Luxushotels im Saarland Das Saarland hat eine neue Hotel-Liga

Nohfelden · Immer mehr Hoteliers im Saarland setzen auf Luxus. Das Flaggschiff dürfte die neue „Seezeitlodge“ am Bostalsee sein.

 Alles vom Allerfeinsten: Die „Seezeitlodge“ am Bostalsee setzt auf lässige Eleganz.

Alles vom Allerfeinsten: Die „Seezeitlodge“ am Bostalsee setzt auf lässige Eleganz.

Foto: Rich Serra

Sie heißen „Bergwiesenglück“ oder tragen kostbare Begriffe wie „Chalet“ im Namen, und ihre Standorte klingen nach ganz großem Urlaubskino: Malediven, Bali und – Saarland. Ja, so ist das seit geraumer Zeit. Drei Hotels werben hier unter dem exklusiven Label „Hideaway Hotels“ für sich: Victors Hotel Schloss Berg in Perl, das Saarlouiser Designhotel „La Maison“ und die „Seezeitlodge“ in Gonnesweiler am Bostalsee. Das neue Naturressort der Vier-Sterne-Plus-Premiumklasse macht bereits seit seinem Pre-Opening im Juli von sich reden, mit seinem hierzulande bisher nicht gekannten, zeitgemäß-„coolen“ Verwöhn- und Wellness-Kosmos, edel und lässig zugleich. Der Slogan für die heutige Eröffnungsparty könnte kaum besser gewählt sein: „Es ist Zeit zu staunen“.

Das Statistische Bundesamt bestätigte dieser Tage das, was alle saarländischen Touristiker bereits wussten: Das Saarland wird dieses Jahr die Zahl von einer Million Gäste locker überspringen. „Wenn wir weiter wachsen wollen, brauchen wir eine Steigerung der Kapazitäten“, sagt die Leiterin der Tourismuszentrale Saar (TZS), Birgit Grauvogel. Mittelklassehotels, die Drei-Sterne-Kategorie, sei hierfür der beste Garant und Motor. Zugleich müsse man sich jedoch stark ausdifferenzieren. Man baut laut Grauvogel auf Topadressen, um die Nachfrage in diesem Bereich erfüllen zu können. Ähnlich sieht es der Geschäftsführer der Industrie- und Handelskammer, Carsten Meier. „Das Saarland bietet jetzt für jeden Kunden etwas“, sagt er. Der Aufschwung im Tourismus an der Saar sei „zu einem guten Stück auch der gewerblichen Hotellerie zu verdanken“. Viele Betriebe hätten erheblich in Qualität und Service investiert. Das Sonderprogramm „Tourismus plus“, im Zuge der Finanzkrise aufgelegt, sei zwischen 2009 und 2012 intensiv nachgefragt worden. Der IHK-Geschäftsführer beobachtet wie Grauvogel einen Trend in der Hotellerie „weg von der Stange“.

Tatsächlich haben sich in den vergangenen Jahren im Saarland sehr viele Hoteliers in diese Richtung bewegt und haben ihre Häuser als Boutique- oder Designhotel positioniert, etwa das Hotel am Triller, das DomiziI Leidinger und das Hotel Fuchs in Saarbrücken. In Homburg hat sich das Hotel Rabenhorst modern gehäutet, und auch die Familie Buchna hat in ihr „Landhotel Saarschleife“ viel Renovierungs-Geld gesteckt. Als besondere Adressen gelten laut Grauvogel auch der „Linslerhof“ in Überherrn oder die Sieben-Zimmer-Exquisit-Adresse „Villa Almarin“ in St. Ingbert. „Qualität ist immer gut für die Vermarktung eines Standortes“, so Grauvogel. In Bezug auf die „Seezeitlodge“ spricht sie von einer „neuen Dimension“.

Wohl wahr. Um hier reinzukommen, muss man klingeln. Der dreistöckige Holz-Glas-Bau der Berliner Architekten (Lars Krückeberg, Graft) fügt sich wie eine afrikanische Lodge in die Wald-Abgeschiedenheit des Saar-Hunsrück-Naturparks. Das geradlinige Gebäude steht an einem Logenplatz über dem See, mit direktem Blick auf den Yachthafen. Man hat regionale Kieselsteine integriert, schweres, aber helles Holz und Naturmaterialien wie Bast oder Leinenstoffe bestimmen die Inneneinrichtung, im Foyer dienen Gräser und Waldsträucher als Dekoration. 98 Zimmer und Suiten gibt es, einen 2700-Quadratmeter-Wellnessbereich mit Infinitypool und mit Saunadorf aus mehreren Hütten. Der Eindruck: alles nicht nur vom Allerfeinsten, sondern bis ins Detail stimmig, alles von legerer, großzügiger Eleganz. Das scheint auch die Reisejournalisten beeindruckt zu haben, vom Magazin „Tophotel“ bis zur „Welt am Sonntag“. Noch nie dürfte ein hiesiges Hotel vor der Eröffnung eine derart üppige Medien-Resonanz gehabt haben.

Wie geht das? Es liegt nicht nur an einer zweistelligen Millionensumme, die die Familie Hares investiert hat. Sondern wohl auch daran, dass es sich bei der „Seezeitlodge“ nicht um ein seelenloses Invest handelt, dass sich damit eine Familiendynastie- und Unternehmer-Geschichte miterzählen lässt. Denn betrieben wird das Hotel von Christian und Kathrin Sersch. Sie ist die Tochter von Anette und Gottfried Hares, die mit „Wagner Pizza“ reich wurden. Die Firma wurde verkauft, jetzt besinnt man sich auf die Familienwurzeln. Denn die Familie stammt aus der St. Wendeler Region, die Großeltern von Kathrin Sersch hatten eine Bäckerei und machten den „Petersberger Hof“ zu einer beliebten Gastro-Adresse.

Offensichtlich will die Familie Hares zurück zur Tradition. Denn auch das originelle Themenhotel „La Maison“ nahe der Saarlouiser Innenstadt wird von einem Familienmitglied, von Günter Wagner, betrieben. Saarland-Nostalgie einer Unternehmerfamilie, die es sich leisten kann? Hobby? Bestimmt nicht. Kathrin Sersch hat Marketing studiert und eine Hotelfachausbildung drauf gesetzt. Ihr Mann habe sich ebenfalls qualifiziert, sagt sie. Sersch berichtet von Marktanalysen. Rückzug und Stille, abtauchen und auftanken, seien als Angebot stark nachgefragt: „Mit Kurzzeit-Wellness lockt man Menschen auch in entlegenere Gegenden. Das Haus ist das Ziel.“ Sicher auch für Saarländer, und sei es nur zum Sightseeing. Man muss mal hin.

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