Der alten Glocke geht's wieder gut

Schiffweiler · Mit einem sanften Schlag auf einen roten Knopf setzte Pfarrerin Wiltrud Bauer am vergangenen Samstag das Silberglöckchen im Schiffweiler Ortsteil Leopoldstal nach umfangreicher Sanierung wieder in Betrieb.

 Pfarrerin Wiltrud Bauer beim symbolischen ersten Anläuten des Silberglöckchens, das jetzt technisch auf dem neuesten Stand ist. 45 000 Euro hat die Renovierung gekostet. Foto: Bernhard Schäfer

Pfarrerin Wiltrud Bauer beim symbolischen ersten Anläuten des Silberglöckchens, das jetzt technisch auf dem neuesten Stand ist. 45 000 Euro hat die Renovierung gekostet. Foto: Bernhard Schäfer

Foto: Bernhard Schäfer

Andächtig und erwartungsvoll blickten die Menschen hoch in den Glockenturm. Zunächst hörten sie nur ein Brummen und Surren aus dem Glockenstuhl und es dauerte einige Sekunden bis die Glocke genügend Schwung hatte und das erste zarte Klingen zu hören war. Doch nach weiteren wenigen Sekunden schallte es um so lauter über das Tal hinaus und es schien so, als wollte die Glocke allen mitteilen: "Hört hin, mir geht es wieder richtig gut und das obwohl ich schon fast 500 Jahre alt bin."

Der letzte offizielle Glöckner vom Leopoldstal, Heinrich Werkle, wohnte diesem historischen Moment ebenso bei wie weitere 50 rund Menschen aus der Gemeinde. Werkle hatte in den vergangenen 25 Jahren dieses Ehrenamt stets pflichtbewusst wahrgenommen. Jetzt übernimmt diese Arbeit ein Elektromotor hoch oben im Glockenturm. Und dies nun regelmäßig drei Mal am Tag. Morgens um 7 Uhr, Mittags pünktlich um 12 Uhr und noch einmal abends um 18 Uhr jeweils für drei Minuten. Auch zu besonderen Anlässen signalisierte die Glocken den Menschen, dass es etwas zu feiern gibt oder dass ein Erdenbürger seinen letzten Weg gehen muss. Eine besondere technische Errungenschaft ist die Fernsteuerung der Glocke per Mobilfunktechnik. Wenn einmal außerhalb der fest eingestellten Zeiten geläutet werden soll, genügt ein Anruf und schon startet die Glocke.

Die umfangreiche Sanierung war notwendig geworden, nachdem erhebliche Schäden an dem Glockenturm festgestellt wurden. Über 45 000 Euro haben Sanierung und Umbau gekostet. Erhebliche Eigenleistungen haben die Mitglieder des Fördervereins erbracht. Sie legten nicht nur die schöne neue Außenanlage an, sondern sorgten auch mit frischer Farbe dafür, dass die Glockenstube jetzt wieder in einem schönen Weiß erstrahlt. Den Umbau haben auch die Heimatforscher genutzt um die Glocke noch einmal genauer zu untersuchen. Dabei stellte sich heraus, dass die Inschrift der Glocke "Gracia Divina Depellat Cvncta NocivaA" im ersten Wort bewusst mit C geschrieben wurde, um das Alter der Glocke entschlüsseln zu können. Demnach wurde die Glocke 1519 gegossen Es handelt sich dabei um die zweitälteste Kirchenglocke des Saarlandes. Das "Silberglöckchen" bildet mit seinem hellen Klang bis heute das Symbol der Zusammengehörigkeit der evangelischen Bevölkerung in Leopoldstal. Dies merkte man auch noch nach dem Anläuten. Gemütlich wurde noch gemeinsam ein Tasse Glühwein getrunken und bei leckerem Gebäck noch über alte Geschichten rund um das Silberglöckchen geplaudert.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort