Den Führerschein gab's zum 72. Geburtstag

Ja, wann wird denn nun gefeiert, und wann soll gratuliert werden? Mit diesen Fragen müssen sich Angelika Ahr, Roland Bullacher, Stephan Palm und Lucien Wagner in diesem Jahr nicht rumschlagen. Normalerweise aber schon, denn die vier haben am 29. Februar Geburtstag, und den gibt es bekanntlich nur alle vier Jahre, heute im Schaltjahr 2012 ist es mal wieder so weit

Ja, wann wird denn nun gefeiert, und wann soll gratuliert werden? Mit diesen Fragen müssen sich Angelika Ahr, Roland Bullacher, Stephan Palm und Lucien Wagner in diesem Jahr nicht rumschlagen. Normalerweise aber schon, denn die vier haben am 29. Februar Geburtstag, und den gibt es bekanntlich nur alle vier Jahre, heute im Schaltjahr 2012 ist es mal wieder so weit. Die Vier haben sich auf den Aufruf unserer Zeitung gemeldet, deswegen sind sie auch kurz vor ihrem Ehrentag in die Redaktion gekommen. Dabei herrscht in der Runde durchaus Uneinigkeit darüber, wann denn nun Geburtstag ist, wenn es den 29. Februar nicht gibt.Angelika Ahr aus Bexbach, die 56 Jahre alt wird, besteht in "normalen" Jahren auf den 1. März, denn "am 28. war ich ja noch nicht auf der Welt". Trotzdem, sagt sie, kommt in jedem Nicht-Schaltjahr am 28. Februar die Frage: "Wann sollen wir gratulieren, heute oder morgen?"

Lucien, der mit seiner Familie in Limbach wohnt und ab heute zwölf Jahre alt ist, feiert dagegen "eigentlich immer am 28., weil es der letzte Tag im Februar ist". Ansonsten sind praktische Gründe ausschlaggebend, etwa, ob der Jubeltag auf einen Wochentag fällt oder ob Schule ist. Roland Bullacher macht es sich ganz einfach: "Ich feiere am 29.", sagt er augenzwinkernd. Stephan Palms Lösung ist noch eine andere: Er feiert am 28. Februar und am 1. März. "Bei mir ist immer etwas los, ob es einen 29. Februar gibt oder nicht", betont er.

Angelika Ahr, Stephan Palm und Roland Bullacher haben den 28. Februar sozusagen nur knapp verfehlt. Entweder weil es gerade kurz nach Mitternacht war, als sie das Licht der Welt erblickten, oder weil Eltern oder Hebamme beim Geburtstermin ein bisschen schummeln und verschieben wollten: ohne Erfolg.

Dafür können sie jetzt viele Anekdoten erzählen, die sich oft darum drehen, wie alt man denn nun wirklich wird: Zählen nur die Schaltjahre oder muss doch alles hinzugerechnet werden? Angelika Ahr zum Beispiel bekam zum 52. Geburtstag (13 mal vier) eine Torte mit der Aufschrift "Alles Liebe zum 13. Geburtstag für meinen Teenie." Stephan Palm aus Kirrberg, der Senior in der Runde mit 80 beziehungsweise 20 Schaltjahrs-Wiegenfesten, erhielt mit 72 Jahren, sozusagen zur Volljährigkeit, vom Nachbarn die Fahrerlaubnis und das Recht, "jetzt endlich ausgehen zu dürfen" als Geschenk.

So gesehen ist der Sanddorfer Bullacher, mit 60 Jahren das zweite "runde" Geburtstagskind unter den Vieren, noch nicht einmal volljährig - nach Schaltjahrsrechnung wird er gerade 15. Und der begeisterte Fußballer bei der Palatia Limbach Lucien ist mit seinen zwölf Jahren sowieso erst im Schaltjahrs-Kleinkindalter.

Was aber insgesamt positiv ist: So einen 29. Februar-Geburtstag verpasst keiner. Da werde man schon Monate vorher darauf angesprochen. Und andererseits wissen die Vier immer ganz genau, wann ein Schaltjahr ist. "Das wird nicht vergessen", sagt Luciens Mutter Isabelle Wagner.

So häufig findet man die Menschen, die am 29. Februar feiern dürfen, nicht. Schätzungsweise 55 000 Deutsche sollen an diesem Tag geboren sein. Das macht die Geschichte von Stephan Palm noch ein bisschen überraschender. Vor Jahren war er mit einem mittlerweile verstorbenen Kollegen, der ebenfalls an einem 29. Februar geboren war, zum Geburtstag in einem Gasthaus. Dort trafen sie einen Amerikaner - ebenfalls ein Schaltjahrkind. Unglaublich. Doch ein Blick in die Personalausweise zeigte: dennoch wahr. So konnten die drei dann gemeinsam anstoßen.

Gefeiert wird auch heute wieder bei allen Geburtstagskindern: Stephan Palm legt schon um elf Uhr los, Angelika Ahr feiert "jetzt doch ein bisschen innerhalb der Familie, obwohl ich zuerst wegfahren wollte".

Das hatte auch Roland Bullacher, Pächter der Waldmohrer Fischerhütte, im Sinn, der sich jetzt aber seinem 60. und den Besuchern stellt. Die können dann den selbst gemachten Kuchen des gelernten Konditors kosten. Und Lucien kann sich trotz 29. Februars gleich dreimal freuen: Heute wird im kleinen Kreis gefeiert, am Samstag mit Großeltern und Paten, in zwei Wochen mit Freunden.

Und dann heißt es für alle warten, auf den nächsten 29. Februar im Jahr 2016.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort