"Das absolut Richtige getan"

Saarbrücken. Kulturschock? Kaum. Und doch ist da etwas, das ihm jetzt noch nahegeht: "Es gibt dort keine Kindheit. Sobald ein kleiner Mensch belastbar ist, muss er arbeiten oder betteln gehen. Spielende Kinder, die sieht man selten

 Deutsche Polizisten sind zum Tag der deutschen Einheit im Militärlager Camp Warehouse bei Kabul angetreten. Norman Heit dreht sich kurz um und lächelt in die Kamera. Foto: Heit

Deutsche Polizisten sind zum Tag der deutschen Einheit im Militärlager Camp Warehouse bei Kabul angetreten. Norman Heit dreht sich kurz um und lächelt in die Kamera. Foto: Heit

Saarbrücken. Kulturschock? Kaum. Und doch ist da etwas, das ihm jetzt noch nahegeht: "Es gibt dort keine Kindheit. Sobald ein kleiner Mensch belastbar ist, muss er arbeiten oder betteln gehen. Spielende Kinder, die sieht man selten." Zurückgekehrt aus Afghanistan, hat Norman Heit aus Kleinblittersdorf am Freitag von Saar-Innenminister Stephan Toscani für seinen Einsatz eine Dankesurkunde erhalten (wir berichteten). Der 31-Jährige hat der saarländischen Polizei bei seinem siebenmonatigen Aufenthalt in Afghanistan alle Ehre gemacht: Er erhielt den "Superior Civilian Service Award", die höchste Auszeichnung, die in Afghanistan von den US-Amerikanern für Zivilisten verliehen wird.Nun ist er - zur großen Erleichterung seiner Familie - wieder zurück. Im Schichtdienst arbeitet er in der Polizei-Inspektion Saarbrücken-Brebach. Mitgebracht hat Heit "höchste Motivation" und die Gewissheit, "das absolut Richtige getan zu haben". Nach einem strengen Auswahlverfahren und dreimonatiger Ausbildung flog er mit einigen anderen Kollegen aus der Bundesrepublik in das geschundene Land.

Die englische Sprache beherrscht er verhandlungssicher, war in der Schulzeit ein Jahr in den USA und insofern prädestiniert für die internationale Zusammenarbeit, von der er so schwärmt. In Afghanistan war Heit im Nato-Stab zuständig für die strategische Planung der afghanischen Polizeiarbeit, wie er berichtet. Ein deutsches Pilotprojekt für das Diensthundewesen wurde von ihm betreut. Der Hund als Helfer bei der Suche nach Sprengstoff, Rauschgift, bei Grenzkontrollen und an Flughäfen? In Afghanistan war das undenkbar. Des Deutschen liebster Freund hat dort einen anderen Stellenwert. Doch nun, sagt Norman Heit, sei die Ausbildung in diesem Sektor schon angelaufen und zeige erste vielversprechende Erfolge. Zuständig war er auch für die "Logistik im internationalen Kontext", das heißt für die Organisation der Ausrüstungslieferungen (Uniformen, Waffen etc.) der Nato-Polizeiausbildungsmission an insgesamt vier Stützpunkten im Land. Und für die "allgemeine Beratung für die afghanische Grenzpolizei, inklusive der Flughäfen". Glücklicherweise, sagt Heit, habe er an wichtigen Treffen teilnehmen können, die mehr als verdeutlichten, was sich in wenigen Jahren zugunsten der Bevölkerung verändert hat: "Für Durchschnittsfamilien gab es keine medizinische Versorgung", mittlerweile habe sich das geändert. Und: "Der Bildungslevel ist erheblich gestiegen. Mädchen gehen wieder zur Schule. Wenn das keine Erfolge sind, dann weiß ich's auch nicht."

Auf die Frage, ob er gelegentlich Furcht verspürt habe, bei den täglichen Fahrten durch Kabul von seiner Unterkunft außerhalb ins Hauptquartier der Amerikaner und wieder zurück, meint der 31-Jährige, dass er anfangs Bedenken hatte, dass ihm und seinen Mitstreitern etwas zustoßen könnte. Das aber habe sich schnell gelegt. Die Camps, in denen er arbeitete und wohnte, seien hervorragend gesichert gewesen.

Mit "größter Hingabe" will sich der energiegeladene, lebensfrohe Heimkehrer nun wieder seinen Aufgaben als Polizeikommmissar widmen. Der Blick über den Tellerrand, sagt er, habe ihm außerordentlich gut getan. Vermissen werde er viele fähige und kollegiale Menschen aus den westlichen Ländern, die aus Überzeugung und mit Enthusiasmus ihre Arbeit in dieser für viele so fremden Welt verrichtet haben. Dankbar ist der derweil, dass er körperlich und seelisch keinen Schaden genommen hat. "Wenn das keine Erfolge sind, dann weiß ich's auch nicht."

Norman Heit

 Normalerweise verrichtet Norman Heit - hier am St. Johanner Markt - seinen Dienst in Saarbrücken. Foto: Becker&Bredel

Normalerweise verrichtet Norman Heit - hier am St. Johanner Markt - seinen Dienst in Saarbrücken. Foto: Becker&Bredel

zum zivilen Aufbau in Afghanistan

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort