Tagesaktuelle RKI-Zahlen verzerrt Warum die saarländischen Gesundheitsämter sonntags keine Corona-Fälle mehr melden – bis auf eines

Fast alle saarländischen Landkreise werden ab diesem Wochenende sonntags keine Corona-Fallzahlen mehr an das RKI übermitteln. Diese Zahlen sind laut Institut ohnehin nur eingeschränkt aussagekräftig. Ein Landkreis will jedoch weiterhin jeden Tag Corona-Fälle melden.

Corona: Gesundheitsämter im Saarland melden dem RKI sonntags keine Fallzahlen
Foto: dpa/Daniel Reinhardt

Die Gesundheitsämter der Landkreise Saarlouis, St. Wendel und Neunkirchen sowie des Saarpfalz-Kreises und des Regionalverbands Saarbrücken melden in Zukunft sonn- und feiertags keine Corona-Fallzahlen mehr an das Robert Koch-Institut (RKI). Dadurch sind ab kommender Woche die Corona-Zahlen des RKI zu Wochenbeginn für diese Kreise – und damit auch für das ganze Saarland – verzerrt: Da die Sonntagszahlen auf die von Montag aufaddiert werden, wird dienstags ein künstlicher Anstieg der Fälle zu beobachten sein. Die Sieben-Tage-Inzidenz (Corona-Fälle pro 100.000 Einwohner in den letzten sieben Tagen) ist zumindest am kommenden Montag durch die fehlenden Sonntagsmeldungen künstlich niedriger.

Das RKI hat darauf hingewiesen, dass die Gesundheitsämter nicht gesetzlich dazu verpflichtet sind, ihre Meldedaten am Wochenende zu übermitteln. In Baden-Württemberg, Brandenburg und Sachsen-Anhalt haben die Gesundheitsämter die Wochenendmeldungen bereits zuvor eingestellt.

Corona: Keine RKI-Meldungen am Sonntag wegen Personalmangel bei den Gesundheitsämtern

Das möchten die Gesundheitsämter im Saarland laut Auskunft des saarländischen Gesundheitsministeriums nutzen, um ihr Personal zu entlasten. „Bei den aktuell extrem hohen Fallzahlen sind die meisten Gesundheitsämter an der Belastungsgrenze“, teilt eine Sprecherin des Ministeriums auf SZ-Anfrage mit. „Dies zeigt sich exemplarisch an den Melderückständen einiger Gesundheitsämter, die immer wieder gebündelt nachgemeldet werden müssen.“ Das war zum Beispiel schon im Landkreis Saarlouis und im Saarpfalz-Kreis der Fall. Theophil Gallo, Landrat des Saarpfalz-Kreises, erklärt, durch das neue Vorgehen würden die „Mitarbeitenden in unserem Gesundheitsamt“ entlastet, „die seit über zwei Jahren im Wochenenddienst bei der Bekämpfung der Pandemie mit in der ersten Reihe standen und noch stehen.“

Das Ministerium hatte die Kreis-Gesundheitsämter um Rückmeldung gebeten, ob eine Meldung am Sonntag angesichts der Personalsituation noch zu gewährleisten sei. Im Landkreis Merzig-Wadern ist das aktuell noch möglich. Das bestätigt ein Kreis-Sprecher auf SZ-Anfrage: „Wir arbeiten auch am Sonntag weiter.“ Eine bundesweit oder zumindest saarlandweit einheitliche Vorgehensweise ist laut Gesundheitsministerium „gerade in Abstimmung“.

RKI: Corona-Zahlen vom Wochenende weniger aussagekräftig

Die tagesaktuellen Zahlen vom Wochenende und -beginn sind laut RKI ohnehin weniger zuverlässig, „da am Wochenende weniger Testungen, Labordiagnostik, Meldungen und Übermittlungen stattfinden“, wie das Institut auf seiner Homepage mitteilt. „Tagesaktuelle Schwankungen sollten daher – insbesondere am Wochenende und zu Wochenbeginn – nicht überbewertet werden.“ Um einen Überblick über den tatsächlichen Verlauf der Pandemie zu bekommen, empfiehlt das RKI, stattdessen die Wochenberichte zu vergleichen. Diese werden jeden Donnerstag veröffentlicht.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort