Cybermobbing ist kein Einzelfall

Neunkirchen · Mobbing im Internet nimmt immer mehr zu. Das Problem wird auch in den Unterricht getragen. Hier setzt das preisgekrönte Konzept "Neue Medien positiv erleben" des Neunkircher Vereins Prokids an.

 Viele Jugendliche leiden darunter, auf dem Schulhof gemobbt zu werden. Oft setzen sich die Angriffe in der virtuellen Welt fort. Dann spricht man von Cybermobbing. Foto: Nummer gegen Kummer

Viele Jugendliche leiden darunter, auf dem Schulhof gemobbt zu werden. Oft setzen sich die Angriffe in der virtuellen Welt fort. Dann spricht man von Cybermobbing. Foto: Nummer gegen Kummer

Neunkirchen. Traurig und in sich gekehrt wirkt die 13-jährige Anna seit einigen Wochen. Ihren Eltern will sie nicht sagen, was sie bedrückt. Sobald sie aus der Schule kommt, stürzt sie an ihren Laptop. Danach weint sie manchmal, doch sie kann nicht anders. Anna muss mit eigenen Augen sehen, welche Gemeinheiten über sie im Internet verbreitet werden. Ehemalige "Freunde" im sozialen Netzwerk Facebook sind jetzt zu Gegnern geworden."Kein Einzelfall" , wie Gernot Müller weiß. Der Vorsitzende und Initiator von ProKids ist Polizist und seit fast 20 Jahren ehrenamtlich mit einem engagierten Team präventiv an Neunkircher Schulen tätig. Was früher körperliche Gewalt war, sei heute Mobbing im Internet, sagt Müller. "Am schlimmsten ist es in der Klassenstufe sechs bei den Mädchen." Wer nicht "dazugehört", wer vielleicht dicker ist als andere oder die "falschen" Klamotten trägt, wird beleidigt. Das Problem ist, dass dies früher vor einem kleinen Kreis passierte. Heute wird das Mädchen oder der Junge vor der ganzen Welt bloß gestellt. "Das ist beileibe nicht privat, sondern wird auch in die Klasse, in die Schule hineingetragen", sagt Gernot Müller. Cyber-Mobbing sei schlimmer als das Mobbing, das Erwachsene vielleicht vom Arbeitsplatz kennen. Es sei eine perfide Art, solche Beleidigungen ins Internet zu stellen und zu verbreiten, denn dies bedeute eine enorme Belastung für die Opfer. Ein brennend aktuelles Problem, dem sich ProKids, der eingetragene Verein Präventionsofferte für Kinder an Schulen, seit geraumer Zeit mit Elan widmet. Das Team entwickelte das Konzept "Neue Medien positiv erleben" und hat damit jetzt sogar beim Wettbewerb "Pi:Saar" der Cosmos-Direktversicherung einen Jurypreis gewonnen. Mit den 1500 Euro Preisgeld können weitere Schulklassen von dem Konzept profitieren, das unter dem Motto "Chancen nutzen - Risiken erkennen" läuft. Die Fortbildung beinhaltet drei Doppelstunden. Zum Einstieg wird das Thema Soziale Netzwerke behandelt mit den Aspekten "Was gebe ich von mir preis?", "welche Passwörter sind sicher" oder die Arbeitsübung "gläsern machen". Die nächste Einheit behandelt die Urheber- und Persönlichkeitsrechte, etwa bei Filmen, Musik oder Videospielen. Schließlich wird ausführlich das Thema Cyber-Mobbing behandelt unter anderem in Gruppenarbeit.

Fünf Achterklassen haben nach Angaben Müllers das Konzept im Frühjahr bereits umgesetzt, im nächsten Schuljahr werde ProKids das Angebot an vier Neunkircher Schulen, die den Verein unterstützt haben, kostenlos rüberbringen. Die Problematik Cyber-Mobbing nehme immer mehr zu, so Müller. "Auch die Schulleiter erkennen dies und suchen nach Möglichkeiten, das Thema in den Unterricht zu tragen."

prokids-neunkirchen.de

Auf einen Blick

 Für das Konzept "Neue Medien positiv erleben" wurde dem Verein Prokids ein Preis bei CosmosDirekt verliehen. Foto: Cosmos

Für das Konzept "Neue Medien positiv erleben" wurde dem Verein Prokids ein Preis bei CosmosDirekt verliehen. Foto: Cosmos

Ab dem Schuljahr 2012/13 bietet das Landesinstitut für Präventives Handeln (LPH) in Kooperation mit der Techniker Krankenkasse des Saarlandes eine Qualifizierungsmaßnahme für Lehrkräfte zur Bildung schuleigener Mobbing-Interventions-Teams an. Ausgewählte Lehrer werden von einem interdisziplinären Team aus Pädagogen und Polizisten des LPH geschult.

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