Couch-Surfer unter sich

Saarbrücken. "Wir sind gerade erst aufgestanden", sagt Philipp Gau zur Begrüßung, und bietet erst einmal einen Kaffee an. Der wird in seinem WG-Zimmer in der Karcherstraße eingenommen, wo unter dem Hochbett zurzeit eine zweite Matratze liegt

 Student Philipp Gau (rechts) hat in seiner Wohnung in der Karcherstraße den Berliner Kameramann Niklas Hoffmann zu Gast. Zwischen den beiden stimmt die Chemie.Foto: Iris Maurer

Student Philipp Gau (rechts) hat in seiner Wohnung in der Karcherstraße den Berliner Kameramann Niklas Hoffmann zu Gast. Zwischen den beiden stimmt die Chemie.Foto: Iris Maurer

Saarbrücken. "Wir sind gerade erst aufgestanden", sagt Philipp Gau zur Begrüßung, und bietet erst einmal einen Kaffee an. Der wird in seinem WG-Zimmer in der Karcherstraße eingenommen, wo unter dem Hochbett zurzeit eine zweite Matratze liegt. Oben schläft Philipp, Student an der Hochschule für Technik und Wirtschaft, unten Kameramann Niklas Hoffmann, der am Dienstag aus Berlin nach Saarbrücken gereist ist, um beim Festival Max Ophüls Preis den Film "Die Weiße Mücke" vorzustellen. Die Nächte sind lang für den Gastgeber und seinen Interimsmitbewohner, den er im Rahmen der Festivalaktion "Ein Bett für Jungfilmer" beherbergt.64 Gastgeber beteiligen sich beim diesjährigen Festival an der Aktion und stellen insgesamt 114 private Schlafplätze zur Verfügung. "Einige Gastgeber verlassen sogar ihre Wohnung, um einem Team die gesamte Wohnung zu überlassen", erzählt Andrea Wenger vom Festivalteam.

"Die Idee ist super", findet Niklas Hoffmann, der an der Filmhochschule in Potsdam Babelsberg Kamera studiert und im Laufe des Jahres seinen Abschluss machen wird. "Dadurch hat man einen Ansprechpartner in der Stadt, ist sofort mittendrin und kann fragen, wie man am schnellsten zum Kino kommt oder wo man mittags günstig etwas essen kann." Stimmt - wie bei Niklas und Philipp - die Chemie, sorgen auch gemeinsame Unternehmungen für Abwechslung. "Am Mittwoch waren wir zusammen im Festivalclub 'Lolas Bistro' und danach noch ein Bier trinken", erzählt Niklas.

Nach einer guten Kneipe brauchte er nicht zu suchen - schließlich kennt Philipp sich in Saarbrücken bestens aus. Von "Lolas Bistro" allerdings waren die beiden enttäuscht - zu viel "Kontaktbörsen-Stimmung", zu wenig Party, meinen Gastgeber und Besucher übereinstimmend. "Gute tanzbare Musik" hätten sie sich für den Abend gewünscht, um nach Niklas' "Kino-Marathon" feiern zu können.

 Student Philipp Gau (rechts) hat in seiner Wohnung in der Karcherstraße den Berliner Kameramann Niklas Hoffmann zu Gast. Zwischen den beiden stimmt die Chemie.Foto: Iris Maurer

Student Philipp Gau (rechts) hat in seiner Wohnung in der Karcherstraße den Berliner Kameramann Niklas Hoffmann zu Gast. Zwischen den beiden stimmt die Chemie.Foto: Iris Maurer

Gemeinsam losziehen werden Philipp und Niklas auch am Wochenende, wenn "Die weiße Mücke" erneut zu sehen ist. "Die Uraufführung am Dienstag im Cinestar war ausverkauft", berichtet Niklas Hoffmann, der den rund 250 Zuschauern im Anschluss an die Vorführung Rede und Antwort stand. Vor so großem Publikum Fragen zu Kameraeinstellungen, Technik und Dramaturgie zu beantworten, war für den 26-Jährigen eine neue Erfahrung und durchaus mit Lampenfieber verbunden. Am Wochenende bekommt Niklas Hoffmann Verstärkung: am Samstag, 21. Januar, 20 Uhr, in der Camera Zwo, und am Sonntag, 22. Januar, 15.45 Uhr im Cinestar 2, wird auch Regisseur Marco Gadge dabei sein, wenn "Die Weiße Mücke" wieder im Kurzfilmprogramm "Jagdfieber" läuft. Ist das Filmfestival Max Ophüls Preis vorbei, wird bei Philipp Gau wieder ein Gästebett frei: "Ich bin Mitglied des Internetportals "Couch-Surfing" und biete darüber Leuten aus aller Welt eine Übernachtungsmöglichkeit an", erzählt Philipp. Umgekehrt nutze auch er bei Reisen - etwa nach Hamburg oder Köln - diese Möglichkeit. Auch Niklas schätzt das "Couch-Surfing". "Man kann günstig übernachten, und Leute, die bei so etwas mitmachen, gehören einem Menschenschlag an, mit dem man gut klarkommt."

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