Den Mai singend begrüßt

Werschweiler · In Werschweiler haben um den 1. Mai die Maimädchen jede Menge Arbeit: ihren Baum aufstellen und bewachen, den Bollerwagen mit Blumenkränzen schmücken, durchs Dorf mit den einstudierten Liedern touren.

 Maria Hermann, Lina Hortt, Lea Marie Gutsheit, Bianca Halberstadt, Amelie Rietz und Celin Ostrowicki sind die Maimädchen. Foto: Sick

Maria Hermann, Lina Hortt, Lea Marie Gutsheit, Bianca Halberstadt, Amelie Rietz und Celin Ostrowicki sind die Maimädchen. Foto: Sick

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Zu kaum einem Feiertag giibt es so viele unterschiedliche Brauchtümer wie zum 1. Mai. Angefangen beim großen Hexenfeuer am Vorabend über den Maikönig bis hin zur ausschweifenden Maitour hat fast jedes Dorf einen eigenen Brauch, der schon seit vielen Jahren fest zu diesem Feiertag dazugehört. Eine besonders schöne Tradition pflegt man in Werschweiler. Dort nämlich gibt es die sogenannten Maimädchen. Sie halten den über 100 Jahre alten Brauch des Maisingens aufrecht, mit dem schon seit Beginn des 20. Jahrhunderts in Werschweiler der Frühling begrüßt wird. Dass das nicht ohne Vorbereitung ablaufen kann, ist klar. Seit Februar schon treffen sich die zehn Mädchen aus Werschweiler, Oberlinxweiler und Dörrenbach einmal in der Woche, um gemeinsam die traditionellen Mai- und Frühlingslieder von der ersten bis zu letzten Strophe auswendig zu lernen. Unterrichtet werden sie dabei von den beiden ältesten Maimädchen Lina Hortt, 13 Jahre, und Bianca Halberstadt, 12 Jahre. "Wir haben die Lieder damals auch von den älteren Mädchen gelernt", erklärt Lina. "Wenn man die dann kann, vergisst man sie auch eigentlich nicht wieder, weil sie ja jedes Jahr wiederholt werden." Und so üben die Sängerinnen ganz eigenständig Lieder wie "Alles neu macht der Mai", "Der Lenz ist angekommen" oder auch "Der Winter ist vergangen", bis alle sie beherrschen.

Richtig ernst wird es dann drei Tage vor dem 1. Mai. Sonntags ziehen die Mädchen zusammen in den Wald, um dort eine Birke zu schlagen. Mit Bändern und Blumen aus Krepppapier wird sie zum Maibaum umgestaltet, der am Feiertag selbst den Zug der Sängerinnen anführen soll. Dumm nur, dass es da jemanden gibt, der das vereiteln möchte. "Die Quakbuben versuchen jedes Jahr zu Hexennacht unseren Maibaum zu stibitzen", berichtet Lina Hortt. Auch das gehört zu der Tradition der Maimädchen. In der Nacht vor dem 1. Mai müssen sie ihren Baum gut bewachen, denn die Quakbuben, die in Werschweiler vor allem zu Pfingsten mit ihren eigenen Brauchtümern aktiv werden, sind einfallsreich. Ebenfalls bewacht werden müssen die Blumenkränze, die die 7- bis 14-Jährigen aus Lärchenzweigen und Frühlingsblumen gewunden haben.

In diesem Jahr aber sind die Mädchen vorbereitet. Ein falscher Baum, lange nicht so aufwendig geschmückt, soll die Jungen auf die falsche Fährte locken und den echten Maibaum vor Diebstahl schützen. "Und falls das nicht funktioniert, haben wir ja immer noch den Wasserschlauch", meint Lina Hortt. Doch der ist gar nicht nötig. Der Baum bleibt gut verwahrt und so können die Mädchen am Morgen des 1. Mai mit ihm an ihrer Spitze losziehen. Ebenfalls mit dabei sind die liebevoll gewundenen Blumenkränze als Kopfschmuck und ein Bollerwagen. So gehen sie durch ganz Werschweiler und singen an jedem Haus zwei, drei ihrer einstudierten Mailieder. Als Dankeschön bekommen sie Eier, Speck, Butter und Geld. Nach fünf Stunden ist ihre Tour beendet und als Belohnung für all ihre Mühen dürfen sie die Gaben der Dorfbewohner zubereiten und verzehren.

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