Der Biosphärenmann im Rathaus

Kleinblittersdorf. Was haben der Olymp in Griechenland, der Ayers Rock in Australien, die Rocky Mountains und der Yellowstone Nationalpark in den USA und die Gemeinde Kleinblittersdorf gemeinsam? Richtig: Es sind alles anerkannte Biosphärenreservate der Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO)

Kleinblittersdorf. Was haben der Olymp in Griechenland, der Ayers Rock in Australien, die Rocky Mountains und der Yellowstone Nationalpark in den USA und die Gemeinde Kleinblittersdorf gemeinsam? Richtig: Es sind alles anerkannte Biosphärenreservate der Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO). 529 Biosphärenreservate gibt es weltweit in 106 Ländern. Im Frühjahr 2009 erhielt die Biosphärenregion Bliesgau, in der auch die Gemeinde Kleinblittersdorf liegt, diese Anerkennung. Doch was hat es damit auf sich, was bedeutet Biosphärenregion überhaupt? Bedeutet es zum Beispiel, dass man nicht mehr überall in der Natur hingehen darf, weil man was kaputt machen könnte? "Um Himmelswillen, nein", sagt Klaus Dincher, Sachbearbeiter der Bauleitplanung der Gemeinde Kleinblittersdorf. Der 46-Jährige ist zugleich Biosphärenbeauftragter der Gemeinde und sitzt im Vorstand der Aktionsgruppe Biosphärenreservat Bliesgau. "Es gibt grundsätzlich drei Zonen, in die eine Biosphärenregion aufgeteilt ist. Dabei soll in der kleinsten Zone, der Kernzone, alles so bleiben wie es ist und die Natur soll dort nach ihren Gesetzen herrschen", erklärt Klaus Dincher. In der Gemeinde ist diese Kernzone im Gemeindewald in der Nähe der Wolfsbuche in Kleinblittersdorf. "Das ist ein Waldgebiet, in dem ohnehin keine Menschen herumlaufen". In den beiden anderen Zonen, der Pflegezone (die Zone um die Kernzone herum) und der Entwicklungszone (größtenteils die Siedlungsgebiete) darf und soll der Mensch allerdings eingreifen. "Es geht um eine nachhaltige Entwicklung in ökologischer und ökonomischer Hinsicht im Einklang mit der Natur", erläutert Dincher. Doch woran merkt man nun, dass man in einem Biosphärenreservat lebt? "Das merkt man nicht von heute auf morgen, es hat sich ja im Prinzip nichts verändert. Allerdings könnte sich das in Zukunft ändern. Es gibt viele Ideen und Projekte die zur Zeit umgesetzt werden." Ein Projekt heißt "Lebensadern Wege". Ein etwa 300 Meter langer Feldweg in der Nähe des Gutes Hartungshof in Bliesransbach wird derzeit mit regional typischen Materialien saniert. Kosten: 85 000 Euro. "Als Biosphärenreservat erhalten wir von der EU und vom Land 46 000 Euro Zuschuss", erklärt Dincher. Für den Umbau der historischen Scheue hinter dem Alten Bauernhaus in Auersmacher (Kosten etwa 160 000 Euro) gibt es 87 000 Euro Zuschuss. Weiter Projekte stehen ebenfalls kurz vor der Umsetzung. "Die Quelltürme im Park der Barmherzigen Brüder sollen erneuert werden, und auf dem Wintringer Hof in Kleinblittersdorf sollen Rastplätze für die Pilger des Jakobsweges entstehen. Ebenso werden die Weinbergmauern in Kleinblittersdorf wieder hergestellt und ein Weinlehrpfad wird errichtet", zählt Klaus Dincher auf. Aber das ist noch nicht alles. Auch die Produkte aus der Biosphärenregion Bliesgau werden vermarktet, etwa im Bliestalmarkt in Bliesransbach. Und im Herbst 2009 bekamen im Rahmen der bundesweiten Aktion Bio-Brotbox rund 100 Kleinblittersdorfer Erstklässler eine Box mit Vollkornbrot, Honig, Karotten, Äpfeln, Tee und Bionade aus der Biosphäre Bliesgau. "Wenn man genauer hinsieht, erkennt man, dass die UNESCO-Anerkennung zum Biosphärenreservat bereits heute schon Früchte trägt", freut sich Klaus Dincher.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort