Das Haus mit dem familiären Wohlgefühl Auch Philipp Lahms Autogramm ziert das Gästebuch des Hauses

Dudweiler. Wer hätte gedacht, dass Deutschlands Verteidigungsminister Thomas de Maizière, diverse Fußball-Nationalmannschaften, die Wildecker Herzbuben und Johann Wolfgang von Goethe etwas gemeinsam haben. Sie und viele mehr waren mindestens einmal in ihrem Leben in Dudweiler zu Gast. Bis auf Goethe, der dafür zu früh verstarb, wohnten sie alle im Hotel Seewald in Dudweiler-Süd

Dudweiler. Wer hätte gedacht, dass Deutschlands Verteidigungsminister Thomas de Maizière, diverse Fußball-Nationalmannschaften, die Wildecker Herzbuben und Johann Wolfgang von Goethe etwas gemeinsam haben. Sie und viele mehr waren mindestens einmal in ihrem Leben in Dudweiler zu Gast. Bis auf Goethe, der dafür zu früh verstarb, wohnten sie alle im Hotel Seewald in Dudweiler-Süd.Dass das Dreisterne-Hotel mit direkter Anbindung zur Saar-Universität und zum Olympiastützpunkt seit Jahrzehnten prominente Gäste aus Politik, Wissenschaft, Sport oder der Kunst-Szene beherbergt, dürfte an den meisten Dudweiler Bürgern nahezu spurlos vorübergegangen sein. Dabei gehört das von Elisabeth und Klaus Seewald betriebene Haus zu den 500 beliebtesten Herbergen in Deutschland. Vor nicht allzu langer Zeit bekamen die Seewalds von der Gesellschaft für Wirtschafts- und Marktforschung (Wimafo) in Freiberg/Sachsen den "Wimafo-Stern" in Silber.

Grundlage für diese Ehre ist die Auswertung mehrerer Tausend Bewertungen, die Gäste lokaler Hotel- und Gastronomiebetriebe abgegeben hatten. Die "ausnahmslos positiven Bewertungen" der Gäste bescheinigten dem Hotel, dass sich die Besitzer in "besonderem Maße" für das Wohlgefühl der Gäste einsetzen. "Dabei haben wir fast schon ein biblisches Alter", sagt lächelnd Klaus Seewald (80), dem man sein Alter ebenso wenig ansieht wie seiner Frau Elisabeth (77).

"Vor über 50 Jahren haben wir bei Null angefangen. Und neben der Arbeit haben wir noch fünf Kinder großgezogen", erzählt der Hausherr. Ende der 1950er Jahre stieg das Ehepaar in die Gastronomie ein, 1960 kauften sie das Grundstück, auf dem 1961 der Bau des Hotel-Haupt-Hauses begann. Seit 1962 ist das Hotel in Betrieb, 2000 wurde angebaut. 100 Betten stehen den Gästen in 45 Zimmern zur Verfügung. Zehn Angestellte kümmern sich um die Gäste.

Das Foyer im älteren Haupt-Haus ist sehr persönlich eingerichtet. An jeder Ecke lauert ein Erinnerungsstück an frühere Gäste, ein antikes Möbelstück mit Sammlerwert oder ein nicht mehr ganz so junges Stofftier. Jeder, der eintritt, dürfte sich wie beim Besuch der eigenen Großeltern fühlen. "Wir wollten von Anfang an, dass sich die Gäste bei uns in einem familiären und persönlichen Umfeld wohlfühlen", sagt Frau Seewald, während sie ihren Blick durch die mit zahlreichen Erinnerungen verbundenen Accessoires ihrer Einrichtung schweifen lässt, und ergänzt: "Es sind ja auch Werte, die hier stehen."

Mit "Früher hatten wir hier täglich um die 100 Gäste" bricht Klaus Seewald das nachdenkliche Schweigen seiner Frau, "als die Mensa der Uni noch nicht so funktionierte, kamen viele zum Mittagessen hierher. Aber heute kochen wir nicht mehr à la carte - nur noch für Gesellschaften. Wir machen das, was wir noch selbst beherrschen können." Und das, was die beiden betagten Hotelbetreiber noch beherrschen, ist eine ganze Menge. Nicht nur wegen ihrer Herzlichkeit wäre bestimmt auch Dichter Goethe bei seinem Besuch in Dudweiler vor gut 240 Jahren im Hotel Seewald eingekehrt.Dudweiler. "Das kann ich gar nicht alles aufzählen", antwortet Elisabeth Seewald auf die Frage nach ihren prominentesten Gästen. Sie verrät aber, warum diese immer wieder gerne in ihr Hotel kommen: "Diese Leute fühlen sich hier als Privatleute. Sie werden von uns in Ruhe gelassen, und deswegen kommen sie auch immer wieder gerne her." Frau Seewald blättert in einem der sieben Gästebücher herum, während sie von ihren lieb gewonnen Gästen erzählt. Zwischendurch schaut sie sich deren teilweise sehr persönliche und liebevoll verzierte Grüße durch. "Das haben die alles von sich aus gemacht", merkt sie fast schon rechtfertigend an.

Die Namen der prominenten Gäste, die schon im Hotel Seewald wohnten, scheint unendlich. Um nur wenige zu nennen: Die deutsche Country-Kultband Truck Stop, die Jacob Sisters, aber auch die Publizisten Michel Friedman und Roger Willemsen oder eine Jugendmannschaft des deutschen Fußball-Rekordmeisters FC Bayern München haben sich in den Büchern verewigt. Sogar der heutige Nationalmannschafts-Kapitän Philipp Lahm setzte sein mittlerweile wertvolles Autogramm in ein Gästebuch. "Wir können beide gut Französisch und Englisch", sagt Frau Seewald stolz. Und das brauchen die Seewalds auch. Mitarbeiter Helmut Lietzau hat nämlich früher Statistik geführt und dabei festgestellt: "Wir hatten pro Jahr im Schnitt Gäste aus 40 Nationen, darunter Südafrika, Grönland und sogar Surinam. Das glaubt man für so ein kleines Hotel nun wirklich nicht." "Die kommen aus den tiefsten Ecken Russlands und Chinas", ergänzt Klaus Seewald und sagt: "Wir halten uns ja mit allem zurück und melden nichts an die Öffentlichkeit. Unsere Gäste leben hier inkognito."

Da war beispielsweise eine geheimnisvolle Forschergruppe aus Russland, die in einer geheimen Stadt Atomforschungen betrieb. Oder der schweizerische Nobelpreisträger von 1987, der Physiker Prof. Karl Alex Müller vom IBM Forschungszentrum in Zürich.

Auch Madeleine Schickedanz residierte schon im Hotel Seewald. Ein russischer Dauergast mit guten Deutschkenntnissen habe an der Eingangstür einmal gerufen: "Ich bin wieder zu Hause".

Selbst Schusswaffen von Leibwächtern deutscher Regierungsbeauftragter wurden auf den Tischen im Speisesaal schon geputzt. Der Bewachte habe sich damals kurz nach seiner Ankunft im Hotel umgeschaut und zu seinen Beschützern gesagt: "Macht euch einen schönen Abend, hier bin ich sicher", erinnert sich Klaus Seewald nicht ohne Stolz. zen

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