Das ganze Leben ist ein Fest

Pannenflicker-Fest, Freeschenfeschd, Viezfest, Topfstädter Dorffest, Binnessenfest und Lehnenball. Und das ist nur ein winziger Auszug aus dem Fest-Register. Keine Frage: Die Saarländer im Allgemeinen und die Bewohner des Grünen Kreises im Besonderen sind Fest-Fetischisten, fallen von einem Fest ins nächste

Pannenflicker-Fest, Freeschenfeschd, Viezfest, Topfstädter Dorffest, Binnessenfest und Lehnenball. Und das ist nur ein winziger Auszug aus dem Fest-Register. Keine Frage: Die Saarländer im Allgemeinen und die Bewohner des Grünen Kreises im Besonderen sind Fest-Fetischisten, fallen von einem Fest ins nächste.

Wenn die Herrscher aus dem Reich das saarländische Festregister aufschlügen, stiege ihnen die Zornesröte ins Gesicht: "Wie kann ein Nehmerland nur so viel feiern?", würden sie schimpfen und uns die Mittel kürzen.

Zu Unrecht! Unsere Feste könnten bundesweit zukunftsweisend sein: Die Kuppelei während des Lehnenballs hält die demografische Katastrophe auf. Und das Schätzen des Binnes-Gewichts vermittelt Schlüsselqualifikationen, die in der Arbeitswelt unverzichtbar sind. Außerdem möchte ich zu unserer Verteidigung - und um dieser Kolumne einen intellektuellen Anstrich zu verpassen - auf den Soziologen und Heortologen (Festforscher) Émile Durkheim verweisen. Laut Durkheim leisten Exzesse einen wesentlichen Beitrag zur Lebensfähigkeit einer Gemeinschaft. Festteilnehmer könnten, so Durkheim, gemeinsame Gefühle entwickeln und gleich unter Gleichen sein - die Voraussetzung für eine gemeinsame Identität und Solidarität.

Wir brauchen in einer Zeit, in der die Gesellschaft zerfällt, also nicht weniger, sondern mehr Feste. Deshalb sollte die Regierung ein Ministerium für Festivitäten einführen, das neue Feten-Ideen entwickelt. Um die demografische Katastrophe zu verhindern, könnten sie sich auch in Polen Anregungen holen: Während des Festes Smingus-dyngus machen Männer mit Wasserpistolen und Eimern voll Wasser Jagd auf Frauen. Es ist ein Balzritual - und fördert die Geburtenrate.

Gregor Haschnik wurde im polnischen Kattowitz geboren, wuchs bei Frankfurt am Main auf, studierte in Hamburg. Sein Volontariat führt ihn derzeit täglich von Saarbrücken nach Merzig. An dieser Stelle schildert er Eindrücke aus seiner Wahlheimat.

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