Dampflok zum JubiläumUnter Dampf und mit 1800 PS beim Jubiläum unterwegs

St. Ingbert. Die Eisenbahn in Deutschland wird 175 Jahre alt. Ohne die Erfindung dieses Transportmittels hätte die industrielle Revolution niemals stattgefunden. Auch nicht in der Mittelstadt St. Ingbert, einst Zentrum der Kohleförderung und Stahlindustrie. Um daran zu erinnern, wird am Sonntag, 3

 St. Ingberter Industriegeschichte: Bahn-Personal vor dem St. Ingberter Bahnhof, der Jahrhunderte lang ein völlig anderes Gesicht zeigte als heute (Foto unten). Fotos: SZ/Veranstalter.

St. Ingberter Industriegeschichte: Bahn-Personal vor dem St. Ingberter Bahnhof, der Jahrhunderte lang ein völlig anderes Gesicht zeigte als heute (Foto unten). Fotos: SZ/Veranstalter.

St. Ingbert. Die Eisenbahn in Deutschland wird 175 Jahre alt. Ohne die Erfindung dieses Transportmittels hätte die industrielle Revolution niemals stattgefunden. Auch nicht in der Mittelstadt St. Ingbert, einst Zentrum der Kohleförderung und Stahlindustrie. Um daran zu erinnern, wird am Sonntag, 3. Oktober, ein Aktionstag stattfinden, dessen Höhepunkt eine Dampfsonderfahrt im Nostalgieexpress sein wird. Pünktlich um neun Uhr in der Frühe startet der mit einer Dampflok der Baureihe 23 bespannte Sonderzug in Richtung St. Ingbert. Angehängt an die 23 042 des Eisenbahnmuseums Darmstadt-Kranichstein sind vierachsige Umbauwagen mit Mitteleinstieg, die man früher im Sonderzug "Deutsche Weinstraße" eingesetzt hatte. Alleine diese klassische Eilzugkombination der 50er-Jahre lässt die Herzen der Eisenbahnfreunde mit Sicherheit höher schlagen. Doch das ist noch nicht alles, was die Fahrgäste bei der Ankunft gegen elf Uhr in St. Ingbert erwartet. Dort lädt der Verein der Modelleisenbahnfreunde nämlich zum großen Bahnjubiläumsfest. Im St. Ingberter Bahnhof kann man nicht nur die beeindruckende Dampflok mit ihren historischen Waggons besichtigen, sondern auch Fahrten im Führerstand auf einem mehr als zwei Kilometer langen Gleisabschnitt machen. Die Modelleisenbahnfreunde wiederum stellen eine ihrer beeindruckenden Modellanlagen direkt im Foyer des Bahnhofs auf. Auf dem Vorplatz herrscht buntes Treiben für Kinder, und die Erwachsenen können sich mit "St. Ingberter Volldampf-Bräu", einem eigens zu diesem Anlass gebrauten Bier, erfrischen. Ein kleiner Fußmarsch auf die andere Seite der Gleisanlage des 1879 errichteten Bahnhofsgebäudes führt zum Heimatstützpunkt der Eisenbahnfreunde, von wo aus ein hierzulande ebenso exotischer wie interessanter Triebwagen über die Industriegleise zu Rundfahrten aufbricht. Das so genannte "Schweineschnäuzchen", offizielle Bezeichnung "A1", 1933 von der Triebwagen- und Waggonfabrik Wismar gebaut, wartet hier auf Fahrgäste. Die Reise in dem Fahrzeug mit zwei mal 75 PS-Dieselmotoren geht zum Gelände der Alten Schmelz, einst florierendes Eisenwerk und heute zum Teil der Kultur gewidmet. Hier steht eine weitere Modellanlage und ein Handwerkermarkt lädt zur Beschäftigung mit alten und neuen Techniken ein. Ein weiterer Ausflug führt zu den Resten der Ende der 50er-Jahre stillgelegten St. Ingberter Kohlengrube, dem Rischbachstollen. Dort kann man mit einer restaurierten Grubeneisenbahn in den Stollen einfahren und sich in Originalbergmannskleidung von Führern die Kohleförderung im 19. Jahrhundert erklären lassen. Am Nachmittag gibt es eine weitere Sonderfahrt mit der Baureihe 23. Sie führt in die Residenzstadt Zweibrücken, die an diesem Tag das 600-Jahr-Jubiläum des ehemaligen Herzogtums feiert und den Dampfsonderzug samt seiner Fahrgäste in Empfang nimmt. Natürlich kann man auch die Rückfahrt im Nostalgieexpress antreten oder man bleibt zum Feiern in der "Stadt der Rosen- und der Rosse" und fährt mit einem regulären Zug zurück nach St. Ingbert (Preis: 25 Euro, ermäßigt 18 Euro). redSt. Ingbert. Die Baureihe 23 war eine der letzten Dampflokneukonstruktionen der Deutschen Bundesbahn. Seit Anfang der 50er-Jahre wurden bis 1959 insgesamt 105 Maschinen diesen Typs in Dienst gestellt. Aufgabe der Lok mit vier Antriebsrädern und rund 1800 PS war der schwere Personenzug- und der leichte Schnellzugdienst. Dazu erreichte die BR 23 eine Höchstgeschwindigkeit von vorwärts 110 km/h, rückwärts immerhin noch 85 km/h, was für den Einsatz im Wendezugdienst von Vorteil war. Die bei der Sonderfahrt nach St. Ingbert zum Einsatz kommende 23 042 wurde 1954 in Dienst gestellt und war viele Jahre im Bahnbetriebswerk Trier beheimatet. 1975 wurde sie außer Dienst gestellt. 30 Jahre später ließ das Eisenbahnmuseum Darmstadt-Kranichstein die Lok betriebsbereit aufbereiten und setzt sie seitdem im Sonderzugdienst ein. Bei den Wagen vom Typ "Deutsche Weinstraße" handelt es sich um vierachsige Umbauwagen, die man Mitte bis Ende der 50er-Jahre aus noch vorhandenem Vorkriegswagenmaterial neu aufgebaut hatte. Mit einer Länge von 19.5 m und 72 Plätzen in der 2. Klasse wurden die Wagen lange Zeit im Eilzugdienst eingesetzt. Erst in den 90er-Jahren wurden die letzten Exemplare ausgemustert. Der Bahnhof St. Ingbert blickt auf eine interessante Geschichte zurück. Das heutige Gebäude ist bereits der zweite Bau, der 1879 notwendig wurde, als die Bahnstrecke bis Saarbrücken weitergeführt wurde. Zuvor endeten die Gleise in der Ingobertusstadt. Das erste Bahnhofsgebäude entstand bereist im Jahr 1867, als nach zweijähriger Bauzeit die Strecke von Mannheim her fertig wurde. Es steht noch heute und zwar auf der gegenüberliegenden Seite der Bahnhofsgleisanlage und beherbergt ein Restaurant mit gehobener italienischer Küche. red

AUF EINEN BLICKFahrkarten für Hin- und Rückfahrt kosten pro Person 65 Euro, ermäßigt 55 Euro (für Schüler, Studierende, Auszubildende, Arbeitslose und Empfänger von Sozialhilfe, Wehr- und Zivildienstleistende). Erhältlich sind die Karten unter www. proticket.de, Tel. (0 18 03) 77 68 42. Dort gibt's auch Karten für die Sonderfahrt St. Ingbert - Zweibrücken. Karten für das Schweineschnäuzchen werden vor Ort ausgegeben.red

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