Der Chef zieht die Zugbrücke hoch

Fischbach-Camphausen. "Ich kriege Magenkrämpfe, wenn ich ins Saarland komme." Hans Raab ist wieder da. Gestern Vormittag traf die SZ den Unternehmer in der Ha-Ra-Kantine in Camphausen. Angereist ist er aus Liechtenstein, dem schmucken Fürstentum, dem er seit mehr als zehn Jahren die Treue hält

Fischbach-Camphausen. "Ich kriege Magenkrämpfe, wenn ich ins Saarland komme." Hans Raab ist wieder da. Gestern Vormittag traf die SZ den Unternehmer in der Ha-Ra-Kantine in Camphausen. Angereist ist er aus Liechtenstein, dem schmucken Fürstentum, dem er seit mehr als zehn Jahren die Treue hält.Draußen scheint die Sonne in ihrer ganzen nochwinterlichen Pracht, es ist ein bisschen windig, aber still. Die Tennishalle, um die es jetzt vornehmlich geht, sie steht noch da. Massiv und imposant. Doch die Bagger rollen an - am heutigen Freitag oder erst am Montag? Der 70-Jährige legt sich nicht auf den genauen Zeitpunkt fest. Keine Kompromisse mehr - Hans Raab zieht die Zugbrücke hoch.

Seine Ehefrau Pia (50) ist auch da, regelt vieles im Unternehmen, das sich durch umweltfreundliche Reinigungssysteme einen Namen gemacht hat. Und sie kümmert sich um ihren Mann, ist adrett und gut gelaunt. Gut aufgelegt ist auch Hans Raab, der zurzeit zwar körperlich nicht ganz auf der Höhe ist, aber da oben, im Kopf, da geht's richtig rund. Scharf formulierte Sätze kommen im Stakkato daher - schonungslos, doch ohne Verbitterung. Hans Raab fühlt sich verkannt, fühlt sich "wie Ungeziefer" von der Saar-Regierung behandelt. Vor allem vom Noch-Ministerpräsidenten Peter Müller. Parteilos, ohne akademische Weihen - einst Fensterputzer mit genialen Ideen, verweigere man ihm einen würdigen Platz in der Gesellschaft. Immer nur habe die Landespolitik es darauf abgesehen, ihn kaputt zu machen. "Aber den Raab kriegt keiner kaputt!" Von den Behörden habe er bisher nur Negatives erfahren, sei der "Lügerei" ausgeliefert. Schon tags zuvor hat sich Raab aufgeregt. Weil das Finanzministerium ihm die Pistole auf die Brust gesetzt habe. Der Pachtvertrag für das Grundstück, auf dem die Tennishalle steht, sei Knall auf Fall gekündigt worden, dabei habe er drei Tage zuvor ein Kaufangebot unterbreitet. Über 100 000 Euro, wie das Finanzministerium am Mittwoch erklärte; das Grundstück sei aber 210 000 Euro wert.

Dem 70-jährigen Wahl-Liechtensteiner geht der ganze Hickhack gegen den Strich. "Mit 80 will ich in Pension gehen", sagt er mit einem breiten Grinsen, und die Jahre davor seine Ruhe haben. Keinen Ärger mehr, kein Ungemach, Schluss. Aus. Und deshalb werde jetzt auch die Halle geopfert. Denn das Grundstück, das ihm nicht gehört, muss "zurückgebaut", also geräumt werden. Zwar räumte das Finanzministerium ein, dass man nicht auf dem Abriss bestehe. Raab aber sagt: "Es gibt kein Pardon mehr." Und: "Würde ich Ostermann heißen, bekäme ich das Grundstück für einen Euro."

Nun will sich der Unternehmer auf "die modernste Fischzuchtanlage der Welt" konzentrieren. Das Schweizer Projekt komme gerade sehr in Schwung. Und dann ist da noch seine Pia, die auch in schweren Zeiten immer zu ihm gehalten habe. "Ich habe meinen Mann nicht einen Tag allein gelassen", sagt sie und schaut ihn liebevoll an. Durch dick und dünn sei man gemeinsam gegangen. Bis heute.

Seine Frau, sagt der Firmengründer, leite die Camphausener Geschäfte seit Juni 2009. Seither sei der Umsatz um 15 Prozent gestiegen. Auch dank vieler guter Mitarbeiter.

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