Gerichtsverhandlung Das Schweigen des Til Schweiger

Saarbrücken · Im Streit um einen Facebook-Beitrag des Schauspielers gibt es vor dem Saarbrücker Landgericht keine Einigung.

 Der Stuhl, auf dem Til Schweiger gestern in Saal 1 des Saarbrücker Landgerichts sitzen sollte, blieb leer. Stattdessen diente er als Ablagefläche für den Mantel seiner Hamburger Anwältin Stephanie Vendt.

Der Stuhl, auf dem Til Schweiger gestern in Saal 1 des Saarbrücker Landgerichts sitzen sollte, blieb leer. Stattdessen diente er als Ablagefläche für den Mantel seiner Hamburger Anwältin Stephanie Vendt.

Foto: Patricia Heine

Die lilafarbenen Glitterfingernägel fahren Karussell. So schnell umkreisen sich die Daumen in den gefalteten Händen von Pe­tra U. Ihre Stimme zittert. Sie wirkt nervös. Dabei ist die Gerichtsverhandlung schon vorbei. Petra U., 58 Jahre, aus Sulzbach, die Klägerin. Gewonnen hat sie nicht. Verloren auch nicht. Gegen den Schauspieler und Regisseur Til Schweiger.

Sein Platz im Gerichtssaal bleibt am Freitag leer. Feige sei es, dass er nicht erschienen ist, sagt Petra U. Nächtelang habe sie nicht geschlafen. Vor Panik. Der Grund dafür: Morddrohungen von einem Mann aus Frankfurt. „Kinder träumen davon, dass du nachts abgestochen wirst“, soll jemand unter dem Namen „Adolfs Left Hand“ in einer persönlichen Facebook-Nachricht an Petra U. geschrieben haben.

Alles begann mit einer Facebook-Nachricht, die Petra U. persönlich an Til Schweiger verschickte: „Sie wollten doch Deutschland verlassen. Warum lösen Sie Ihr Versprechen nicht endlich ein?“ Es war kurz nach der Bundestagswahl, Ende September. Gerüchten zufolge hatte Schweiger im Vorfeld der Wahl angekündigt, das Land verlassen zu wollen, wenn die AfD in den Bundestag einziehen sollte. Zudem schob Petra U. den Satz hinterher: „Ihr Demokratieverständnis und Ihr Wortschatz widern mich an.“

„Ich wollte provozieren“, sagt Petra U. am Freitag vor Gericht. Satire sei ihre Nachricht gewesen. Sie habe sich über die Wortwahl Schweigers geärgert, der für viele als Vorbild gelte und doch Menschen in der Öffentlichkeit als „Deppen“ und „Vollpfosten“ bezeichne. Schweiger veröffentlichte die private Nachricht von Petra U. auf seinem Facebook-Profil. Mit seiner Antwort: „Hey Schnuffi…! Date!? Nur wir beide?!“ Petra U. fühlt sich durch das Veröffentlichen des Nachrichtenverlaufes in ihrem Persönlichkeitsrecht verletzt. Sie stellt einen Unterlassungs-Antrag beim Landgericht Saarbrücken.

Am Freitag um 12 Uhr ist es so weit. Petra U. und Til Schweiger sollen vor der 4. Zivilkammer des Landgerichts aufeinandertreffen. Die 4. Kammer hatte das Erscheinen beider Parteien angeordnet. Mehrere Fernsehteams und Journalisten versammeln sich vor Saal 1 des Saarbrücker Landgerichts. Auf den Schauspieler wartet niemand. Bereits am Tag zuvor teilte er seine Abwesenheit mit. Er schickt seine Hamburger Rechtsanwältin Stephanie Vendt als Bevollmächtigte. Und die legt einen wortkargen Auftritt hin. Auf hohen Absätzen stolziert sie um 12 Uhr in den Gerichtssaal. Ihren Mantel legt sie auf dem freien Stuhl neben sich ab. Schweigers Platz. Ihre Miene steif. Den Blick geradeaus gerichtet. Die Medienvertreter scheinen für sie Luft zu sein.

Dann eröffnet der Vorsitzende Richter Martin Jung die Sitzung. Nach einer knappen halben Stunde kommt er zu seinem Fazit: Das Persönlichkeitsrecht von Petra U. sei durch ihre Namensnennung verletzt worden. Ein Urteil des Oberlandesgerichts Hamburg verbiete das Veröffentlichen privater Nachrichten. Aber die Klägerin habe Schweiger „auch erheblich angegangen“ und sie habe ihren Namen vor der Unterlassungsklage selbst veröffentlicht – indem sie Hilfe in einer Facebook-Gruppe suchte, der 25 000 Mitglieder angehörten, wie Vendt zuvor erklärt hatte.

Eine gütliche Einigung gibt es am Freitag vor Gericht nicht. Der Streit geht weiter. Erstmal nicht im Gerichtssaal. Die Anwälte von Schweiger und Petra U. sollen dazu nächste Woche Gespräche führen. Kommt eine Einigung wieder nicht zustande, wird das Gericht am 23. November eine Entscheidung treffen. Wie der Streit enden könnte, dazu sagt Arnold Heim, der Saarbrücker Anwalt von Petra U., am Freitag nicht viel: „Jeder lässt irgendwie nach.“ Sein gemeinsames Ziel mit Petra U. bleibe aber weiterhin, dass der Facebook-Eintrag gelöscht werde.

 Til Schweiger

Til Schweiger

Foto: dpa/Patrick Seeger

Das Nichterscheinen Schweigers habe für ihn keine Konsequenzen, sagt der Richter abschließend. Dem Stuhl im Gerichtssaal zieht Schweiger wohl die Sonnenliege vor. Auf seiner Facebook-Seite postet der Schauspieler am Freitag Urlaubsfotos aus der Toskana.

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