Demo für Dialekt: Frankreich kämpft um Regionalsprachen

Straßburg/Metz

Straßburg/Metz. Die französischen Regionalsprachen sind vom Aussterben bedroht - so lautet der Befund Dutzender regionaler Kulturverbände, die an diesem Samstag in ganz Frankreich für mehr politische Unterstützung des "Kulturgutes Sprache" und für Gesetze zu deren Schutz demonstrieren wollen - unter anderem finden um 15 Uhr Kundgebungen in Straßburg (Place Kléber) und Metz (Bahnhofsvorplatz) statt."Der französische Staat hat die Regionalsprachen lange bekämpft, weil er darin ein Hindernis der Einigung sah", berichtet Jean-Marie Woehrling, Koordinator der elsass-lothringischen Demonstrationen. "Noch im 19. Jahrhundert sprachen die Menschen eher ihre Dialekte als die französische Hochsprache. Heute lernen die Kinder sie nicht mehr, die Sprachen sterben mit den älteren Generationen aus." Lediglich in ländlichen Gegenden werde noch heute tagtäglich im Dialekt gesprochen.

Um dieser Entwicklung Einhalt zu gebieten, setzen sich alleine in der grenznahen Region 20 Kulturverbände dafür ein, dass die politischen Rahmenbedingungen verbessert werden: "Die Sprachen müssen in die Schulen und Medien", sagt Woehrling. "Die Verfassung hält die Vielfalt der Regionalsprachen als nationales Kulturerbe hoch, aber die Politik tut für ihre Pflege nichts!"

Die Organisatoren fordern ein Gesetz, um den Schwund des Hochdeutschen, "Elsässerditsch" und "Lothringer Platts" aufzuhalten. Im Parlament wurde bereits ohne Ergebnis über einen Entwurf diskutiert, der unter anderem einen verpflichtenden paritätischen Sprachunterricht vor allem in Hochdeutsch fordert. Zudem sollen Rundfunkgebühren für Fernsehprogramme in regionalen Mundarten bereitgestellt werden. joe

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