Das Ende einer Ära in der Blieskasteler Industriegeschichte

D ie Malzfabrik in Blieskastel, die nach langen Diskussionen in diesem Jahr abgerissen wurde, hat eine lange Geschichte. Wie die Stadtverwaltung mitteilt, wurde im Jahr 1847 eine Mälzerei gegründet, und es entstand im Laufe der Jahre die Malzfabrik Tivoli. "Am 23

D ie Malzfabrik in Blieskastel, die nach langen Diskussionen in diesem Jahr abgerissen wurde, hat eine lange Geschichte. Wie die Stadtverwaltung mitteilt, wurde im Jahr 1847 eine Mälzerei gegründet, und es entstand im Laufe der Jahre die Malzfabrik Tivoli. "Am 23. Juli 1895 beschloss der Blieskasteler Stadtrat den Herren Christian Barth als Betreiber der Malzfabrik und Herrn Bartels (er besaß eine elektrotechnische Fabrik in St. Johann), bezüglich Lieferung von elektrischem Licht' eine 15jährige Konzession zu erteilen. Der Vertrag lief ab dem 1. September 1895", so das Stadtarchiv. Im Laufe der Jahrzehnte sei die kleine Mälzerei zu einem Unternehmen gewachsen, das in den 1960er Jahren über 100 Mitarbeiter beschäftigte. Eines der bekanntesten Produkte aus der Fabrik sei der "Kathreiner Malzkaffee" gewesen, der hier in Lizenz hergestellt worden sei. Besitzer sei damals die Bliesmühle GmbH gewesen, die in Breitfurt auch eine Mühle betrieb. 1976 sei eine Turmmälzerei von über 43 Meter Höhe errichtet worden, die Malzfabrik konnte ihre Produktion auf 14 000 Tonnen ausbauen. "In der Mälzerei wurde Gerste in Braumalz umgewandelt. Landwirte aus dem Bliesgau konnten ihre Ernte hier anfahren, große Liefermengen kamen auch aus der Pfalz und aus Frankreich. Die Herstellung von Mälzereiprodukten erfolgte hauptsächlich für die saarländischen Brauereien, Lieferungen erfolgten aber auch Richtung Frankfurt und Dortmund", heißt es in den Aufzeichnen aus dem städtischen Archiv. 1980 habe die Bliesmühle GmbH die Malzfabrik Tivoli an die französische Gruppe Malteurop im französischen Reims verkauft. 1992 sei dann zum 30. September die Malzfabrik Tivoli GmbH geschlossen worden. Ein neuer Beisitzer habe unter anderem die Absicht gehabt, hier einen "Kur-Park Tivoli" mit Kurmittel-, Ärzte- und Bürohaus zu bauen. Die Gesundheitsreformgesetze aus den 1990er Jahren hätten diese Pläne scheitern lassen. Am 17. November 2006 habe die Stadt bei der Zwangsversteigerung des Tivoli-Geländes das höchste Gebot abgegeben: Für 11 500 Euro habe sie Grundstücke und Gebäude mit dem Ziel erworben, Türme und Fabrikbrache zu beseitigen. Der Stadtrat hatte im Herbst 2009 gegen die Stimmen der SPD und Linken das weitere Vorgehen in Sachen Malzfabrik auf den Weg gebracht, den Bebauungsplan beschlossen, so dass der "Schandfleck", wie ihn viele Bürger nannten, beseitigt werden konnte. Nach dem Abriss - kürzlich feierte die Stadtverwaltung das "Tivoli-weg-Fest" - soll der Platz als Grünlage mit Pkw-Plätzen genutzt werden. ert

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