Der Charme alter Schätzchen
Homburg · Wenige Objekte regen so die Fantasie an wie gepflegte alte Autos. Sie rufen Erinnerungen an die Kindheit wach und lassen längst vergangene Jahrzehnte wiederauferstehen. Kein Wunder, dass der Andrang groß war.
Am Samstag gab es in Homburg wohl nur eine Sache, die häufiger zu finden war als Oldtimer: Kameras. An Motiven herrschte beim vierten Oldtimer-Treffen des Gewerbevereins Homburg wahrlich kein Mangel: Wuchtige amerkanische Straßenkreuzer, bodenständige Alltagskarossen aus den 1980ern, elegante französische Kurvenwunder und luxuriöse Botschafter lange vergangener Tage waren zu sehen.
Und zwischendrin immer wieder skurille und witzige Details, die von der großen Leidenschaft der Oltimer-Fahrer kündeten. All das wurde in gefühlt Tausenden von Fotos festgehalten, es knipste hier, es knipste da. Und die stolzen Besitzer nahmen nicht nur gerne Aufstellung vor ihren Fahrzeugen, sie gaben auch mindestens so bereitwillig Auskunft über ihre Schätzchen. So wie Esen Demirkol. Der hatte seinen Chrysler New Yorker, Baujahr 1957, auf den Christian-Weber-Platz gewuchtet. Gefragt, ob man sich bei einem Hubraum von 6,3 Litern die Spritrechnung eigentlich noch leisten könne, witzelte Demirkol: "Wenn man keinen nervösen Gasfuß hat, dann kommt man mit 18 Litern aus. Wenn man schnell unterwegs ist, dann werden es schon 25." Jahrelang habe er nach genau diesem Fahrzeug gesucht und danach viel Schweiß in seine Restaurierung gesteckt, erzählte Demirkol. Und das große Publikumsinteresse zeugte davon, dass sich diese Mühe gelohnt hat.
Ein ganz anderes Fahrzeug präsentierten am Rondell an der Eisenbahnstraße Michael Schön aus Bruchhof und sein Sohn Jonathan. Einen DKW Munga Baujahr 1961 aus früherem Bundeswehrbestand hatte die beiden mit nach Homburg gebracht. "Im Sommer fahre ich den Wagen mit offenem Verdeck regelmäßig, im Winter nutze ich ihn nur ein Mal, um den Weihnachtsbaum für die Kirche zu holen", lachte Michael Schön.
Nicht weit von Michael und Jonathan Schön entfernt gab's dann eine weitere Facette des von Werner Schwindt organisierten Treffens zu bestaunen: Einen Rolls Royce Silver Cloud III aus dem Jahr 1963 mit Walter Wohlers am Steuer. Kurios: Die fehlenden PS-Angabe. "Die gibt es vom Hersteller nicht", erklärte Wohlers, Fahrer beim Saarbrücker Fahrdienst für Behinderte, "in den Papieren steht ganz offiziell 'ausreichend'." Das ist britisches Understatement. Organisator Werner Schwindt, der selbst unter anderem einen Citroen DS 5 präsentierte, zeigte sich vom Zuspruch der Oldtimerfans überwältigt: "Alle Plätze in der City sind knallvoll".