"Da kribbelt die Lippe"
Saarwellingen. Sie durften eine Wunschliste ausfüllen, durften drei Blasinstrumente aufführen, die sie gerne spielen wollen. "Ich habe nur das Saxofon aufgeschrieben", sagt Aaron. Er ist Fünftklässler an der Erweiterten Realschule in Saarwellingen und will mit seinen Klassenkameraden gemeinsam Musik machen
Saarwellingen. Sie durften eine Wunschliste ausfüllen, durften drei Blasinstrumente aufführen, die sie gerne spielen wollen. "Ich habe nur das Saxofon aufgeschrieben", sagt Aaron. Er ist Fünftklässler an der Erweiterten Realschule in Saarwellingen und will mit seinen Klassenkameraden gemeinsam Musik machen. "Jedem Kind sein Instrument" heißt das bundesweite Projekt, das sich nun auch mit Unterstützung des Landkreises Saarlouis und vielen Sponsoren in Saarwellingen etablieren soll. Die ersten Instrumente wurden den Kindern am Dienstagabend überreicht.
Spaß am Instrument
Aaron hat sich für das Saxofon entschieden, weil ihn das Instrument am meisten interessiert. Und diese Meinung teilt er sich mit vielen seiner Mitschüler. Leon zum Beispiel mag Jazz und hat sich daher für das Saxofon entschieden. Daniel hat ebenfalls Spaß an diesem Instrument und kann auch bereits die ersten Töne spielen. "Da kribbelt die Lippe", sagte er. Jenny gefiel dieses Musikinstrument am besten, wählte als Alternative aber auch das Horn. "Das habe ich schon einmal gespielt", sagte sie.
Massimo und Julia haben Gefallen an der Trompete gefunden. "Sie ist klein und handlich", meint Massimo dazu. Carina, Flores und Aylin hoffen darauf, Querflöte zu erlernen. "Sie ist zwar schwer zu spielen, aber sie klingt sehr schön", erklärte Flores.
Aufgeregt warten die Schüler nun darauf, dass der Musikunterricht endlich losgeht. Nach den Herbstferien fällt der Startschuss. Dann haben die Kinder der Bläserklasse im Rahmen des Lehrplans jeweils einmal wöchentlich theoretischen und praktischen Unterricht und einmal pro Woche noch Orchesterprobe. Diese Probe ist wichtig, denn die Erweiterte Realschule plant, ein Bläserensemble als Schülerorchester auf die Beine zu stellen.
13 000 Euro investiert
13 000 Euro investiert die Schule in das Projekt, darin enthalten sind die Kosten für die Instrumente und das Honorar von drei zusätzlichen Musiklehrern, die der Musikverein Saarwellingen stellt. Wie Schulleiter Werner Braun erklärte, habe man über die Hälfte der Kosten bereits zusammen. Sponsoren, wie das Unternehmen Anterist & Schneider oder Krüger Druck aus Dillingen, haben erste Instrumente übergeben und Bürgermeister Michael Philippi brachte eine Querflöte aus seiner Instrumentensammlung mit.
"Gegen die Langeweile", "anderen eine Freude machen" oder wie Jonas meinte "es ist beruhigend" - die Gründe, weswegen sich die Kinder für ein Instrument entschieden haben, sind unterschiedlich. Lust zu spielen habe sie aber alle. Auf die Frage, welche Vorbilder sie haben, überraschten die Fünftklässler. Anstatt Stars zu nennen, kamen Antworten, wie "mein Opa", "meine Schwester" und "der Papa".
Meinung
Warum geht das nicht überall?
Von SZ-RedakteurinNicole Bastong
Eltern wissen: Trommeln, Singen, Tröten lieben alle Kinder. Auch dass Musizieren sich positiv auf Schüler auswirkt, weiß man längst. Trotzdem: Zu oft scheitert der Wunsch, ein Musikinstrument zu spielen, am Geldbeutel der Eltern. Instrumente sind teuer, der Unterricht auch. Umso besser, wenn die Schulen Möglichkeiten dazu bieten - weit über Blockflötenunterricht hinaus.
Im Landkreis Saarlouis ist das Projekt "Jedem Kind ein Instrument" an einigen Schulen schon erfolgreich umgesetzt worden. Ideal wäre es, wenn eine musikalische Ausbildung - wie in anderen Bundesländern - auch im Saarland Standard wäre.
