Das sind Trüffel vom ScheidterbergDieser Pilzfund lässt die Fachleute staunen

Scheidterberg. "Wir haben Trüffel gefunden", ruft Valentin Hettrich (6) und guckt mit großen Augen seinen Freund Valentin Erfort (8) an. "Genau hier", sagen die beiden und knien sich auf den Boden. Im Rasen klafft eine große Lücke. "Wir brauchten schwarze Erde für unsere Matschepampe, die wir in einem Eimer machen wollten", sagt Valentin Hettrich

Scheidterberg. "Wir haben Trüffel gefunden", ruft Valentin Hettrich (6) und guckt mit großen Augen seinen Freund Valentin Erfort (8) an. "Genau hier", sagen die beiden und knien sich auf den Boden. Im Rasen klafft eine große Lücke. "Wir brauchten schwarze Erde für unsere Matschepampe, die wir in einem Eimer machen wollten", sagt Valentin Hettrich.Wolfgang Hettrich (71) blickt die Knirpse an und lacht: "Nein", sagt er, "mich stört es nicht, dass die Jungs vorige Woche den Garten umgegraben haben. Ich habe elf Enkelkinder. Da ist man einiges gewöhnt." In seinem Haus am Scheidterberg ist der 71-Jährige geboren.

Dass es dort Trüffel gibt, ist auch für den Senior neu. "Unser ganzer Kühlschrank riecht jetzt danach", sagt Großmutter Karin (68). Beim Graben einen "echten Schatz" zu finden, wäre dem jüngeren Valentin zwar lieber gewesen. Aber "eine große Sache" sei es irgendwie dennoch: "Immerhin kommen wir in die Zeitung."

In seinen Händen liegen walnussgroße, schwarze Trüffelknollen. Die Außenhaut zeigt die typischen pyramidenförmigen Beulen. Eine aufgeschnittene Knolle offenbart das beige, marmorierte Fruchtfleisch. Sieht nicht nur aus wie Trüffel, sondern riecht auch so: ein bisschen nach Pilz, nussig und ein wenig süßlich-modrig.

"Ich hab' das nicht erkannt", sagt der sechsjährige Blondschopf und guckt wieder zu seinem großen Freund hoch: "Ich wusste, was das ist", sagt der große Valentin stolz, "weil ich Trüffel aus der Küche von Papa kenne." Sein Vater ist der Drei-Sterne-Koch Klaus Erfort. "Gegessen habe ich das auch schon. Mit Nudeln."

Einen bleibenden Eindruck hat die teure Pilzspezialität auf den Jungen aber nicht gemacht: "Mhh, keine Ahnung wie mir das geschmeckt hat", sagt der Achtjährige.

"Insgesamt 14 Knollen, die größte war eigroß, haben wir ausgegraben", sagt Nina Hettrich (33), die Mutter des Sechsjährigen. "Ganz sicher, ob es wirklich Trüffel ist, war ich mir nicht. Aber ein befreundeter Koch, dem wir die größte Knolle geschenkt haben, hat's bestätigt: Sommertrüffel." Auch die Mutter des großen Valentin, Andrea Scheyer (41), selbst Köchin in einem Saarbrücker Sterne-Restaurant, ist sich sicher: "Ja, das ist Sommertrüffel, und den kann man natürlich auch essen."

Der Sechsjährige kann sich dennoch nicht dafür begeistern und schüttelt den Kopf: "Ich esse das nicht", sagt er, "riech' mal. Das stinkt nach altem Käse." Seine Leibgerichte sind "Schnitzel mit Pommes oder Verheiratete. Ich mag Klöße", sagt er. Auch der ältere Valentin will keinen Trüffel: "Ich esse am liebsten Gemüse. Suppen oder Sellerieschnitzel." Der seltene Fund entfaltet also sein Aroma unberührt in Omas Kühlschrank.

Saarbrücken. Staunen allenthalben: Die Trüffel vom Scheidterberg lassen jeden Experten aufhorchen.

Karin Montag (58), Herausgeberin der Schmelzer Pilzzeitung "Der Tintling", bestätigt auf SZ-Anfrage, dass der "Sommertrüffel Tuber aestivum" im Saarland zwar vorkomme, aber dennoch "ein ungewöhnlicher Fund" sei: "Aus der Schlauchpilzgattung Tuber, zu der die Sommertrüffel Tuber aestivum gehören, gibt es im Saarland noch ein halbes Dutzend weiterer Arten, die aber durchweg sehr selten sind und selbst bei fachmännischer, gezielter Suche nur alle paar Jahre einmal gefunden werden." Im reifen Zustand sei der Sommertrüffel "sehr schmackhaft", sagt die Fachfrau.

Hans-Werner Graß, der Leiter der saarländischen Pilzberatungsstelle in Weiskirchen, spricht, auf die Pilze vom Scheidterberg angesprochen, von einem im Saarland "höchst seltenen Fund". Trüffel seien, da sie ja unterirdisch wachsen, ohnehin schwer zu entdecken.

Ralf Blechschmidt, dem Chef des Saarbrücker Stadtforstes, ist in den Wäldern, die er hegt und pflegt, noch nie ein Trüffel untergekommen. "Ich weiß aber von vereinzelten Funden in Lothringen."

Da der Normalsaarbrücker sich also mit Trüffeln nur im Fachhandel eindecken kann, haben wir uns in der Stadt umgehört, was sie so kosten. Bei Cremona Feinkost reicht die Spanne bei diesen begehrten Pilzen je nach Herkunft und Qualität von 500 Euro bis zu 3000 Euro je Kilo bei Trüffel-Spitzenqualitäten, und Früchte Kreis nannte für die leckeren Dinger einen 100-Gramm-Preis von 50 Euro. ceg/ole

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