Das Vogelparadies soll bleiben

Dorf im Warndt/Großrosseln. Über Jahre sind sie ein Geheimtipp unter Naturschützern gewesen: Spezialisten des zum NABU gehörenden Bundes für Natur- und Vogelschutz Warndt haben auf dem Gelände der Absinkweiher St. Charles, zwischen Großrosseln und Dorf im Warndt gelegen, eine ungewöhnliche Vielfalt von Tierarten beobachtet

 Die Absinkweiher St. Charles bei Großrosseln locken über 100 Vogelarten an. SZ-Archivfoto: Jenal

Die Absinkweiher St. Charles bei Großrosseln locken über 100 Vogelarten an. SZ-Archivfoto: Jenal

Dorf im Warndt/Großrosseln. Über Jahre sind sie ein Geheimtipp unter Naturschützern gewesen: Spezialisten des zum NABU gehörenden Bundes für Natur- und Vogelschutz Warndt haben auf dem Gelände der Absinkweiher St. Charles, zwischen Großrosseln und Dorf im Warndt gelegen, eine ungewöhnliche Vielfalt von Tierarten beobachtet. Vor allem Wasservögel, die auf ihrem jährlichen Zug zwischen Nord- und Südeuropa dort rasten; die Naturschützer zählten weit über 100 Vogelarten, darunter solche, die auf der Roten Liste stehen. Mittlerweile haben auch Bürger und Kommunalpolitiker die Fläche entdeckt. Anwohner gehen dort spazieren. Uwe Prior, Behinderten-Beauftragter der Gemeinde, hat ein Konzept vorgelegt für einen barrierefreien Wanderweg dort. Großrosselns Bürgermeister Jörg Dreistadt (SPD) sähe die eigenwillig karge Landschaft gerne umgestaltet zum Naherholungsgebiet, mit Aussichtspunkten und ein paar Sitzgelegenheiten.Was hat die Eigentümerin, die RAG Montan Immobilien (MI) GmbH, mit der rund 20 Hektar großen Fläche vor? Rudolf Krumm, Saar-Chef der RAG Mi, und RAG-Sprecher Karlheinz Pohmer haben im SZ-Redaktionsgespräch Auskunft gegeben über den Stand der Dinge. Der Abschlussbetriebsplan sei fertig, schon seit fast zwei Jahren, sagt Krumm. Er berücksichtige die Unterschiede zwischen den beiden Absinkweihern. Der kleinere Weiher, ganzjährig Gewässer, besitze "hohe Biotop-Qualitäten" - die sollen bleiben. Der größere Weiher hingegen ist nur wechselfeucht, also je nach Witterung mal trocken, mal schlammig, mal nass. Theoretisch könne man ihn mit Erdmassen abdecken, praktisch sei das aber "schwierig", sagt Krumm: "Woher nehmen?" Doch am Geländeprofil müsse man arbeiten, aus Sicherheitsgründen: Ein Gutachten habe gezeigt, dass einzelne Böschungsteile "übersteilt" seien. Für den größeren Weiher sei nach der Sanierung eventuell auch eine Photovoltaik-Nutzung denkbar. Den ökologischen Wert des kleineren Weihers mindere das nicht. Doch diese Frage sei noch offen.

Für das denkmalgeschützte Fördergerüst sucht Krumm nach Partnern. Der Regionalverband habe ein "Landmarkenprojekt" initiiert, bei dem Charakteristika der Landschaft inszeniert werden sollen, auch Fördertürme. Krumm möchte dieses Projekt nutzen, um das Gerüst umzuwandeln in einen Aussichtsturm. Den könnte dann die Gemeinde übernehmen. Der Förderturm sei in gutem Zustand, sagt er. Um später seine Erhaltung zu sichern, sei ein Verfahren möglich, das auch sonst öfter angewendet werde: Kauft jemand ein Denkmal von der RAG, bekommt er das Geld dazu, das die RAG für den Abriss spart. Dafür, ergänzt Pohmer, sei aber immer die Zustimmung des Subventionsgebers nötig.

Und wann können die Weiher St. Charles voraussichtlich aus der Bergaufsicht entlassen werden? Drei, vier, fünf Jahre, schätzt Krumm, werden die Sanierungsarbeiten sicher noch dauern.

Hintergrund

 Rudolf Krumm (links), Saar-Chef der RAG Montan Immobilien, und RAG-Sprecher Karlheinz Pohmer. Foto: Becker & Bredel

Rudolf Krumm (links), Saar-Chef der RAG Montan Immobilien, und RAG-Sprecher Karlheinz Pohmer. Foto: Becker & Bredel

 Die Absinkweiher St. Charles bei Großrosseln locken über 100 Vogelarten an. SZ-Archivfoto: Jenal

Die Absinkweiher St. Charles bei Großrosseln locken über 100 Vogelarten an. SZ-Archivfoto: Jenal

 Rudolf Krumm (links), Saar-Chef der RAG Montan Immobilien, und RAG-Sprecher Karlheinz Pohmer. Foto: Becker & Bredel

Rudolf Krumm (links), Saar-Chef der RAG Montan Immobilien, und RAG-Sprecher Karlheinz Pohmer. Foto: Becker & Bredel

Die Absinkweiher St. Charles zwischen Großrosseln und Dorf im Warndt dienten ursprünglich als Steinbruch für den Sand, der in ausgekohlte Bergbau-Anlagen unter Tage eingespült wurde. Später wurde die Fläche aufgefüllt mit Kohleschlamm. Auf dem kargen, schwarzen Boden hat sich im Lauf der Zeit eine spezielle Flora und Fauna entwickelt. Die Weiher-Wasserfläche lockt Vögel, darunter seltene Arten, zur Rast auf dem Zug ins Winterquartier und zurück. Die Fläche, rund 20 Hektar groß, liegt recht hoch; man hat von dort gute Aussicht auf die benachbarte deutsch-französische (Industriekultur-)Landschaft. dd

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