Denkmal von nationaler Bedeutung

St. Ingbert. Ulrich Bollert ist in St. Ingbert ein gern gesehener Gast. Er ist der Ortskurator Saarland der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD). Gestern war er wieder zu Besuch. Und brachte einen "Fördervertrag" für die Möllerhalle im Zentrum der Alten Schmelz über 40 000 Euro. Der Zuschuss ist höchst willkommen

St. Ingbert. Ulrich Bollert ist in St. Ingbert ein gern gesehener Gast. Er ist der Ortskurator Saarland der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD). Gestern war er wieder zu Besuch. Und brachte einen "Fördervertrag" für die Möllerhalle im Zentrum der Alten Schmelz über 40 000 Euro. Der Zuschuss ist höchst willkommen. Ist doch die Sanierung des bedeutenden Industriedenkmals eine kostspielige Sache. St. Ingberts Oberbürgermeister Georg Jung nahm die Zuwendung der privaten Bonner Stiftung denn auch mit den Worten an: "Wir sind dankbar, dass wir die Unterstützung bekommen." Mit dem Wegbrechen der Gewerbesteuern in Folge der Wirtschaftskrise falle es der Stadt aktuell sehr schwer, Projekte wie dieses zu realisieren. Die Möllerhalle ist im Besitz der städtischen Tochter Gewerbegelände-Entwicklungsgesellschaft (GGE). Ihre Sanierung kostet etwa 310 000 Euro, erläuterte GGE-Geschäftsführer Thomas Diederichs. 140 000 Euro fließen dafür von Bund, Land und Stiftung Denkmalschutz. Die Stiftung bewertet das Gebäude wie auch das gesamte Gelände Alte Schmelz sehr hoch. Ortskurator Bollert: "Wir haben im Saarland bislang 27 Denkmäler gefördert, insgesamt knapp 70 Einzelprojekte. Die Alte Schmelz ist dabei Geldempfänger erster Klasse. Und sie ist es wert, weil sie von überregionaler Bedeutung ist." Reinhard Schneider vom Landesdenkmalamt ging noch weiter: "Es handelt sich um ein national bedeutendes Denkmal." Annähernd 50 Einzelgebäude umfasse die Alte Schmelz. Seit 16 Jahren arbeiteten verschiedene Institutionen daran, die Industriedenkmäler zu erhalten. Bei aller Hochachtung vor dem einzigartigen St. Ingberter Ensemble gab er aber eine abweichende Meinung zum Alter des Gemäuers zum Besten. Während die Möllerhalle nach der über dem Eingangsportal angebrachten Zahl in der Regel als Bauwerk aus dem Jahr 1750 bezeichnet wird, sprach Schneider von 1808 als Baujahr. Holzuntersuchungen hätten das bewiesen. Allerdings muss es an gleicher Stelle einen Vorgänger-Bau gegeben haben. Alfons Blug von der Initiative Alte Schmelz, die über Jahre auf den Verfall der Halle aufmerksam gemacht und die Sanierung angemahnt hatte, wandte bei aller Freude über die positive Entwicklung ein: "Wir hoffen, die Möllerhalle bekommt eine entsprechende Nutzung und wird nicht nur zur Bürofläche."Der eingeschossige Bau, dessen Form an die Alte Kirche in der Fußgängerzone erinnert, war einst Lagerort des erzhaltigen Möllers. Er war damals ein gutes Stück länger als heute. Und darauf beziehen sich die aktuellen Pläne der Stadt. Sie sehen vor, mit einem Anbau die Grundfläche zu verdoppeln (die SZ berichtete) und das Gebäude wieder gewerblich zu nutzen, etwa als Büroflächen. Eine besondere Grausamkeit wäre das sicher nicht. Die Möllerhalle war nämlich über die Jahre Lagerstätte, Wohnhaus, Leichenhalle, Probenraum und Ort für Gottesdienste.Meinung

Chance für den historischen Bau

Von SZ-Redakteur Michael Beer Die Möllerhalle inmitten der Alten Schmelz ist ein kulturhistorisch äußerst wertvolles Objekt. Lange war sie mehr oder weniger dem Verfall preisgegeben. Die Stadt als ihr Besitzer hat diesen Prozess 2008 gestoppt. Mit Hilfe von Förderern wie der privaten Stiftung Denkmalschutz ist es möglich, das geschichtsträchtige Gemäuer zu erhalten. So weit, so gut. Aber was geschieht in der Folge mit ihr? Der Plan, durch einen optisch abgesetzten Anbau eine Grundfläche zu schaffen für eine gewerbliche Nutzung, hat schnell Kritiker auf den Plan gerufen. Zu Unrecht. Die Möllerhalle in ihrer heutigen Form - in früheren Zeiten hatte sie als Lagerhalle einen größeren Grundriss - darf kein musealer Staubfänger werden. Die Alte Schmelz macht es in ihrer Gesamtheit vor: Die alten Arbeiterhäuser hat die Wohnungsbaugenossenschaft mit hohem Aufwand saniert und wieder zum Wohnen bereitgestellt. Die beste Art, Altes sinnvoll zu bewahren. Bei der Möllerhalle könnte ähnliches gelingen.

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