Den Römern auf der Spur

Schwarzenacker · Noch ist der Boden unter der alten gallo-römischen Siedlung in Schwarzenacker frostfrei. Solange das so bleibt, suchen die Forscher der Saar-Uni weiter das Erdreich nach wissenschaftlich bedeutsamen Fundstücken aus der Antike ab.

 Wettergeschützt auf Spurensuche im Osten des Vicus Schwarzenacker: Grabungsleiterin Sabine Emser, die Studentin Eva Hammer, Helmut Corbé, Valetin Namyslo und Bojidar Kjumjurdjyski (von links) gehen der Geschichte der gallo-römischen Siedlung weiter buchststäblich auf den Grund. Foto: Wolf

Wettergeschützt auf Spurensuche im Osten des Vicus Schwarzenacker: Grabungsleiterin Sabine Emser, die Studentin Eva Hammer, Helmut Corbé, Valetin Namyslo und Bojidar Kjumjurdjyski (von links) gehen der Geschichte der gallo-römischen Siedlung weiter buchststäblich auf den Grund. Foto: Wolf

Foto: Wolf

Winterpause bei den Ausgrabungen im Römermuseum Schwarzenacker? Derzeit Fehlanzeige! Davon kündet unübersehbar ein Schutz-Zelt über einem Suchfeld im hinteren Teil der 275/276 nach Christus untergegangenen gallo-römischen Siedlung. Es geht weiter stetig voran - Grund genug, um dem Team um Grabungsleiterin Sabine Emser einen Besuch abzustatten. Und Emser macht klar: Solange der Boden nicht durchfrostet ist, wird im Schutz des Zeltes zumindest im Osten des Vicus weiter geforscht.

Es kann in Schwarzenacker weiter gegraben werden. Was erhoffen Emser und ihr Grabungsteam zu entdecken? Im Gespräch mit unserer Zeitung grinst die Archäologin. "Tolle Funde", so ihre knackige Antwort. Und wie könnten die aussehen? Emser holt aus: "Tolle Funde sind solche, die einen wissenschaftlich voran bringen. In der wissenschaftlichen Welt kann man vor allem dann glänzen, wenn man nachweisen kann, dass die 'eigene' Siedlung älter ist als andere." Das Zauberwort: Datierung. "Und dafür braucht man entsprechende Funde, die man bestimmten Epochen zuordnen kann."

Neben spektakulären Entdeckungen wie Schmuck oder Statuen ist es dabei vor allem eine Vielzahl von Scherben, die eine entscheidende Rolle spielen. Ein Puzzle nennt die Grabungsleiterin die Aufgabe, das zusammenzusetzen, was zusammengehört. "Wir sitzen buchstäblich auf einem Scherbenhaufen. Man muss sich einfach vorstellen, dass es damals so etwas wie Tupperware nicht gab. Wenn man jetzt überlegt, wie viele alltägliche Gebrauchsgegenstände heute aus Kunststoff sind, dann kann man sich ausrechnen, dass Ton zu römischen Zeiten ähnlich häufig war." Das Zusammensetzen solcher Scherbenfragmente könne schon zur Sucht werden.

In Sachen Ausgrabung stehen drei studentische Hilfskräfte, mehrere Mitarbeiter auf 400-Euro-Basis und mit Thomas Kreckel und Melanie Wilhelm-Schramm zwei weitere Archäologen an der Seite von Emser. Stellvertretend für die studentische Unterstützung schildert Eva Hammer, im vierten Master-Semester des Studiengangs "Angewandte Kulturwissenschaften" an der Uni Saarbrücken, den Innendienst. "Derzeit bereit ich die Funde für den Winter vor." So bekämen alle Scherben eine eindeutige Numerierung.

Im Zusammenspiel von Außen- und Innendienst gestaltet sich so ein Grabungsjahr in Schwarzenacker. Gefragt, ob man ein Gespür dafür entwickele, wo sich "gute Beute" andeuten könnte, nennt Sabine Emser auch den so genannten "Zerstörungshorizont" als Indiz für eine mögliche Fundhäufigkeit - so auch im Haus Fünf des Vicus, einer der aktuellen Grabungstellen. So habe man festgestellt, dass dieser ursprüngliche Fachwerkbau zweimal abgebrannt sei. "Die in der Folge einstürzenden Mauern haben all das, was sich zum Zeitpunkt des Brandes auf dem Begehungshorizont, also den Böden, befunden hat, zugedeckt und versiegelt. Deswegen schaltet sich der Trüffelinstinkt ein, wenn man auf eine solche Brandschicht stößt." Und der hat Sabine Emser, Eva Hammer und die anderen "Gräber" nicht getäuscht. "Die Funde waren bisher genial." Studentin Hammer attestierte ihrer Arbeit in Schwarzenacker nicht minder Erfreuliches: "Ich habe hier in den zurückliegenden drei Jahren oft mehr gelernt als in den Vorlesungen an der Uni."

www.romermuseum-

schwarzenacker.de

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