Den Saar-Schweizern fehlt es an nichts

Saarbrücken · Ist das herrlich, mal wieder auf Schweizerdeutsch mit seinen Landsleuten zu plaudern – die Vereinigung der Schweizer im Saarland bietet diese Möglichkeit. Es kommen zwar nicht mehr so viele Leute wie früher, aber manchmal sogar der Generalkonsul.

 Generalkonsul Markus Meli bei den Saar-Schweizern. Foto: Oliver Dietze

Generalkonsul Markus Meli bei den Saar-Schweizern. Foto: Oliver Dietze

Foto: Oliver Dietze

Als die Zürcher Textilgravurzeichnerin Susanne Vogel vor fast 50 Jahren den Saarbrücker Restaurator Helmut Strauß heiratete und in dessen Heimat mitkam, vermisste sie sehr den Zürichsee, ansonsten fehlte es ihr aber an nichts: "Wir Schweizer werden nie schräg angeschaut und im Saarland hatte ich auch nie das Gefühl, Ausländer zu sein", freut sich die Künstlerin - und ihre Landsleute von der Vereinigung der Schweizer im Saarland nicken bestätigend. Man sei zufrieden hier, die Herzlichkeit der Saarländer sei wunderbar, versichern alle. Es ist Nikolausfeier, und aus dem ganzen Land sind Vereinsmitglieder ins Ausflugslokal nach Saarbrücken-Güdingen gekommen. Das adventliche Treffen ist eine Konstante im Vereinsleben. Dieser Verein war nach dem Zweiten Weltkrieg gegründet worden, mit dem Hauptzweck, Hilfspakete an die Landsleute im Saarland zu verteilen, wie sich die 82-jährige Trudy Baab aus Neunkirchen erinnert. Sie hat den Stollen für das Fest gebacken. Es gibt ein gutbürgerliches Essen, eher wenig, dafür aber ausgesucht gut. Nadia von Känel aus Eschringen, trägt ein Nikolausgedicht in ihrer Berner Mundart vor, was stürmisch beklatscht wird. Die Pflege der Sprache und der persönliche Austausch, bei dem das Nationalgefühl angesprochen werde, seien Hauptgrund für die Treue zu dem Verein, erklärt die langjährige Vorsitzende Anna Blass. Die Heilpraktikerin aus Homburg erinnert sich, dass früher bis zu 200 Landsleute Mitglied waren, heute kämen noch 40 zu den Treffen. Dank moderner Transportmittel und Kommunikationstechnik sei die Schweiz näher gerückt, da verliere so ein Verein naturgemäß an Bedeutung. Andererseits auch wieder nicht, denn dass sogar Generalkonsul Markus Meli mit Frau Christa extra aus Frankfurt angereist ist, verleiht der Vereinigung und ihrem Fest Glanz. Der 60-jährige Diplomat aus St. Gallen ist seit Juni 2013 für Hessen, Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen und das Saarland zuständig. Die Zahl der Schweizer an der Saar gibt er mit 2500 bis 3000 an, allerdings inklusive aller noch immatrikulierten Landsleute in der dritten oder vierten Generation. Die Probleme seiner Landsleute spricht er von in der Tischrede an: Schweizer, die einen Pass wollen, müssen neuerdings persönlich nach Frankfurt. Und die Bankgebühren für Auslandsschweizer sind schwindelerregend hoch. Und was das Saarland betrifft, sieht er eine spezielle verbindende Figur: Der "Heinz Becker", gespielt vom Kabarettisten Gerd Dudenhöffer, sei ein Kerl, in dem so mancher Schweizer seinen Nachbarn zu erkennen glaube.

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