Dem hann die Haase gedrosch

Alex Hawner aus Saarlouis-Picard hat sich zufällig wieder an das Mundartwort „Floos“ für Hefekuchen erinnert. Er schreibt, zu Gemüsesuppen habe es in Picard „Butterfloos, Zóckerfloos“ und – im Herbst – „Kwetschefloos“ gegeben.

Im Rheinischen Wörterbuch finden wir Flos, Aussprache: Floos, = "dünner Kuchen jeder Art, bes. Fruchttorte" für die saarländischen Orte Berus, Niedaltdorf, Schaffhausen, Dillingen und Groß-Hemmersdorf. Zur Herkunft des Wortes gibt es keine Angaben. Alex Hawner möchte wissen, ob "Floos" heute noch verwendet wird.

Aus Illingen-Wustweiler schreibt Alois Klees, dass seine Großeltern, die aus der St. Wendeler Gegend stammten, die Wörtchen "offere" (hinauf) und "awwere" (hinunter) verwendeten. Wir finden "awwere" im Pfälzischen Wörterbuch unter "abere" aus mittelhochdeutsch abher und "offere" unter "aufere" aus mittelhochdeutsch ufhër. Dazu die Redensart "Mit dem geht's hinne awere" (Der liegt im Sterben).

Alois Festor aus Lauterbach weist darauf hin, dass der a-Laut im Saarbrücker Dialekt und anderen rheinischen Dialekten in der Lauterbacher Mundart als o-Laut gesprochen werde. In Saarbrücken sage man "Hand, Gang, langsam", in Lauterbach "Hònd, Gòng, lòngsom". Seiner Meinung nach ist diese Aussprache auf den Einfluss des grenznahen lothringischen Dialekts zurückzuführen. Antwort: Es gibt diesen o-Laut auch in anderen Mundarten. Auf dem Marktplatz in Dudweiler steht "de Monn méd der long Schdong", in St. Ingbert gibt es "Eisebòhner", in Hostenbach schnattert "e Gons gonz laut". Die Aussprache "Monn" gibt es laut Rheinischem Wörterbuch für viele linksrheinische Orte bis hinauf nach Mönchengladbach. Ferner schreibt Alois Festor, dass man für "aweil lòngd's!" (jetzt langt's!) auch "jeddsadd lòngd's!" sagen könne. Dem wäre hinzuzufügen, dass im Saarbrücker Wörterbuch außer "jeddserd" die Varianten "iddser, jedds, jeddse, jeddser, jeddsde" und "jeddserd(e)" zu finden sind.

Karl Tinnes ist schon weit gediehen mit der Erstellung eines Merziger Wörterbuches. Vor längerer Zeit unterhielt ich mich mit ihm über das sogenannte "bewegliche n" in moselfränkischen Mundarten und erwähnte, dass die meisten moselfränkisch schreibenden Autoren es nicht berücksichtigen. Sie schreiben "éngenickt" (eingenickt), "én-machen" (einmachen), sprechen aber "égenickt" und "émachen". Damals erklärte ich Karl Tinnes, dass es für den Verlust von n eine Faustregel gibt. Sie ist im Internet im Lebacher Wörterbuch auf Seite 112 nachzulesen. Wie er schreibt, hat Karl Tinnes nun seine Sammlung auf diese Regel hin durchgesehen und festgestellt, dass er sie in 90 Prozent aller Fälle intuitiv richtig angewendet hat.

Christel Leibrock aus Kirkel-Limbach ist eine seltsame Redewendung eingefallen: "Dem hann die Haase gedrosch" (Der hat Angst bekommen). Im Pfälzischen Wörterbuch bedeutet "Die Hase dreschen ‘m" = Er hat Angst vor Schaden, Strafe. Ursprünglich könne damit gemeint gewesen sein: "Die Hasen nagen ihm die Halme ab."

Rita Fritz aus Saarwellingen schreibt, sie kenne "Dokes" als gebräuchliches Wort für den Allerwertesten. Dazu die Redensart: "Dau krischt de Dokes magait" (Du kriegst den Hintern gehauen). In der guten alten Zeit habe man den Lehrer abwertend als "Dokesmagaijer" bezeichnet. Antwort: Tokus = Hintern < jiddisch toches (der Hintere, Untere) aus hebräisch tahat (unten); makaien, makaiemen = verhauen < jiddisch makeinen (verprügeln).

Hinweis: Fragen und/oder Tipps können Sie per E-Mail an heimat@sz-sb.de schicken.

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