Der Chef des Hochwaldmuseums geht

Hermeskeil. Wer das Hochwaldmuseum besucht, kann dort einen Streifzug durch fast 3000 Jahre Geschichte der Region rund um Hermeskeil machen. Die heimatkundliche Ausstellung in der Trierer Straße 49 zeigt seit ihrer Eröffnung im Jahr 2003 Exponate, die bis in die Zeit der Kelten zurückreichen. Sie vermittelt vor allem Einblicke in die Arbeitswelt und Wohnkultur der Menschen, die im 19

 Museumsleiter Kurt Bach hat auf einer alten Schulbank Platz genommen und begutachtet dort ein besonders wertvolles Ausstellungsstück: das Hermeskeiler Schöffenbuch von 1634, in dem die Eigentümer von Grundstücken schriftlich festgehalten wurden. Foto: Axel Munsteiner

Museumsleiter Kurt Bach hat auf einer alten Schulbank Platz genommen und begutachtet dort ein besonders wertvolles Ausstellungsstück: das Hermeskeiler Schöffenbuch von 1634, in dem die Eigentümer von Grundstücken schriftlich festgehalten wurden. Foto: Axel Munsteiner

Hermeskeil. Wer das Hochwaldmuseum besucht, kann dort einen Streifzug durch fast 3000 Jahre Geschichte der Region rund um Hermeskeil machen. Die heimatkundliche Ausstellung in der Trierer Straße 49 zeigt seit ihrer Eröffnung im Jahr 2003 Exponate, die bis in die Zeit der Kelten zurückreichen. Sie vermittelt vor allem Einblicke in die Arbeitswelt und Wohnkultur der Menschen, die im 19. und frühen 20. Jahrhundert im Hochwald lebten. Doch der Publikumszuspruch lässt im Museum nach. "Anfangs hatten wir noch zu Spitzenzeiten über 2000 Besucher pro Jahr. 2010 waren es nur noch rund 1150, voriges Jahr sogar nur noch etwa 1000", sagt Kurt Bach.Der pensionierte Pädagoge ist seit den Anfangstagen Leiter des Hochwaldmuseums. Er übernimmt diese Aufgabe in seiner Funktion als "Heimat- und Brauchtumspfleger". Bachs aktuelle Amtszeit endet am 31. Januar 2012. Damit ist es aus seiner Sicht auch genug: "Ich denke, es ist ein günstiger Punkt, um aufzuhören. Ich werde 75 Jahre alt. Außerdem ist die Verantwortung als Museumsleiter schon sehr groß, und es war keine reine Lust und Freude mehr", sagt Bach.

Das schwindende Besucherinteresse führt Bach unter anderem darauf zurück, dass das Museum "für viele Hochwälder ein Ort ist, zu dem man einmal hingeht, und dann reicht es". Er stünde aber weiter zur Verfügung, zum Beispiel für größere Gruppen. Doch wer beerbt Bach als Leiter des Hochwaldmuseums? "Das ist offen", sagt Stadtbürgermeister Udo Moser (Bürger für Bürger) auf Anfrage und fügt hinzu, "dass ich Herrn Bach gerne in dieser Rolle behalten hätte". In der jüngsten Ratssitzung habe man im nichtöffentlichen Teil bereits über die Nachfolgefrage beraten. Die Fraktionen hätten aber bisher noch keine personellen Vorschläge gemacht, so Moser. Nun bedeutet die Vakanz auf dem Posten des Museumsleiters allerdings nicht, dass die Ausstellung deshalb geschlossen werden muss. Denn im Museum ist auch die Tourist-Information Hermeskeil untergebracht. Bei deren Mitarbeiterinnen können Besucher werktags ihre Eintrittskarte lösen und die Ausstellung auf eigene Faust erkunden. Bei Führungen großer Gruppen war schon seit längerem eine vorherige Anmeldung nötig. Das übernehmen Bach und Renate Meyer vom Förderverein nach wie vor. "Das Hochwaldmuseum ist interessanter, als es oft behauptet wird", sagt Moser. Er räumt aber ein, "dass wir an konzeptionellen Änderungen arbeiten müssen, um es attraktiver zu machen und es wieder für mehr Besucher zu öffnen". Der Stadtbürgermeister denkt dabei vor allem daran, dass im Museum neben den Dauerexponaten wieder häufiger Wechselausstellungen - zum Beispiel im Bereich bildende Kunst oder Keramik - gezeigt werden. Spruchreif sei aber noch nichts.

Mit den Wechselausstellungen, so Moser, soll die Einnahmesituation wieder verbessert werden. Denn auf der Kostenseite lasse sich kaum etwas einsparen. Für die Stadt ist der Betrieb des Museums deshalb ein Verlustgeschäft. Das jährliche Defizit liegt laut Moser zwischen 28 000 und 30 000 Euro.

Der Stadtbürgermeister setzt darauf, dass sich durch das geplante Feuerwehrmuseum - das gleich nebenan mitsamt eines Gastronomieteiles auf dem "Neuen Markt" entstehen soll - auch mehr Leben ins Hochwaldmuseum reinbringen lässt. Das sieht auch der scheidende Leiter Kurt Bach so: "Mir haben teilweise größere Gruppen abgesagt, weil sie nach dem Besuch unserer Ausstellung keine Möglichkeit zur Einkehr hatten. Das würde sich durch das Feuerwehrmuseum ändern." "Das Hochwaldmuseum ist interessanter, als es oft behauptet wird."

Udo Moser

"Wir müssen an konzeptionellen Änderungen arbeiten."

Udo Moser

Hintergrund

Das Hermeskeiler Hochwaldmuseum wurde nach jahrelangen Planungen, die in die Amtszeit der Stadtbürgermeisterin Ilona König (CDU) fielen, im Juni 2003 eröffnet. Es kostete rund 800 000 Euro, wobei diese Investition etwa zu 60 Prozent von der Europäischen Union und dem Land bezuschusst wurde.

Das Hochwaldmuseum ist zurzeit montags bis freitags von zehn bis zwölf Uhr sowie von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Die bisherige Öffnungszeit an Samstagen (von zehn bis zwölf Uhr) wurde kürzlich gestrichen, weil die Tourist-Info über die Wintermonate (bis 31. März 2012) samstags nicht mehr besetzt ist. Telefonische Anmeldungen für Gruppenführungen sind unter (0 65 03) 95 35 15 möglich. Eintritt: drei Euro, Schüler zahlen 1,50 Euro. ax

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