"Damit jeder merkt, was Krieg bedeutet"

Regionalverband/Dillingen. "Etwa drei bis fünf Millionen Menschen wissen heute nicht, wo ihre Väter verblieben sind", rekapituliert Hans-Peter Jung die Folgen des Zweiten Weltkrieges. Solche Schicksale klärt der Verein zur Bergung Gefallener in Osteuropa, kurz VBGO, in dem Jung seit Beginn zweiter Vorsitzender ist

 Eine Frau aus Hinterpommern vor dem Grab eines jungen Leutnants. Den hatte sie selbst in den letzen Kriegstagen in ihrem ehemaligen Garten im heutigen Polen begraben. Foto: SZ/VBGO

Eine Frau aus Hinterpommern vor dem Grab eines jungen Leutnants. Den hatte sie selbst in den letzen Kriegstagen in ihrem ehemaligen Garten im heutigen Polen begraben. Foto: SZ/VBGO

Regionalverband/Dillingen. "Etwa drei bis fünf Millionen Menschen wissen heute nicht, wo ihre Väter verblieben sind", rekapituliert Hans-Peter Jung die Folgen des Zweiten Weltkrieges. Solche Schicksale klärt der Verein zur Bergung Gefallener in Osteuropa, kurz VBGO, in dem Jung seit Beginn zweiter Vorsitzender ist. Von Dillingen aus wurde 1992 der VBGO aufgebaut, mit anfangs 18 Leuten. Der VBGO hat heute um die 200 Mitglieder, davon 20 im Saarland. Wer mitmachen wolle, den schaue er sich erst einmal an, sagt Jung. "Wir verlangen für jedes Mitglied ein polizeiliches Führungszeugnis."Seit dem Fall der Mauer gingen vor allem die Enkelkinder ungeklärte Schicksale ihrer Familien an. Für die ernsthafte Suche seien dann Genehmigungen notwendig, die Polizei sei mit eingebunden und die Gerichtsmedizin. Im Saarland erfasse ein Archäologe Fundort und Gegenstände. Bislang führte der VBGO 112 Suchaktionen durch, vor allem in Polen, Russland, Ukraine und Finnland. In Deutschland hauptsächlich in Brandenburg und im Regionalverband. 2010 war die erste offizielle und erfolgreiche Suche in Lettland.

Gefunden wurden bisher 6827 Soldaten. Von den etwa 2000 Deutschen konnten noch rund 1100 identifiziert werden. Doch die Erkennungsmarken zerfallen nun, und dann werde Identifizierung zum Zufall. "In Deutschland wird die Suche nach vermissten Soldaten von keiner offiziellen Stelle unterstützt", kritisiert Jung. Das finde ehrenamtlich statt. Deshalb könnten auch Suchanfragen russischer und polnischer Ministerien an den VBGO nicht erfüllt werden. Warum Helfer auf eigene Kosten in Sümpfen oder Wäldern nach Toten graben, erklärt Jung mit: "Damit jeder merkt, was Krieg überhaupt bedeutet."

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