Demonstranten in Saarbrücken protestieren gegen Erdogan

Saarbrücken · Mehr als 200 Menschen haben gestern vor der Europagalerie in Saarbrücken gegen die massiven Menschenrechtsverletzungen in der Türkei demonstriert. Die Redner sprachen überwiegend türkisch, Flugblätter waren zweisprachig.

Viele der Teilnehmer kritisierten das Vorgehen der türkischen Regierung unter ihrem Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan gegen die Demonstranten in Istanbul. "Leute verschwinden von der Straße. Niemand weiß wo sie sind", erklärte Akedeniz Irfan. Das erinnere ihn sehr an den chilenischen Diktator Augusto Pinochet, sagte das Mitglied des Organisationskommitees. Mit der Demonstration wolle er seine deutschen Freunde einladen und ihnen die Situation in der Türkei erklären, um sie für dem Thema zu sensibilisieren.

Die saarländisch-türkische Politikerin Ikbal Berber (SPD) war kürzlich in Istanbul: "Die Menschen dort waren sehr sehr friedlich." Nie habe es einen Anlass zu den brutalen Polizeieinsätzen gegeben. "Es war ein Fest im Park: Klug, witzig, intelligent, eigentlich beeindruckend - bis die Polizei sich eingemischt hat." Was dort geschehe, berühre hautnah: "Alles, was draußen passiert, ist heute so nah, als ob es in unserem Vorgarten passiert."

Der langjährige Jugendvorsitzende der alevitischen Gemeinde im Saarland, Hüseyin Kaya, ist sehr besorgt über die Entwicklung in der Türkei. "Erdogan kann man nicht trauen", sagte Kaya der SZ. Es seien bereits so viele Journalisten in der Türkei verhaftet worden wie seit 1983 nicht mehr. "Wir kriegen aus der Ferne gar nicht mit, wie sehr die Leute unterdrückt werden", sagte Kaya. Der Fraktionschef der Landtags-Piraten, Michael Hilberer, erklärte: "Ich sehe es als Aufgabe von uns Demokraten an, die Demokratie dort zu unterstützen. Die Menschen kämpfen für ihre Freiheitsrechte."

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