Am Dienstag verkündet, seit Mittwoch in Kraft „Unüberlegter Schnellschuss“ – FFP2-Maskenpflicht im Saar-Einzelhandel sorgt für Kritik

Saarland · Die Landesregierung hat im Saarland eine FFP2-Maskenpflicht im Einzelhandel verhängt. Nun wird Kritik laut. Besonders die FDP findet klare Worte. Aber auch der saarländische Handelsverband ist unzufrieden.

 Seit Mittwoch gilt im Saarland die FFP2-Maskenpflicht im Einzelhandel.

Seit Mittwoch gilt im Saarland die FFP2-Maskenpflicht im Einzelhandel.

Foto: dpa/Marijan Murat

Die kurzfristige Einführung der FFP2-Maskenpflicht im saarländischen Einzelhandel sorgt für Kritik. Angelika Hießerich-Peter, stellvertretende FDP-Landesvorsitzende, bezeichnete die Entscheidung der saarländischen Regierung als „unüberlegten und überzogenen Schnellschuss“. Auf Facebook schrieb sie: „Die Leidtragenden sind am Ende sowohl wieder einmal die Unternehmen und ihre Mitarbeiter (…) als auch die Kunden, denen der Einkauf erneut mit höheren Anforderungen erschwert wird.“

Die Maskenpflicht im Saar-Einzelhandel und ÖPNV war am Dienstag verkündet worden und trat bereits an diesem Mittwoch in Kraft. Diese Neuregelung ist eine Reaktion der Landesregierung auf ein Urteil des Oberverwaltungsgerichts, das am vergangenen Freitag die bis dahin geltende 2G-Regel im Saar-Einzelhandel gekippt hatte.

FFP2-Maskenpflicht im Saarland: Handelsverbands-Chef sieht darin wenig Sinn

Auch Michael Genth, der Vorsitzende des saarländischen Handelsverbands, hält die Entscheidung der Landesregierung um Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) für übereilt. „Ich finde es nicht gut, dass die Entscheidung so kurzfristig getroffen wurde“, sagte der Handelsverbands-Chef gegenüber der SZ. „Ein paar Tage Vorlaufzeit für die Organisation und Kommunikation wären gut gewesen – etwa bis Samstag.“

Die Einführung der FFP2-Maskenpflicht „über Nacht“ hat Genth, der auch Inhaber von Leder Spahn in Saarbrücken ist, durchaus überrascht. „Bisher hat es ja keine großen Infektionen im Einzelhandel gegeben. Aber ich kein Virologe und will die Entscheidung aus medizinischer Sicht nicht bewerten“, sagte er gegenüber der Saarbrücker Zeitung. 

Saarbrücker SPD-Stadtrat mit klarer Forderung an Hans und Co.

Wie Genth übt auch Sascha Haas, stellvertretender SPD-Fraktionsvorsitzende im Saarbrücker Stadtrat, deutliche Manöverkritik an der Landesregierung. „Da die Regelung auch Supermärkte und Drogerien betrifft, wird vielen Menschen, die sich bislang mit medizinischen Masken geschützt haben, nun der Eintritt verwehrt. Nicht alle waren in der Lage, sich so kurzfristig mit FFP2-Masken einzudecken, zumal sie ja auch teurer sind als medizinische Masken. Und ohne Zugang zu Geschäften können ja auch keine gekauft werden.“ Deshalb fordert das Stadtratsmitglied, dass „Stadt und Land schnellstmöglich dafür sorgen, dass alle Bürgerinnen und Bürger Zugang zu FFP2-Masken bekommen“. Nur so könne die Regelung auch bestehen bleiben.

Nach FFP2-Maskenpflicht – Linke im Saarland fordern Hilfen für Bedürftige

Die Fraktion Saar-Linke um ihre Vorsitzende Barbara Spaniol sieht die Entscheidung mit gemischten Gefühlen. „Zwar begrüßen wir die FFP2-Maskenpflicht, weil damit die Ausgrenzung der Nicht-Geimpften beendet wird. Allerdings muss eine kostenlose Ausgabe für Bedürftige umgehend organisiert werden, beispielsweise über Apotheken und Arztpraxen“, teilte Spaniol mit. Deshalb fordert die Spitzenkandidatin der Linken für die Landtagswahl eine Erhöhung des Hartz-IV-Regelsatzes. „Geschieht das nicht, müssen sich die Armen der Gesellschaft ihre Gesundheit im wahrsten Sinne des Wortes vom Munde absparen“, so Spaniol.

Grüne begrüßen FFP2-Maskenpflicht – unter einer Bedingung

Dieser Argumentation folgt auch Kiymet Göktas von den Saar-Grünen: Einerseits sei die FFP2-Maskenpflicht eine absolut sinnvolle Maßnahme, mit der das öffentliche Leben weitgehend bewahrt werden könne. Andererseits dürfe die Entscheidung  Menschen mit geringem Einkommen finanziell nicht weiter belasten. Denn „der Preisunterschied zwischen den bisher erlaubten medizinischen Masken und den FFP2-Masken ist so erheblich, dass dies für Menschen mit geringem Einkommen zu finanziellen Härten führt", vermutet Göktas.  

(smz)
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