Das Wetter unterliegt dem Chaosprinzip

Das Wetter geht uns alle an. Und über nichts und niemanden lässt sich so gut schimpfen, wie über das Wetter und die Meteorologen. Wie kompliziert der Prozess ist, der hinter der Wettervorhersage steht, ahnen nur die wenigsten

Das Wetter geht uns alle an. Und über nichts und niemanden lässt sich so gut schimpfen, wie über das Wetter und die Meteorologen. Wie kompliziert der Prozess ist, der hinter der Wettervorhersage steht, ahnen nur die wenigsten. Grundsätzlich unterliegt das Wetter dem Chaosprinzip; das heißt: Es gibt keine allgemeingültige Formel, mit der sich für jeden Ort und Zeitpunkt das Wetter vorhersagen ließe. Die aber doch recht hohe Eintreffwahrscheinlichkeit von Wettervorhersagen liegt vor allem daran, dass wir die Grundprinzipien des Wetters in großen Teilen verstanden haben. Ausgangspunkt ist die Sonne. Sie liefert Energie in Form von Strahlung. Diese Strahlung sorgt auf der Erdoberfläche und in der Erdatmosphäre nicht nur für Licht, sondern auch für Wärme. Aufgrund der Neigung der Erdachse und der Erdrotation bekommt nicht jeder Flecken auf der Erde zu jeder Zeit gleich viel Sonne ab. Diese ungleiche Wärmemenge, die zur Verfügung steht, treibt die globale Zirkulation an. Hoch- und Tiefdruckgebiete geben sich die Klinke in die Hand und sind ein Ergebnis der großräumigen Zirkulation. Diese Luftdruckgebilde bestehen nicht ewig. Der Wind transportiert die überschüssigen Luftmassen vom Gebiet hohen Druckes in das Tiefdruckgebiet. Dort werden sie gezwungen, aufzusteigen. Dabei kühlt sich die Luft ab, so dass der in ihr enthaltende Wasserdampf auskondensiert und in Form kleiner Wassertröpfchen sichtbar wird - eine Wolke ist entstanden. Ist diese in der Lage, aus den vielen kleinen Wassertröpfchen größere Tropfen zu bilden, dann fallen diese als Regen, Schnee oder Eis Richtung Erdoberfläche. Alle diese Vorgänge basieren auf physikalischen Prinzipien und lassen sich theoretisch über Formeln berechnen. Damit die Wettermodelle überhaupt eine Wettervorhersage berechnen können, brauchen sie eine genaue Beschreibung des Zustandes der Atmosphäre zum Zeitpunkt des Starts der Berechnung. Diese erhalten sie durch die Meldungen von Wettermessungen auf Schiffen, an Flugzeugen, Fernerkundungsdaten der Satelliten, Radiosondenaufstiege und durch die Beobachtungen der über 14 000 Wetterstationen weltweit. Eine davon steht in Freisen auf 600 Meter Höhe direkt am dortigen Windpark. Das Wetter in Freisen ist im Vergleich zum restlichen Saarland durchaus besonders: Aufgrund der Höhenlage ist es durchschnittlich zwei bis fünf Grad Celsius kälter und bis zu 300 Liter pro Quadratmeter feuchter. Zudem ist es der Höhe entsprechend windiger. Die Freisener Wetterstation wird vom Wetterdienstleister Meteomedia betrieben. Gemessen werden dabei die Temperatur am Boden und in zwei Meter Höhe, die Niederschlagsmenge, die Windgeschwindigkeit in zehn Meter Höhe und die Windrichtung sowie die Sonnenscheindauer, Luftfeuchtigkeit und der Luftdruck. Die Daten werden über eine Telefonleitung in die Meteomedia-Zentrale abgerufen und dort weiterverarbeitet. Nachdem die Wetterdaten in die Wettermodelle eingegangen sind und diese den wahrscheinlichen weiteren Wetterverlauf berechnet und in Form von Wetterkarten ausgegeben haben, obliegt es dem Meteorologen, die Karten richtig zu interpretieren und eine Wettervorhersage für Fernsehen, Radio oder Zeitung zu erstellen. Dabei darf er sich nicht nur auf die Karten eines einzigen Wettermodells verlassen. Zum einen ändert sich für jede Wetterberechnung des Modells die Ausgangslage, zum anderen gibt es auch in jedem Wettermodell selbst nochmals mehrere Alternativberechnungen. Ein erfahrener Meteorologe wägt die verschiedenen Prognosen richtig ab und erstellt eine zuverlässige Vorhersage. Aber auch er ist machtlos, wenn das Wetter ein Schnippchen schlägt und mal wieder das macht, was es will.Das zweite Seminar "Freisen macht das Wetter" findet am Samstag, 9. Oktober, im Rathaus statt. Information und Anmeldung: Christine Barth, Telefon (0 68 55) 97 44.

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