„Das Bään iss awwer grusselich vaschrammeriert!“

Unser saarländisches Kartoffelgericht „Dibbelabbes“ hat Rudi Reichert aus Beckingen dazu angeregt, andere Wörter zu finden, die auf „-abbes“ enden. Er schickte uns folgende kleine Liste: „Labbes = großer, kräftiger, etwas einfältig scheinender Kerl; Tabbes = jemand, der sich ungeschickt anstellt und daher für manche Tätigkeiten nicht geeignet scheint; Flabbes = einer, der immer zu kurzweiligen, auch zotigen, Sprüchen aufgelegt ist; Kabbes = Gemüse, aus dem bei entsprechender Behandlung Sauerkraut wird.

" Diese Wörter, die gleichen Auslaut haben, hat Rudi Reichert aus seinem persönlichen Sprachschatz zusammengestellt. Der Sprachwissenschaftler veröffentlicht sie in rückläufigen Wörterbüchern; in ihnen sind die Wörter von hinten alphabetisiert.

Für die Saarbrücker Mundart erschien 1986 das Saarbrücker rückläufige Wörterbuch von Max Mangold, und wenn ich dort nach den "-abbes"-Endungen schaue, finde ich außer den oben erwähnten noch "Gribbesgrabbes" und "Schabbes", ferner einige Zusammensetzungen wie "Dirrlabbes, Dilldabbes, Kulduurflabbes" und andere mehr.

Wir hatten kürzlich "verschammeriere = verunzieren, übel zurichten, verunstalten" kennengelernt. Dazu schreibt Dr. Hermann Burgard, in Ensheim füge man in dieses Verb noch ein "r" ein; er habe sich dort vor langer Zeit beim Fußballspiel verletzt, worauf er auf Ensheimerisch zu hören bekam: "Das Bään iss awwer grusselich vaschrammeriert!"

Paul von Medwedeff meint, wir sollten nicht länger an dem "Abnehmen wie Rapp's Kater" herumrätseln. Die Erklärung sei ganz einfach und komme aus der Kategorie: "Ein guter Hahn wird nicht fett."

Zu den nach meiner Meinung schönsten, aber nur noch selten gehörten Mundartwörtern gehört der "Mehwuuschd". Für Elfriede Meier aus Ottweiler war das Wort neu, sie hörte es unlängst von ihrer Püttlinger Schwägerin. Im Rheinischen Wörterbuch finden wir unter "Mehrwust = tüchtiger Esser" als Ortsangabe Ottweiler. Wörtlich müssten wir es mit "Mehrwüst" übersetzen; vielleicht führte dieses "wuuschd" dazu, dass bei uns ein "Mehwuuschd" jemand ist, der beim Essen den Hals nicht vollkriegt.

Elfriede Meier erwähnte ferner, dass sie in einer Metzgerei eine Kundin sagen hörte: "Uff Nierscher bin ich nét so verpischt." Als Saarbrückerin ist mir "uff ebbes verpischd sinn" (auf etwas erpicht sein) sehr geläufig. Verpicht oder erpicht ist aber weder im Rheinischen noch im Pfälzischen Wörterbuch zu finden. Wir scheinen es aus dem Standarddeutschen übernommen zu haben. Laut Universalduden ist das Adjektiv "erpicht" eine "Nebenform von "verpicht= (mit Pech) festgeklebt, urspr. bezogen auf die Pechrute beim Vogelfang".

Uwe Krämer aus St. Wendel, der sich intensiv mit der Mundart seiner St. Wendeler Heimat befasst, greift das Wörtchen "òòrschäärisch" auf, das ich von "unschierig" abgeleitet hatte. Ich hatte mich dabei auf die Angaben zu "orscherig" im Pfälzischen Wörterbuch gestützt. Uwe Krämer weist anhand lautgesetzlicher Bedingungen nach, dass diese Etymologie nicht stimmen kann. Seiner Meinung nach käme allenfalls das mittelhochdeutsche Wort "urschedich" (kränklich, schmächtig) als Herkunft in Frage. Doch weiß auch er, dass es "zu jeder Etymologie Zweifel geben wird", aber er hält es für wichtig, dass "auch in der saarländischen Mundartforschung das Thema der Etymologie auf solidere Füße gestellt wird, als dies zum Teil bisher geschieht".

Hinweis: Fragen und/oder Tipps können Sie per E-Mail an heimat@sz-sb.de schicken.

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