"Das Theater ist unser Leben"

Pachten. Abgründe haben sich aufgetan in der gut besuchten Römerhalle in Pachten, wo Zahnbürstenfabrikant Sigismund Meyer der erdrückenden Fürsorge seiner Schwester zu entkommen versuchte

 Das Ensemble der Volksbühne Pachten traf sich zu einem Gruppenbild. Foto: Sascha Schmidt

Das Ensemble der Volksbühne Pachten traf sich zu einem Gruppenbild. Foto: Sascha Schmidt

Pachten. Abgründe haben sich aufgetan in der gut besuchten Römerhalle in Pachten, wo Zahnbürstenfabrikant Sigismund Meyer der erdrückenden Fürsorge seiner Schwester zu entkommen versuchte. "Weiber, Nikotin und Wein können schnell dein Ende sein!", rief sie ihm zu, worauf er nur resignierend stöhnte: "Ihr Frauen habt es doch einfach: Ihr trinkt nicht, ihr raucht nicht - und Frauen seid ihr selbst.""Siggi, der Sieger", einen Schwank in drei Akten, führte die Volksbühne Pachten am Wochenende in einer Doppelvorstellung auf. In einer überarbeiteten Mundartversion verlegte die Gruppe, unter Spielleitung von Ernst Lauer, das Geschehen in den eigenen Heimatort. Gespickt mit zahlreichen Anspielungen auf Pachten und Diefflen hatte das Ensemble sein Publikum von der ersten Szene an im Griff.

Schauplatz des Lustspiels ist der Salon von Unternehmer Siggi. Zum Schein tritt der mit Kumpel Theo in einen Boxclub ein, damit seine Schwester und Theos Frau nicht bemerken, dass die beiden Herren abends um die Häuser ziehen. Das geht so lange gut, bis ein Schaukampf des Boxclubs stattfinden soll. Siggi und Theo müssen sich etwas einfallen lassen, damit der Schwindel nicht auffliegt.

Verzweiflung und Freude der Darsteller waren vor der Bühne deutlich zu spüren, wenn die Männer etwa schwungvolle Luftlöcher boxten und um keine cognacschwangere Ausrede verlegen waren, wenn es darum ging, von ihren vermeintlichen Erfolgen zu berichten. Derweil blieben die Frauen in aller Hysterie und Anspannung doch immer noch herzlich, während der Sekretärin Frau Mecker - pardon: Fräulein - das Entsetzen über die Zustände in der Firma deutlich ins Gesicht geschrieben stand.

Auf Pointen folgten Lachsalven - so laut, dass sie mehr als einmal die Dialoge zu übertönen drohten. "Ernste Stücke wären auch interessant", sagt Bernhard Schmitt, Vorsitzender der Volksbühne Pachten, zur Auswahl des Stückes, "aber wir richten uns nach unserem Publikum, und das kommt, um sich zu amüsieren."

Über Arbeitsmangel kann die Volksbühne in diesem Jahr nicht klagen. Traditionell findet die Jahresaufführung am letzten Oktoberwochenende statt. "Letztes Jahr kam uns jedoch kurzfristig ein Darsteller abhanden, der auf die Schnelle nicht ersetzt werden konnte", erzählt Jürgen Bollbach. Deshalb holte das Ensemble die Aufführung im Mai nach. Zudem probt die Gruppe bereits für ihren Weltrekord: 24 Stunden am Stück wird die Pachtener Volksbühne im April ein Bühnenstück von Heinz Steffens und Josef Hektor aufführen - in gleichbleibender Besetzung. Wie das zu bewältigen ist? "Das Theater ist unser Hobby", sagt Bollbach, "und es ist unser Leben."

Auf einen Blick

Das Ensemble der Volksbühne Pachten: Jürgen Bollbach (Siggi Meyer), Marlies Schmidt (Karin Hummel), Michael Bollbach (Albert Hummel), Nadine Janßen (Irmtraud), Bernhard Schmitt (Theo Marx), Maria Kraft (Alma Marx), Christine Henseleit (Fräulein Mecker), Seline Lehnhof (Lisa Fitz). Souffleuse: Samantha Winter. Spielleitung: Ernst Lauer. ssch

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort