„Daddy Cool“ in Miami

Miami · Sie standen im Rampenlicht, sorgten für Schlagzeilen, leisteten Besonderes. Doch wenn Amt oder Aufgabe beendet sind, wenn sich der Lebensmittelpunkt in eine weit entfernte Gegend verlagert, wird es selbst um die bekanntesten Zeitgenossen ruhiger. Die SZ begibt sich auf die Spuren solcher Mitbürger, wirft in loser Folge die Frage auf: Was macht eigentlich. . .? Heute: Frank Farian.

 Frank Farian mit Assistentin und ehemaliger Lebensgefährtin Milli Segieth und deren Partner Ferdinand beim Fußballspiel Ecuador-Deutschland am 29. Mai 2013 in Boca Raton Florida. Fotos: privat

Frank Farian mit Assistentin und ehemaliger Lebensgefährtin Milli Segieth und deren Partner Ferdinand beim Fußballspiel Ecuador-Deutschland am 29. Mai 2013 in Boca Raton Florida. Fotos: privat

 Legendär: Frank Farian und die Schatten.

Legendär: Frank Farian und die Schatten.

Sein größter Hit unter der Sonne Floridas: Gefillde (gefüllte Klöße mit Speckrahmsoße). Boney-M-Erfinder Frank Farian ist noch lange kein Rentner, kein Opa - "Daddy Cool" is back!

Der saarländische Starproduzent und Komponist arbeitet mehr denn je in seinen neuen Florida-Studios. Heiße Sonne, traumhafte Strände, viele Promis unter Palmen und Rentner an den Pools von Miami/Florida. Das ist das, was viele von uns mit dem amerikanischen Sonnenstaat verbinden. Doch weit gefehlt. Für den Erfolgsproduzenten Farian bedeutet Florida das Sprungbrett in den großen amerikanischen Musik-Markt. SZ-Mitarbeiter Andreas Schmitz sprach mit dem bestens aufgelegten und jung gebliebenen 72-jährigen Farian über Familie, Pläne, Tod und vieles mehr.

Herr Farian, Florida gilt als Rentnerparadies. Genießen sie jetzt unter der tropischen Sonne von Miami Ihren Ruhestand?

Frank Farian: Von wegen Opa oder Rentner, ich bin doch "Daddy Cool"! Ich kann ohne meine Arbeit und Musik nicht sein. Der amerikanische Musikmarkt ist so groß und hier in Florida gibt es ein riesiges Reservoir an jungen, Erfolg versprechenden Künstlern. Dazu kommen hier noch unheimlich viele tolle Texter und Komponisten, die mit mir gerne arbeiten möchten. Auf der Suche nach jungen Talenten cruise ich häufig mit meinem Cadillac Escalade an Miamis Strandpromenade entlang. In meinem Kopf sprudelt es vor Ideen!

Was ist Ihr Erfolgsgeheimnis?

Farian: Ein erfolgreicher Produzent muss sich um alles kümmern. Vom ersten Ton bis zum letzten Kostümknopf. Er muss auch Misserfolge verkraften können. Ausdauer und Fleiß sowie ein Gespür für Gänsehaut-Musik sind sehr hilfreich.

Denken Sie eigentlich über den Tod nach?

Farian: Nein, dazu habe ich gar keine Zeit! Wenn er mich erwischt, dann bitte am Mischpult in meinem Tonstudio bei meiner geliebten Arbeit!

Was essen Sie gerne? Ihr Lieblingsgericht?

Farian: Am liebsten mag ich es saarländisch deftig. Gefüllte Klöße mit Specksoße sind mein größter Hit! Als gelernter Koch habe ich die schon oft für meine Gäste in Miami gekocht. Meine Freunde Jack White und Otto haben sie mir aus den Händen gerissen. Besonders haben sie aber dem Rocksänger und meinem Freund Meat Loaf geschmeckt. Der Gourmand hat sie mir nachts aus dem Kühlschrank geklaut und direkt kalt verputzt.

Warum haben Sie ursprünglich zuerst den Beruf des Kochs erlernt?

Farian: Wir waren nicht reich. Meine Mutter war Kriegswitwe mit drei Kindern. Fleisch gab es maximal einmal pro Woche, meistens am Sonntag. Ich war verrückt nach Kondensmilch. Meine Mutter sagte zu mir: "Frank, werde Koch, dann hast du immer genug zu essen!" Den Rat habe ich befolgt. Doch später dann fand ich in der Musik meine eigentliche Begabung und Leidenschaft.

Wie ist heute Ihr Verhältnis zum Saarland? Pflegen Sie noch familiäre oder freundschaftliche Bande ins Saarland? Verfolgen Sie noch das Geschehen im Saarland?

Farian: Ich bin über das Internet und die Medien natürlich immer bestens mit den aktuellen News über meine Heimat informiert. Das Saarland werde ich nie vergessen. Meine Wurzeln liegen dort. Die Region hat meine Kindheit und Jugend weitgehend geprägt. Das letzte Mal war ich vor zwei Jahren im Saarland. Leider zu einem traurigen Anlass, nämlich zur Beerdigung meiner Schwester. Sie war für mich wie eine Mutter. Ich vermisse sie sehr. Es schmerzt mich sehr. Die Zeit heilt aber die Wunden und so werde ich auch bald wieder, wenn es nicht mehr so weh tut, meinen Bruder in Elversberg besuchen.

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