„Das ist ein Signal für andere Stiftungen“

Saarbrücken · Was die Kuratoriumsmitglieder der Stiftungen Asko Europa und Europrofession in ihren Sitzungen Ende November einstimmig beschlossen haben, ist bisher einmalig in der saarländischen Stiftungsgeschichte: Sie werden sich zusammenschließen.

"Wenn man sieht, wie sich die Zinssituation an den Märkten in den letzten Jahren verändert hat, stellt man fest, dass man nur noch die Hälfte für sein Geld bekommt", erklärt Rudolf Schäfer, Vorsitzender des Kuratoriums der Stiftung Europrofession, und ergänzt: "Um eine Verzinsung zu erreichen, die einer solchen Organisation noch erlaubt, aktiv zu sein, müsste man riskante Papiere anfassen." Das steigere wiederum den operativen Aufwand, um die Risiken der Geldanlagen möglichst breit zu streuen. "Das hat dazu geführt, dass wir bei Weitem nicht mehr die Aktivitäten finanzieren können, wie das in den ersten Jahren der Fall war", sagt Schäfer. Durch die satzungs- und rechtskonforme Zusammenlegung mit der Asko-Europa-Stiftung werde die Stärkung des Stiftungskapitals zum definierten Ziel. Die gemeinnützige Stiftungsarbeit könne so sichergestellt werden.

Die Europrofession (sieben Millionen Euro Kapital) wird demnach aufgelöst, das Liquidationsverfahren soll bis zum 31. Dezember 2014 abgeschlossen sein. Die Mitarbeiter werden wie Kuratoriumsmitglieder von der Asko-Europa-Stiftung übernommen. Ebenso würden die Stiftungsziele der Europrofession die der Asko-Europa-Stiftung ergänzen.

Die Asko-Europa-Stiftung (25 Millionen Euro Kapital) hat ihre Förderschwerpunkte in den Themen Europa und Nachhaltigkeit, Europrofession ist unter anderem in der medizinischen Forschung aktiv. Beide Stiftungen stammen aus dem Nachlass der Asko Deutsche Kaufhaus AG (früher: Allgemeine Saar Konsum), die Mitte der 90er Jahre in die Metro AG überging. Die operative Plattform beider Stiftungen ist die Europäische Akademie in Otzenhausen.

"Das ist ein Signal für andere Stiftungen", sagt Klaus-Peter Beck, Vorsitzender des Kuratoriums der Asko-Europa-Stiftung: "Es ist das Gebot der Stunde, auf Dinge wie die Kapitalmarksituation zu reagieren, um unsere Satzungsziele und damit auch unsere Projekte weiter zu fördern." Den Zusammenschluss, der laut Beck von der Stiftungsaufsicht des Innenministeriums und vom Finanzministerium unterstützt wurde, sieht er auch vor dem Hintergrund zunehmender Nachwuchsprobleme in den Kuratorien als "sinnvoll" an. Bei rund 160 Stiftungen im Saarland - darunter einige mit gerade einmal 50 000 Euro Kapital - sei die Bündelung der Kräfte notwendig, sagt Beck: "Es müssen nicht Zusammenlegungen sein, aber Kooperationen. So kann man Hebelwirkungen erreichen."

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