Dagegen gibt es keine Pille

Münchwies · Bereits seit Jahren lädt die AHG Klinik Münchwies zu Fachveranstaltungen zum Thema Alkoholsucht ein. Dieses Jahr waren rund 180 Fachleute auf den Höcherberg gekommen, um über das Thema zu diskutieren.

Gibt es sie nicht vielleicht doch, die Pille gegen Alkohol, die einen sanften Weg aus der Sucht ermöglicht? Meldungen über scheinbar erfolgreiche Medikamente, mit denen es gelingen soll den Teufelskreis der Abhängigkeit zu durchbrechen gibt es immer wieder. Experten warnen aber eindrücklich davor sich auf derlei Versprechungen einzulassen, so eine Pressemitteilung der Klinik.

Die AHG Klinik Münchwies, die seit nunmehr 36 Jahren stationäre Therapien bei Suchterkrankungen durchführt hat, wie jedes Jahr um diese Zeit, zu einer großen Fachveranstaltung auf den Höcherberg eingeladen. Gekommen sind auch diesmal rund 180 Fachleute, die sich in unterschiedlichen beruflichen Feldern mit Suchterkrankten befassen.

Frage der Motivation

Chefärztin Dr. Monika Vogelgesang machte schon in der Begrüßung deutlich, dass die Infragestellung der Abstinenz als Behandlungsziel bei Abhängigkeitserkrankung nicht hilfreich sei. Sie verwies auf die wissenschaftlich gesicherten Erfolge der Suchttherapie, wie sie auch in Münchwies durchgeführt werden.

In einem ersten Fachvortrag reflektierte Dr. Horst Baumeister, leitender Oberarzt der Klinik, zentrale Themen und Inhalte der Psychotherapie bei Abhängigkeitserkrankungen. Der Weg aus der Sucht könne zwar von außen aufgezeigt werden, aber gehen müsse ihn der Suchtkranke immer selbst. Dann sprach Psychologe Dr. Jörg Petry, bekannt durch Bücher und vielfältige Veröffentlichungen, über die wichtige Frage der Motivation. Er legte dar welche neuen Erkenntnisse Menschen helfen von der Entscheidung zum Handeln zu kommen. Als Facheinrichtung für medizinische Reha-Behandlungen hat die Klinik vorrangig die Aufgabe erkrankte Menschen wieder zur vollen Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu befähigen.

In dem Zusammenhang kommt der Erwerbsarbeit zentrale Bedeutung zu. Dr. Vogelgesang und die leitende Psychologin der Klinik Dr. Petra Schuhler verdeutlichten in ihrem Vortrag, welche vielfältigen Möglichkeiten der stationären Suchttherapie in dem Zusammenhang zur Verfügung stehen.

Arbeitsgruppen zur Vertiefung

Am Nachmittag gab es Arbeitsgruppen, die der Vertiefung des Besprochenen dienten. Besonderes Interesse fanden dabei die Gruppen zu den Themen Rückfall und Achtsamkeitsorientierte Therapie. Aktuelle Studien, wie zuletzt der Fehlzeitenreport der AOK, machen deutlich, dass Suchterkrankungen nicht nur die Gesundheit der Betroffenen ruinieren, sondern auch massive Kosten für die Gesellschaft verursachen.

Umso wichtiger ist es zu wissen, dass es erprobte und wirksame Behandlungen gibt. "Die einfache Pille gegen die Sucht", so Dr. Monika Vogelgesang "bleibt dabei allerdings weiterhin ein Wunschgedanke."

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