Den Kindern hilft nur eines: die Bildung

Sulzbach. Langes Haar mit rötlichem Farbton, schlanke Beine in engen Jeans, glitzerndes Schmuckstück im linken Ohr, offener Blick, fröhliches Lächeln: das ist Gülhan Efkar

 Blaues Meer und Berge: Die Deutschen lieben die Türkei. Das Bild zeigt einen Küstenstreifen von Antalya im Süden. Foto: SZ

Blaues Meer und Berge: Die Deutschen lieben die Türkei. Das Bild zeigt einen Küstenstreifen von Antalya im Süden. Foto: SZ

Sulzbach. Langes Haar mit rötlichem Farbton, schlanke Beine in engen Jeans, glitzerndes Schmuckstück im linken Ohr, offener Blick, fröhliches Lächeln: das ist Gülhan Efkar. Vor 35 Jahren in Nürnberg geboren, ging sie mit ihren Eltern als Elfjährige in deren alte Heimat, um vor 14 Monaten - nach Schule und Studium - aus der Zwei-Millionen-Stadt Adana im Süden (nahe Antalya) nach Deutschland zurückzukehren. Die Rückkehr, das war immer ihr Traum. Ihn hat sie sich erarbeitet. Sie kam allein. Weil ohne Kind und ledig. Hier, in Sulzbach, ist sie nun unter anderem Lehrerin für muttersprachlichen Unterricht an der Mellinschule und an der Erweiterten Realschule in Sulzbach. Und demnächst noch tätig als Dozentin an der Volkshochschule.

Dort unterrichtet sie, noch vor den großen Ferien, "Türkisch für Touristen" (www.vhs-sulzbach.de). Ein absolutes Novum im weiten Umkreis. Das Leben sei doch leichter, sagt sie, wenn man im Urlaub ein wenig in der fremden Sprache plaudern kann. Die als sehr gastfreundlich bekannten Türken wiederum freuen sich über jeden Mann, jede Frau aus Alemania, die sich ihnen mit ein paar Sätzen auf Türkisch nähern.

Gülhan Efkar erklärt, warum sie hier ist: Weil viele Kinder türkischstämmiger Eltern erst mal die Sprache, die ihre Mütter zu Hause sprechen, lernen müssen. Und zwar richtig, mit Grammatik und so. Darauf aufbauend sei es dann möglich, den Kinder die deutsche Sprache beizubringen. Und die ist immens wichtig auf dem Weg zur echten Integration. Als Gegenstück zur Isolation, zum Nichtdazugehören, zur Parallelwelt. Gülhan Efkar sagt auch, dass es einem Kind, das nicht so reden kann wie die anderen Kinder, an Selbstbewusstsein mangelt. Und es deshalb auch keine Fragen im Unterricht stellt.

Gülhan Efkar ist eine moderne Frau, die ihren Weg geht. Sie weiß, dass für Frauen, die ein selbstbestimmtes Leben führen wollen, an der Bildung kein Weg vorbeiführt. Das habe sie schon im Elternhaus gelernt. Bei türkischen Frauen, die nicht so ungezwungen leben wie sie, fällt sie aber nicht mit der Tür ins Haus. Sie bevorzugt eher die Politik der kleinen Schritte. Und die fängt oft bei den Kindern an. Ihre Bildung, ihre sprachliche Kompetenz ist wichtig, nur so sind sie eines Tages mündige Bürger. Und in der Lage zu entscheiden - was für sie das Beste ist. Kleinen Mädchen etwa kann sie als Beispiel dienen. Indem sie ihnen vorlebt, was machbar ist. "Wenn ich groß bin, will ich auch Lehrerin werden" - manchmal fängt es tatsächlich so an.

Die 35-Jährige, die Germanistik studierte, sagt auf die Frage nach der Integration türkischstämmiger Menschen im Saarland etwas Verblüffendes: Die Türken, die vor knapp 50 Jahren als Gastarbeiter nach Deutschland kamen, seien meist ungebildete Leute gewesen. Die Türkei habe sich aber in der Zeit sehr verändert, sei weltoffener geworden. Das aber hätten viele hier lebende Türken nicht verinnerlicht. Sie lebten so weiter wie früher. Gülhan Efkar hält es da eher mit Atatürk, der die Modernisierung seines Landes nach westlichem Vorbild mit allem Nachdruck vorantrieb. Zudem, sagt sie, habe er es für wichtig erachtete, dass die türkischen Frauen selbstständig sind.

Im Übrigen sei es gar nicht wahr, dass Frauen in türkischen Familien nichts zu sagen haben. Es sei eher so, dass man den Männern bloß das Gefühl geben müsse, sie seien die alles entscheidende Instanz. Und schon sei alles in Ordnung. Etlichen deutschen Frauen könnte diese Weisheit bekannt vorkommen...

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