nur ein Stück Traubenzucker, denn sie muss auf ihr Gewicht achten. Schnell die Abiturprüfung schreiben, dann zum Flughafen. Nach Russland. Zum ersten Mal reist Jessica Lindner allein. In St. Petersburg findet die Wettkämpfe des European Cups statt, über das Wochenende. Montags fliegt ihr Flugzeug auch schon wieder zurück. Lindner muss früher als die anderen abreisen, denn mittwochs steht die nächste Abiturprüfung in Sport auf dem Plan.

Vor einem halben Jahr erlebte Judoka Jessica Lindner die bisher stressigste Zeit ihres jungen Lebens. "Ich musste in der Zeit vor dem Abitur zwei Kilo abnehmen, um meine Gewichtsklasse bis 48 Kilo zu halten. Dann musste ich mich auf die Prüfungen vorbereiten - und auf die Russlandreise. Das war schon ziemlich anstrengend", erzählt die 1,59 Meter große Sportlerin.

Aber geklappt hat alles, wenn auch nicht ganz so gut, wie Lindner sich das vorgestellt hat. In Russland konnte sie in ihrer Gewichtsklasse beim European Cup antreten, gewann dort wenigstens eine Runde und bestand auch ihr Abitur in Saarbrücken. "Nicht so gut, wie ich wollte, aber die Punkte haben ja am Ende gereicht", sagt sie.

Seit 24. August befindet sich Lindner in der Ausbildung zur Polizeikommissaranwärterin - was sie hervorragend mit Judo verbinden kann. "Normalerweise habe ich jeden Tag trainiert, aber durch den Sport bei der Bereitschaftspolizei ist das jetzt unnötig", erklärt die 18-Jährige.

Und im Sport läuft es für den Judoka aus Dudweiler im Moment richtig gut. Am 17. Oktober erkämpfte sie sich bei den deutschen Meisterschaften der Landesverbände in Neuhof den Vizemeistertitel und war damit die erfolgreichste Saarländerin. Im Finale scheiterte Lindner an Franziska Pinske, "was richtig ärgerlich war", seufzt sie, "im Mai habe ich sie noch besiegt und habe gedacht, dass ich auch diesmal gute Chancen habe. Ich glaube, ich hätte nur etwas mehr Zeit gebraucht, dann hätte ich sie geschlagen."

Erfolgreich ist Jessica Lindner schon lange. "Seit elf Jahren mache ich Judo, 2003 habe ich bei den Saarlandmeisterschaften gewonnen und bin dann zum Training auf die Sportschule gekommen", erinnert sie sich. Bei den südwestdeutschen und deutschen Meisterschaften kämpft sie seitdem immer um die Medaillenränge mit. 2007 wurde sie zum ersten Mal deutsche Vizemeisterin, "aber der Bundestrainer wollte mich nicht im Kader, weil das Saarland so weit weg ist", schüttelt sie verständnislos den Kopf.

Erst im Januar 2010 machte sie ihren ersten Nationalkader-Lehrgang in Berlin. "Jetzt bin ich im C/D-Kader, aber nächstes Jahr komme ich zu den Frauen. Mal schauen, wie es dann für mich läuft, wenn die Konkurrenz größer wird", sagt Lindner gespannt. In der Liga wechselt sie jetzt vom Zweitligisten aus Offenbach in die Bundesliga, wahrscheinlich zum JSV Speyer. "Die Polizei fordert, dass man in die 1. Liga wechselt, wenn man kann. Und ich habe von drei Vereinen Angebote", erzählt die deutsche Vizemeisterin, "Speyer war dieses Jahr Erster im Süden und Dritter in Deutschland. Außerdem ist das nicht weit weg, und da wäre ich die Nummer eins in meiner Gewichtsklasse."

Dort erwarten sie auch neue Gegner, "das wird schwieriger, aber ich sehe, was mir fehlt", meint Lindner. Immerhin hat sie ein Fernziel: "Vielleicht schaffe ich es bis zu Olympia 2016, dann muss ich aber bei den Frauen jetzt zulegen." Die ersten Hürden hat sie mit dem Abitur und den ersten internationalen Einsätzen ja geschafft. "Ich musste

in der Zeit vor dem Abitur zwei Kilo abnehmen."

Jessica Lindner, Judoka des

ATV Dudweiler

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