Der Blick der Tigerin

Schwalbach/Elm. Chi Jireugi! - das ist keinesfalls ein Grund jemanden Gesundheit zu wünschen. Denn es geht hier nicht um eine besonders kreative Form des Niesens. Vielmehr ist vom Taekwondo die Rede - genauer noch: von einem Aufwärtsschlag in Richtung Kinn

 Bei den Taekwondo-Saarlandmeisterschaften stellen hier Ramona Spieker (rechts) und ihre Elmer Clubkameradin Alexandra Haas eine Kampfszene nach. Im Wettbewerb tragen die Kämpfer Mund- und Kopfschutz. Ihre Oberkörper stecken in gepolsterten Westen. Fotos: Rolf Ruppenthal

Bei den Taekwondo-Saarlandmeisterschaften stellen hier Ramona Spieker (rechts) und ihre Elmer Clubkameradin Alexandra Haas eine Kampfszene nach. Im Wettbewerb tragen die Kämpfer Mund- und Kopfschutz. Ihre Oberkörper stecken in gepolsterten Westen. Fotos: Rolf Ruppenthal

 Annika Schackmann.

Annika Schackmann.

Schwalbach/Elm. Chi Jireugi! - das ist keinesfalls ein Grund jemanden Gesundheit zu wünschen. Denn es geht hier nicht um eine besonders kreative Form des Niesens. Vielmehr ist vom Taekwondo die Rede - genauer noch: von einem Aufwärtsschlag in Richtung Kinn. "Die sind in den Nachwuchsklassen allerdings noch nicht erlaubt", erklärt Bernd Bauer, Präsident der saarländischen Taekwondo-Wettkämpfer. Bauer ist im saarländischen Taekwondo-Sport der "Mann für alle Fälle": Neben dem Präsidentenamt ist er Landestrainer im Bereich Technik. Und er ist Vorsitzender des Taekwondo Clubs in Elm. Dieser richtete vergangenen Samstag in der Schwalbacher Jahn-Sporthalle die offenen Saarlandmeisterschaften aus, an denen 115 Kämpfer aus dem Saarland, Luxemburg und Rheinland-Pfalz teilnahmen. Gekämpft wurde in zwei Leistungsklassen. "Ein Kampf geht über drei Runden", gibt Bauer einen kleinen Einblick ins Regelwerk des seit Sydney 2000 offiziell als olympische Disziplin anerkannten Kampfsports. Zwei Wertungs- und ein Kampfrichter vergeben die Punkte. "Ein Körpertreffer bringt einen Punkt, ein Kopftreffer drei. Wobei bei den Nachwuchsklassen nur Kopftreffer per Fuß erlaubt sind", erklärt Bauer. Die Kämpfer tragen Mund- und Kopfschutz und ihre Oberkörper stecken in gepolsterten Westen. Diese sind mit Sensoren ausgestattet, die einen Körpertreffer mittels Funk übertragen. "Der saarländische Verband war stark an der Entwicklung dieser Westen beteiligt", erklärt Bauer, der sich dafür stark machte, dass die High-Tech-Geräte auch bei Nachwuchs-Wettkämpfen eingesetzt werden. Apropos Nachwuchs - der spross in den vergangenen Jahren im Saarland eher spärlich. Der Grund: Es gab fast keine Vereine, die olympisches Taekwondo, das sich vom klassischen in einigen Aspekten unterscheidet, unterrichteten. Einige Zeit war der Taekwondo Club in Elm der einzige. "Inzwischen gibt es im Saarland sechs Vereine", berichtet Bauer und zählt neben Elm auf: Landsweiler-Reden, Bierbach, Lebach, Bardenbach und Saarbrücken-Scheidt. Was Außenstehende vielleicht verwundert, ist für Bauer indes völlig normal: Gut die Hälfte der Kämpfer sind Frauen oder Mädchen. "Der Anteil von Jungen und Mädchen hält sich in etwa die Waage. Wir sind im Kampfsport schon seit Jahren emanzipiert." Was fasziniert ein junges Mädchen an dieser dynamischen Vollkontakt-Sportart, bei der es schon mal so richtig auf die Mütze gibt? "Ich mache einen Bürojob, bei dem ich den ganzen Tag sitzen muss. Und dann brauche ich das, um mich voll auszupowern", erklärt Ramona Spieker mit blauen Unschuldsaugen. Anders auf der Matte: Da hat die 19-Jährige den Blick der Tigerin. "Ich weiß gar nicht mehr, wie oft ich Saarlandmeisterin geworden bin", erzählt die Starterin in der 55-Kilo-Klasse, bei der es in diesem Jahr aber nur zum zweiten Platz reichte. Wie schon bei den deutschen Meisterschaften im vergangenen Jahr musste sich Spieker im Finale Carolina Stahl geschlagen geben. "Ich konnte ein paar Treffer am Kopf landen, hab' die aber nicht richtig durchgezogen", ärgert sich die Auszubildende zur Sozialversicherungsfachangestellten, die in zwei Wochen in ihre Abschlussprüfung geht. "Danach beginne ich mit den Vorbereitungen für die deutschen Meisterschaften im Oktober." Da will sie richtig Gas geben, denn noch einmal möchte sie nicht als zweite Siegerin ein Finale verlassen. Wie sich Gewinnen anfühlt, das testete Annika Schackmann in der Leistungsklasse zwei bis 47 Kilogramm. Die A-Jugendliche aus Elm gewann ihren Finalkampf klar und trug mit Stolz die gewonnene goldene Medaille um den Hals. "Im vergangenen Jahr war ich zum ersten Mal am Start, da wurde ich Zweite. Jetzt habe ich gewonnen, das ist toll." "Wir sind im Kampfsport schon seit Jahren emanzipiert."Bernd Bauer, Präsident der saarländischen Taekwondo-Wettkämpfer

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