Daheim und trotzdem unterwegsDie Fußgängerzone als Ausflugsziel Nummer eins
St. Ingbert. In der Stadt ist das Reisefieber ausgebrochen: Die Massen strömten am Wochenende in die Stadthalle - dort eröffnete Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer als Schirmherrin die 16. "SaarLorLux-Tourismusbörse".Eine Woche vor der Landtagswahl ging die Zeremonie natürlich nicht ohne Anmerkungen zu den politischen Absichten vonstatten
St. Ingbert. In der Stadt ist das Reisefieber ausgebrochen: Die Massen strömten am Wochenende in die Stadthalle - dort eröffnete Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer als Schirmherrin die 16. "SaarLorLux-Tourismusbörse".Eine Woche vor der Landtagswahl ging die Zeremonie natürlich nicht ohne Anmerkungen zu den politischen Absichten vonstatten. Die von den Hoteliers im Saarpfalz-Kreis gezählten 2,3 Millionen Übernachtungen im vergangenen Jahr sind für die Landesmutter ein wichtiges Argument für den Erhalt der Kreise. "Der Saarpfalz-Kreis hat hier die beste Entwicklung gemacht", betonte sie und griff die Reiseempfehlung von Landrat Clemens Lindemann auf.
Der stufte das Blieskasteler Kloster als "touristisches Highlight" ein, Kramp-Karrenbauer bezeichnete es als "Kleinod direkt vor der Haustür." Lindemann hatte dann noch ein Anliegen: "Ihr könnt ja an allem sparen, aber klammert den sozialen und touristischen Bereich aus."
Ob die Reisewilligen durch die Tourismusbörse tatsächlich davon überzeugt werden, ihren nächsten Urlaub in seinem Landkreis zu verbringen, wird sich zeigen. Denn die Konkurrenz in der Stadthalle war groß. Auch Städte und Regionen aus Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg oder Bayern buhlten mit ihren Informationsständen um Touristen.
Der St. Ingberter Bienenvater Hans-Werner Krick ging einen Schritt weiter: Er nahm die Besucher mit auf eine Reise in die industrielle Vergangenheit seiner Heimatstadt und erinnerte an die Bedeutung des Schlachthofes, der heute nur noch durch die gleichnamige Straße präsent ist. Weitere Stationen waren die ehemalige Gasanstalt, die bis 1936 existierende Pulverfabrik und der Bahndamm, anhand dessen Krick die hohe Bedeutung eines Eisenbahnanschlusses für die frühindustrielle Stadt darstellte. Es spricht ja nichts dagegen, erst einmal seine eigene Heimat kennenzulernen, bevor es in die Ferne geht.
Gemeinsam mit Christian Spieldenner wucherte Krick aber noch mit einem ganz anderen Pfund: Honig aus der Biosphäre Bliesgau. Den verkauften die beiden Imker im Kuppelsaal des Rathauses auf dem Biosphärenmarkt, der mit kulinarischen Köstlichkeiten sowie handwerklichen und hygienischen Produkten aus der Biosphäre lockte. "Wurst verkauft sich heute bedeutend besser als Honig", musste Spieldenner allerdings feststellen. Auch Seife war gefragt und das freute Anne Kerber. Bei ihr hatten Gäste die Möglichkeit, ihr eigenes Stück Seife herzustellen. Den Stand nebenan betreute Armin Molitor.
Bei ihm gab es zwar keinen Bio-Joghurt, besonderes Öl oder getrocknete Wild-Salami, dafür aber Alphörner. Bis Samstagmittag hatte er zwei dieser außergewöhnlichen Instrumente verkauft, die er in enger Zusammenarbeit mit dem Alphorninstrumentalisten Franz Schüssele herstellt.
Dabei dachte Molitor auch an diejenigen, denen das Instrument zwar gefällt, es aber nicht spielen können. Für sie brachte er das Schnapshorn mit - ein Alphorn, in dem man sein Schnapsglas abstellen kann. Biosphäre bedeutet eben nicht nur Gesundheit, sondern auch Kreativität.St. Ingbert. Es ist ja dann doch noch ein netter Tag geworden. Auch wenn das Wetter kein Eis im Straßencafé zuließ, kann sich der erste verkaufsoffene Sonntag des Jahres sehen lassen.
Dichtes Treiben im Kuppelsaal des Rathauses, ein ähnliches Bild in der Stadthalle. Wen wundert's? Hier ist man vor dem launischen Wetter in Sicherheit, nein besser noch: Die Plakate, mit denen die Aussteller werben, wecken sogar sommerliche Gefühle.
Doch auch in die Kaiserstraße sind für einen eher nassen Sonntag außergewöhnlich viele Menschen gekommen. Die neuesten Modelle der St. Ingberter Autohändler haben das Kräftemessen mit dem Schauerwetter klar für sich entschieden. Egal ob Kleinwagen, Mittelklassse oder Kombi - überall blickten potenzielle Käufer in Kofferräume, setzten sich hinters Steuer oder führten Fachgespräche vor geöffneten Motorhauben.
Und es wäre noch voller auf der Straße gewesen, wenn die Geschäfte nicht geöffnet hätten. Mit dem Blick durch die Schaufensterscheibe gaben sich zahlreiche Besucher nämlich nicht zufrieden. Man stelle sich nur einmal vor, die Temepraturen hätten bei 20 Grad statt um zehn Grad gelegen - dazu noch Sonnenschein. Die Stadtmitte wäre aus allen Nähten geplatzt. obe