Der Altar soll wieder glänzen

St. Wendel. Viele Spaziergänger haben in den vergangenen Wochen vergeblich die Klinke an der Eingangstür zur Wendelskapelle gedrückt. Das Gotteshaus im Wendelstal war an vielen Tagen geschlossen. "Wegen Renovierung" war auf einem angehefteten Zettel zu lesen. Manchmal aber hatten die Besucher Glück, dann nämlich, wenn die beiden Restauratoren anwesend waren

 Restaurator Christian Groß erneuert die Blattgoldauflage am Altar und am Deckenstuck in der Wendelskapelle. Foto: dia-saar.de

Restaurator Christian Groß erneuert die Blattgoldauflage am Altar und am Deckenstuck in der Wendelskapelle. Foto: dia-saar.de

St. Wendel. Viele Spaziergänger haben in den vergangenen Wochen vergeblich die Klinke an der Eingangstür zur Wendelskapelle gedrückt. Das Gotteshaus im Wendelstal war an vielen Tagen geschlossen. "Wegen Renovierung" war auf einem angehefteten Zettel zu lesen. Manchmal aber hatten die Besucher Glück, dann nämlich, wenn die beiden Restauratoren anwesend waren. Dann konnten sie ihnen bei der Arbeit über die Schultern schauen. Blattgold neu auftragen"Die Glanzvergoldungen am Altar zeigen ein starkes Schadbild", erklärte Christian Groß, der bei der Tholeyer Firma Mrziglod-Leiss als Restaurator und Kirchenmaler arbeitet. "Was zu retten ist, rette ich natürlich." Damit meinte er die Blattgoldauflagen, die sich zwar gelöst haben, aber noch nicht abgefallen waren. Sie werden gesichert, geklebt und neu befestigt. Was abgefallen ist, muss ersetzt werden - eine nicht weniger zeitaufwändige und geradezu kunsthandwerkliche Tätigkeit. Viele kleine Arbeitsschritte sind erforderlich, um ein Stück des hauchdünnen Blattgoldes aufzutragen. Das Blättchen wird zunächst auf ein mit Leder überzogenes Brett gelegt. Dann tritt der so genannte Anschießer in Aktion. Er sieht aus wie ein breiter Haarpinsel und muss, damit er sich statisch auflädt und mit Hautfett versehen wird, über eine Hand, über Backe oder Hals gestrichen werden. Danach nimmt das Gerät das Blattgold auf und "schießt" es, wie es in der Fachsprache heißt, auf die vorgesehene Stelle. Sie muss vorher gereinigt, auf das erforderliche Niveau gebracht und mit einem alkoholischen Lösungsmittel angefeuchtet werden. Ist das Gold getrocknet, wird es mit Achatstein poliert. Nicht alle Teile des Altars werden vor Ort überarbeitet und erneuert. Was beweglich war, landete in der Werkstatt der Firma Mrziglod-Leiss: die Altarkrone, die Muttergottes mit den beiden Engeln und die Wappenkartusche. Sie sind inzwischen wieder in die Kapelle zurückgekehrt. Auf die Wanderschaft nach Tholey gingen auch die Statuen des heiligen Wendelin, des heiligen Rochus und des heiligen Sebastian. Bis Ende März können die Arbeiten sowohl in der Werkstatt als auch in der Kapelle abgeschlossen werden. Dann wird der Altar wieder in seinem früheren Glanz erstrahlen und die Kapelle auch wieder täglich geöffnet sein. Die Kosten der Restaurierung belaufen sich auf 19 500 Euro. 7800 Euro davon übernimmt das Bistum, den Rest die Bauhütte St. Wendelin. Der Altar stammt aus der Zeit des Rokoko. Der Überlieferung nach ist der Altar älter als die Kapelle und wurde damals von einer anderen Stelle hierher gesetzt. Das Gemälde vor dem Altartisch zeigt den heiligen Wendelin als Hirten und soll von dem Bernkasteler Maler Franziskus Freind stammen. Der Künstler soll dem Altar im Jahre 1758 auch seine Farbfassung gegeben haben.

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