"Da kommt was in Gang"
Herr Henz, wirkt sich die Aufnahme von Longwy ins Weltkulturerbe auf Saarlouis aus?Henz: Dieser Erfolg für die französischen Städte ist natürlich superschön! Und wir wären ja dumm, wenn wir nicht versuchen würden, auch davon zu profitieren. Wir müssen schauen, welche Möglichkeiten sich uns erschließen
Herr Henz, wirkt sich die Aufnahme von Longwy ins Weltkulturerbe auf Saarlouis aus?Henz: Dieser Erfolg für die französischen Städte ist natürlich superschön! Und wir wären ja dumm, wenn wir nicht versuchen würden, auch davon zu profitieren. Wir müssen schauen, welche Möglichkeiten sich uns erschließen. Mit Longwy zusammen, zum Beispiel. Jeder, der wissen will, wie Saarlouis vor der Schleifung ausgesehen hat, fährt eine Stunde bis Longwy - und was er dann sieht, ist so verblüffend, dass man die Fahrt nur jedem empfehlen kann. Dazu gibt es einen Briefwechsel mit dem Bürgermeister von Longwy, in dem wir uns gegenseitig Zusammenarbeit versprechen. Das war vor einem Jahr. Longwy war es auch wichtig, der Unesco zu zeigen, dass sie grenzüberschreitend einen Partner haben. Mit dem bisherigen Bürgermeister haben wir gut zusammengearbeitet. Kennen Sie den neuen Bürgermeister von Longwy, Edouard Jacques, schon persönlich?Henz: Nein, noch nicht. Aber wir fahren am 26. Juli nach Longwy. Und wir werden gratulieren, natürlich auch schriftlich.Stören spezielle Kontakte nicht das regionale Netzwerk?Henz: Nein, weil das Netzwerk der Festungsstädte koordinierend tätig ist. Aber in einer Vauban-Arbeitsgruppe könnte man eng zusammenarbeiten. Das Netzwerk konzentriert sich ja nicht allein auf Vauban. Deswegen konnte es ja auch wachsen. Wir haben vor einem Jahr mit sechs Städten angefangen, jetzt sind wir elf. Von Toul bis Luxemburg, von Rodemack bis Bitche und Saarlouis. Das Interesse ist weiter groß. Da haben wir eine wirkliche Lücke gefüllt. Im September wird das Netzwerk Gespräche mit Metz führen. Der neue Bürgermeister von Metz wird mit dem Präsidenten des Lothringischen Generalrates, Jean-Pierre Massaret, nach Saarlouis kommen. Monsieur Massaret ist eine Bank für uns. Alles, was wir mit ihm besprochen haben, ist eingehalten worden. Und aus Verdun ist uns auch schon Interesse signalisiert worden. Wo liegt der Nutzen des regionalen Netzwerkes?Henz: Wir müssen sehen, dass die französischen Freunde nicht in Longwy oder Bitche oder Rodemack Halt machen, sondern bis nach Saarlouis kommen. Wir haben ja umgekehrt Saarlouiser nach Rodemack, Bitche oder Marsal geschickt. Das funktioniert. Die Franzosen haben es sehr wohlwollend aufgenommen, dass unsere Volkshochschule dort Busladungen Besucher hingebracht hat. Für uns ist übrigens auch enorm wichtig, dass der Saarlouiser Stadtrat geschlossen hinter dem Netzwerk steht. Jetzt müssen wir die Öffentlichkeit mehr mit einbeziehen.Wie denn?Henz: Wir hatten im vergangenen Jahr das grandiose Feuerspektakel "Citadelle de feu". Jetzt, am 16. August, kommt die Compagnie Oposito mit einem spektakulären Straßentheater namens Toro. Eine große Veranstaltung, spektakulär, aber ganz anders. Ohne das Netzwerk wäre das nicht möglich. Ein Drittel des Netzwerks wird von Lothringen finanziert. Wir profitieren davon. Wenn jetzt in Bitche oder Marsal Werbekarten für das Spektakel verteilt werden, steht auch Saarlouis drauf. Da kommt was in Gang.Wo ist die Rolle von Saarlouis in diesem Netz?Henz: In Saarlouis ist Leben in jeder Ecke - das ist in anderen Vauban-Städten keineswegs so. Das ist das Besondere an Saarlouis. Wir haben beides, die Festung und die Infrastruktur - das ist unser Pfund. Das müssen wir voll und ganz ausreizen. Das hört man unter den Besuchern hier jetzt schon immer wieder. Auch von Vertretern aus den Netzwerk-Städten. "Das fehlt uns", das war immer wieder zu hören. Wie passt dazu der Abriss von etwa der Hälfte der Mauern, die an der Bastion VI, unter dem so genannten Schlachthofgelände, ergraben wurden?Henz: Dort, wo die Wohnbauten errichtet werden, legen wir derzeit alles frei. Alles wird akribisch nummeriert, und vieles wird wieder aufgebaut werden. Mehr als man erwartet hat. Sie werden sehen. Und wir haben das Projekt Erlebnisinsel. Dort legen wir als erstes die Festungsmauer frei. Wir werden das, was wir haben, in noch besserem Licht präsentieren.
HintergrundDas lothringische Longwy ist mit elf weiteren französischen Städten Weltkulturerbe geworden. Als schützenswert wurden Festungen von S&;bastien Le Prestre de Vauban (gestorben 1707) gewürdigt. Vauban gründete auch Saarlouis und baute Festungen im Saar-Lor-Lux-Raum. Sie und Festungen anderer Jahrhunderte will ein regionales Netzwerk erschließen. we