David überrascht sich selbst

Quierschied/Marpingen. Ganz oben auf dem Podest, die deutsche Fahne vor Augen und die Nationalhymne in den Ohren, dazu der Applaus von rund 200 Zuschauern und das Blitzlichtgewitter der Fotografen

 Ein vierfacher Weltmeister in Aktion: Rollstuhl-Rennfahrer David Scherer beim Training. Der 14-Jährige räumte bei der WM in Tschechien groß ab. Foto: Wieck

Ein vierfacher Weltmeister in Aktion: Rollstuhl-Rennfahrer David Scherer beim Training. Der 14-Jährige räumte bei der WM in Tschechien groß ab. Foto: Wieck

Quierschied/Marpingen. Ganz oben auf dem Podest, die deutsche Fahne vor Augen und die Nationalhymne in den Ohren, dazu der Applaus von rund 200 Zuschauern und das Blitzlichtgewitter der Fotografen. Der Moment auf dem Siegertreppchen, als er seine erste Gold-Medaille über 100 Meter gewann, sei für ihn der schönste gewesen, sagt David Scherer aus Marpingen, der für den Verein Hilfe durch Sport aus Quierschied startet.Mit seinem Renn-Rollstuhl holte der 14-Jährige bei den Junioren-Weltmeisterschaften der Rollstuhlfahrer- und Amputierten-Sportförderation (IWAS) in Tschechien vier Mal Gold über 100, 200, 400 und 800 Meter sowie einmal Silber über 1500 Meter. "Eine Medaille wäre schön, aber kein Muss", hatte Davids Trainer Wolfgang Blöchle vor der WM gesagt. Damals konnte noch keiner ahnen, dass der Jüngste im Feld allen davon fahren würde. Bereits bei seinem ersten Rennen über 100 Meter der U16 holte David Gold. "Jetzt brauchst du eigentlich nichts mehr zu machen", scherzte da sein Trainer. Doch David schaffte noch viel mehr. Über die 1500 Meter startete er bei der U18. Trotz der bis zu vier Jahre älteren Gegner erkämpfte sich David "taktisch klug", wie sein Trainer sagt, den zweiten Platz. "Im Endspurt ließ er die Konkurrenz hinter sich. Dieser zweite Platz war fast noch wertvoller als die Gold-Medaille", sagt Blöchle. Und auch am zweiten Tag zeigte David eine tolle Leistung. Wieder gab es Gold, diesmal über die 200 und 800 Meter. Im strömenden Regen fand die Siegerehrung statt: "Manchmal war das Prasseln des Regens so laut, dass man die Nationalhymne nicht mehr hören konnte", erzählt David. Am dritten Tag kam schließlich noch Gold über 400 Meter hinzu. "Ich habe ja mit einer Medaille gerechnet, aber dass es gleich so viele werden . . .", ist David von sich selbst und seiner Leistung überrascht. Das letzte Rennen der WM über 5000 Meter sei auch das härteste gewesen, sagt der Marpinger, denn hier musste der 14-Jährige bei den U 23 starten. "Das war ein echtes Gerangel", beschreibt er das Rennen. Drei Teilnehmer seien nicht ins Ziel gekommen, zwei wurden wegen unsportlichem Verhalten disqualifiziert. Trotz allem schaffte es David auf den vierten Platz.Herzlicher EmpfangDamit Scherer zu einer solchen Leistung in der Lage ist, sei ein ganzes Paket von Unterstützung nötig.Der Behinderten- und Rehabilitations-Sportverband-Saarland (BRS) bemüht sich um sein Training, sein Verein in Quierschied gibt finanzielle Unterstützung", besonders wichtig sei aber Davids familiärer Rückhalt. "Seine Mutter opfert viel Zeit, um ihm alles zu ermöglichen", erklärt der Trainer. Die Unterstützung von Zuhause zeigte sich auch bei Davids Rückkehr von der WM. Die Belegschaft des Aktiv-Markts Marpingen, der seiner Tante gehört und in dem seine Mutter arbeitet, sang "Hoch soll er leben" und hielt ein Banner hoch: "Herzlich Willkommen unser Weltmeister David". Auch in seiner Schule, der Gesamtschule Marpingen, wurde er willkommen geheißen. Und dann durfte er vor 150 Schülern seiner Stufe berichten, wie man sich so fühlt als Weltmeister.

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