Das vierte laute "Non" zum Kraftwerk

Saargemünd. Zum vierten Mal innerhalb eines halben Jahres haben sich am Samstag rund 1000 Bürger in Saargemünd versammelt, um gegen ein in Hambach geplantes Gaskraftwerk zu demonstrieren, das bei einer Investition von 700 Millionen Euro 900 Megawatt Strom erzeugen soll

Saargemünd. Zum vierten Mal innerhalb eines halben Jahres haben sich am Samstag rund 1000 Bürger in Saargemünd versammelt, um gegen ein in Hambach geplantes Gaskraftwerk zu demonstrieren, das bei einer Investition von 700 Millionen Euro 900 Megawatt Strom erzeugen soll. Auch der steife Ostwind, der bei Temperaturen um null Grad für kalte Füße und klamme Finger sorgte, konnte die Gegner nicht davon abhalten, ihren Unmut über die Gaszentrale mit Transparenten und Sprechchören kund zu tun. An der Spitze des Zuges skandierten ein Dutzend Kinder unermüdlich: "Centrale, pollution - en regardez mon poumon." Frei übersetzt: Kraftwerk, Verschmutzung - betrachtet doch mal meine Lung'.

Dahinter brachte ein buntes Völkchen, zum Teil bereits mit Narrenkappe oder anders maskiert, seinen Unmut über die an der oberen Saar vermeintlich drohenden Umweltgefahren zum Ausdruck. Meist hieß es schlicht "Non à la centrale" (Nein zum Kraftwerk), doch oft wurden auch andere Bezüge hergestellt: "Hambach - Kopenhagen: ein Paradox" oder, auf rotem Grund: "Retten wir unsere Bienen und Vögel". Zwei ältere Herrschaften aus Saarbrücken waren ebenfalls angereist und spannten gelbes Leinen quer über die Straße. Darauf prangte der Schriftzug: "Montagsdemo Saarbrücken: Weg mit Hartz IV." Auf die Frage, was man denn mit einer solch programmatischen Polit-Aussage hier in Saargemünd ausrichten wollte, sagte eine Frau: "Wir kommen zwar von der Montagsdemo, aber das hier finden wir auch richtig."

Die größten Gegner der Demonstranten waren offenbar der Saargemünder Bürgermeister Céleste Lett und der örtliche Gemeindeverbandspräsident Roland Roth. Auf einem Gülletank, der von einem Traktor gezogen wurde, stand in großen Buchstaben: "Lett und Roth, das stinkt." Weiter hinten in der Marschsäule wurden die beiden Politiker, die sich schon mehrfach zu Gunsten der Ansiedlung des Gaskraftwerks ausgesprochen hatten, zum Rücktritt aufgefordert oder als Feinde der Demokratie beschimpft. Beide hatten im vergangenen Jahr zwei Mediziner mit einem Gutachten zu der Frage, ob von dem geplanten Gaskraftwerk Gefahren für die Anwohner zu erwarten seien, beauftragt. Ergebnis: Alle Grenz- und Warnschwellen sowohl für Lärm als auch für Schwefel-, Kohlen- oder Stickoxide würden deutlich unterschritten. Selbst die vorbeiführende Autobahn wäre ein größeres Umweltrisiko.

Bei der Abschlusskundgebung auf der Freitreppe des Saargemünder Justizpalastes fassten die Redner, allesamt Lokalpolitiker aus den umliegenden Gemeinden, ihre Argumente gegen das Gaskraftwerk, das mit technisch ausgereifter Gas- und Dampftechnik ausgestattet sein soll, zusammen: Eine Notwendigkeit zusätzlicher Stromerzeugung in der Region sei nicht vorhanden; die aus Paris stammenden Betreiber wollten hier im Osten nur Reibach machen; es würden nur die Hälfte der behaupteten 50 Arbeitsplätze entstehen. Projekte wie das Thermalbad Bad Rilchingen oder die Biosphäre Bliesgau seien ernsthaft gefährdet. Deshalb biete man demnächst eine Informationsveranstaltung in Kleinblittersdorf an.

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