Damit kein Steuer leer bleibt

St. Ingbert-Bliestal. Es brennt. Die Feuerwehr rückt aus, mit mehreren Wagen. Auch ein kleiner Lkw soll mit. Doch der Laster bleibt im Fuhrpark - weil nur einer der Feuerwehrmänner einen Führerschein für Gefährte über 3,5 Tonnen hat. Und dieser Mann muss das Löschfahrzeug steuern

St. Ingbert-Bliestal. Es brennt. Die Feuerwehr rückt aus, mit mehreren Wagen. Auch ein kleiner Lkw soll mit. Doch der Laster bleibt im Fuhrpark - weil nur einer der Feuerwehrmänner einen Führerschein für Gefährte über 3,5 Tonnen hat. Und dieser Mann muss das Löschfahrzeug steuern.Die Szene ist frei erfunden, doch sie zeigt ein Problem der Feuerwehr: Wer seinen Pkw-Führerschein nach 1999 gemacht hat, muss für einen 3,5 bis 7,5 Tonnen schweren Wagen eine Lkw-Fahrerlaubnis erwerben. Das kostet viel Zeit und Geld. "Wir sind davon betroffen, da viele unserer Autos zwischen 3,5 und 7,5 Tonnen wiegen", sagt Kreisbrandinspektor Uwe Wagner.Die Politik hat mittlerweile reagiert. Zwar soll es für den Feuerwehrführerschein weiter eine besondere Ausbildung und Prüfung geben, jedoch soll der Zugang zur Fahrerlaubnis vereinfacht werden. Der Bundesrat hat den Weg dafür bereits frei gemacht.Bisher senken die hiesigen Feuerwehren ihre Führerscheinkosten, "indem wir eine gemeinsame Ausschreibung machen. Die günstigste Fahrschule bekommt den Zuschlag für alle unsere Lkw-Führerscheine", erklärt Wagner. Allerdings sinkt die Bereitschaft, den Lkw-Führerschein zu machen: "Unsere Nachwuchsleute opfern als Ehrenamtler schon viel Freizeit. Beim Lkw-Führerschein kommt hinzu, dass sie ihn größtenteils selbst zahlen müssen." Daher lobt Wagner den Schritt des Bundesrates - weist jedoch darauf hin, dass viele Feuerwehrautos schwerer als 7,5 Tonnen seien und die Erleichterungen bei ihnen nicht greifen würden.Die St. Ingberter Feuerwehr wäre von der Reform kaum betroffen, da nur ein Wagen in der Gewichtsspanne liegt. Dennoch bezeichnet Wehrführer Timo Meyer das geplante Gesetz als "ersten, richtigen Schritt". Werner Tietz, Löschbezirksführer in Ommersheim, wo zwei Autos zwischen 3,5 und 7,5 Tonnen wiegen, ist ebenfalls froh über das Gesetzesvorhaben: "In zehn Jahren könnte es zu Personal-Engpässen kommen. Dann sind viele nicht mehr dabei, die einen Lkw-Führerschein bei der Bundeswehr oder ihren Pkw-Führerschein vor 1999 gemacht haben." Auch Wolfgang Nehlig, ehemaliger Wehrführer in Blieskastel, begrüßt das Bemühen der Politik, gibt aber zu bedenken: "Die Regelung ist Ländersache. Wie stark wir davon profitieren, hängt von der Umsetzung ab." Die Fragen seien: "Wie soll die vereinfachte Ausbildung aussehen? Wird sie viel weniger kosten als der normale Lkw-Führerschein?" Meinung

Bürgernahe Politik

Von SZ-RedaktionsmitgliedGregor Haschnik Der Abbau der Hindernisse für den Feuerwehrführerschein könnte ein Beispiel für bürgernahe Politik werden. Dafür, dass "die da oben in Berlin" sich um die Belange "der da unten" kümmern, fernab der großen Weltpolitik. Dafür, dass Einsparungen durchaus sinnvoll sein können. Die Führerscheinkosten belasten den Feuerwehrnachwuchs, die Feuerwehr insgesamt und auch die Kommunen als deren Träger. Das Nachwuchsproblem der Lebensretter wird dadurch vergrößert. Daher sollte die Politik darüber nachdenken, den Rettungsdiensten auch den Zugang zum Lkw-Führerschein zu erleichtern. Bei der Umsetzung kommt es jedoch auf gute Kalkulation und Fingerspitzengefühl an: Einerseits sollte die vereinfachte Ausbildung weniger kosten, andererseits sollte sie genauso gewissenhaft erfolgen. Schließlich steht die Feuerwehr für Sicherheit.

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