Das alte Lied und die Saar

Immer wieder werde ich von Menschen zwischen 30 und 55 gefragt, wo man in Saarbrücken „so in unserem Alter“ feiern kann. Ich gebe Auskunft – so gut ich kann.

Oft aber motze ich nur: "Tanzen ist für uns nicht mehr drin." Oder ich unke, dass sich spätestens beim Nachtleben zeige: Saarbrücken ist verschlafene Provinz.

Vielleicht ahnte Jürgen "Juggel" Kreis unser Fernweh, als er vergangen Samstag zur "Saint-Tropez-Party" in der Juggel Bar lud. Ich bin ihm dankbar, dass er auf den Zusatz "Ü-30-Party" verzichtete. Womöglich war er gar so weitsichtig, die Party so zu terminieren, da er wusste, dass die junge Partyszene auf dem Magnetic Festival in Völklingen weilen würde. Der Plan ging auf: Auf der Berliner Promenade knallten die Korken, Wiedersehen wurde gefeiert und ja, auch ein wenig getanzt. Doch anstelle der angekündigten Chansons und Discohits dudelte aus den Boxen meist seichte House-Musik. Schlimmer war aber, dass der junge DJ, wenn er dann mal einen Hit auflegte, irgendeine durch den Mixer gedrehte moderne Version spielte. Ich verstehe das nicht. Ich meine, ich schreibe doch auch nicht Hemingways Pulitzer- und Literaturnobelpreis prämierte Novelle "Der alten Mann und das Meer" um und denke, der Leser schluckt das. Obwohl. Moment: "Er war ein mittelalter Mann, der allein in einer kleinen Bar am Saarstrom nach Publikum fischte, und er war jetzt vierundachtzig Nächte hintereinander hinausgetreten, um eine Partymeute zu fangen." Klingt doof! Genauso wie die neuen Versionen von alten Lieblingsliedern. Vor Haien, wie Hemingways Held, muss Juggel sich jedoch nicht fürchten. Das einzige Großmaul hat er vorausschauend für das Musikprogramm am kommenden Samstag verpflichtet: mich. Ich hab' fest vor, meinen Mann, äh, meine Frau zu stehen. Okay, von mir aus: meine alte Frau zu stehen.

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