Den Apfel als Kulturgut bewahren

Bexbach. Eva reichte Adam den Apfel, Paris gab ihn Aphrodite, Kaiser schmückten sich mit dem Reichsapfel als Zeichen ihrer Macht. Wollte man eine Kulturgeschichte des Apfels schreiben, dann müsste man wohl zurückgehen bis weit in vorchristliche Zeiten nach Asien; nach Europa kam der Apfel mit den römischen Legionen. Und gedieh hier prächtig, auch in rauem Klima."Im 19

 Harry Lavall vom Saarpfalz-Kreis informierte Waldorfschüler über die unzähligen Apfelsorten, die es allein in Deutschland gibt. Foto: SZ/Klein

Harry Lavall vom Saarpfalz-Kreis informierte Waldorfschüler über die unzähligen Apfelsorten, die es allein in Deutschland gibt. Foto: SZ/Klein

Bexbach. Eva reichte Adam den Apfel, Paris gab ihn Aphrodite, Kaiser schmückten sich mit dem Reichsapfel als Zeichen ihrer Macht. Wollte man eine Kulturgeschichte des Apfels schreiben, dann müsste man wohl zurückgehen bis weit in vorchristliche Zeiten nach Asien; nach Europa kam der Apfel mit den römischen Legionen. Und gedieh hier prächtig, auch in rauem Klima."Im 19. Jahrhundert, der Hoch-Zeit der Pomologie, der Apfelsortenkunde, waren über 4000 Apfelsorten allein in Deutschland beschrieben", erzählt Harry Lavall. Der Fachbeauftragte für Obst- und Gartenbau des Saarpfalz-Kreises war in die Waldorfschule nach Bexbach gekommen, um den Schülern der sechsten Klasse mit Klassenlehrerin Barbara Becker allerlei Spannendes und Wissenswertes rund um den Apfel zu berichten. "Unsere Vorfahren haben über Jahrhunderte Obstsorten gezogen, die dem Klima und dem Boden unserer Heimat besonders gut angepasst waren", erklärt Lavall. Wenn Kartoffelkäfer über die Felder herfielen und der Weizen am Halm verschimmelte, hatte man noch Äpfel und Birnen, war das Wasser der Flüsse und Bäche verschmutzt, trank man den Saft und den Gärmost. Äpfel waren Grundnahrungsmittel, für jede Sorte hatte man eine spezielle Verwendung.Die Vielfalt alter Sorten zu erhalten, heißt nicht nur, das "Kulturgut" Apfel zu bewahren, sondern auch das reiche genetische Potenzial für eine spätere Züchtung zu sichern - gleiches gilt übrigens für Zwetschge, Birne und Co. "Geht man heute in den Supermarkt, dann liegen da vielleicht noch fünf Sorten Äpfel", so Lavall. Ziemlich wenig, wenn man bedenkt, dass allein im Saarpfalz-Kreis bei einer Obstausstellung über 400 verschiedene Apfelsorten zusammenkamen. Die ungeheure Sortenvielfalt ist geschrumpft auf das, was marktgängig ist und sich gut verkauft. So sind derzeit vor allem rote Äpfel im Trend, vor ein paar Jahren füllten die grasgrünen Granny Smith und gelben Golden Delicious die Regale. Lavall bricht eine Lanze für die Streuobstwiese und die Vielfalt alter Apfelsorten, die sich in Aussehen, Geschmack, Geruch, Säuregehalt, Konsistenz und Verwertbarkeit zeigt. Einen ersten Einblick in die biologische Vielfalt haben die Schüler schon erhalten: Seit Wochen sind sie nämlich damit zugange, aus den Apfelspenden der Elternschaft Saft zu pressen. Und am Ende von Lavalls Besuch haben die Jungs und Mädchen Apfel-Schönheiten wie den drallen grün-roten Winterrambour oder die intensiv duftende Signe Tillisch kennengelernt (allein über die Namen könnte man eine eigene Geschichte schreiben). Am Beispiel des roten Trierer Weinapfels erfahren die Schüler, dass der Name Viez vom lateinischen vice vinum kommt, "an Stelle von Wein" zu deutsch - wenn der gute Traubenwein alle war, griffen die Römer zum Apfelwein. Und Lukas erzählt, dass Apfelkerne nach Marzipan schmecken - wegen der darin enthaltenen Blausäure, die auch in Mandeln steckt. Schade fanden die Schüler nur, dass sie von den vielen leckeren Äpfeln, die im Korb lagen, nicht kosten durften. Aber vielleicht diese Woche: Dann geht's nämlich vor Ort auf die Streuobstwiese.

 Harry Lavall vom Saarpfalz-Kreis informierte Waldorfschüler über die unzähligen Apfelsorten, die es allein in Deutschland gibt. Foto: pm/Klein

Harry Lavall vom Saarpfalz-Kreis informierte Waldorfschüler über die unzähligen Apfelsorten, die es allein in Deutschland gibt. Foto: pm/Klein

HintergrundProjekt "Vielfalt macht Schule": Der Wettbewerb des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz soll dazu beitragen, dass die Schüler sich über den Wert der biologischen Vielfalt für unsere Ernährung im Klaren werden. Sie sollen konkret vor Ort biologische Vielfalt erleben und dokumentieren, etwas über ihre Nutzung erfahren und Handlungsoptionen für ihr eigenes Konsumverhalten erkennen. Anmeldeschluss ist der 19. November. Der Wettbewerb findet in zwei Kategorien statt: einmal für Grundschulklassen und einmal für die Klassen 5 bis 10 aller Schulformen. red

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort