"Clyde und Bonnie" als junges, unschuldig verliebtes Pärchen

St. Johann. Der Stoff bietet wenig Raum für Überraschungen: Hollywood-Regisseure, Theatermacher oder Rapmusiker haben sich der Geschichte des berühmtesten Räuberpärchens angenommen. Auch die "Toten Hosen" singen vom verliebten Verbrecherpaar: "Komm wir bomben uns durchs Leben und öffnen jede Tür

St. Johann. Der Stoff bietet wenig Raum für Überraschungen: Hollywood-Regisseure, Theatermacher oder Rapmusiker haben sich der Geschichte des berühmtesten Räuberpärchens angenommen. Auch die "Toten Hosen" singen vom verliebten Verbrecherpaar: "Komm wir bomben uns durchs Leben und öffnen jede Tür." Der Song der Punkband eröffnet und beschließt die Inszenierung "Clyde und Bonnie" von Dieter Desgranges, die am vergangenen Samstag im Theater im Viertel Premiere feierte.Der Tenor des Theaterstücks von Holger Schober scheint festgesetzt: Da ist die Sozialkritik, die anklingen soll. Die naive Bonnie hat ihre Ausbildung zur Friseurin abgebrochen, der kauzige Clyde weiß dem, was das Leben ihm vorsetzt, nur mit Sarkasmus zu begegnen. Beide sind arbeitslos, beide sind ohne Eltern aufgewachsen. Rührend und real wirkt dann ihr erstes Treffen in einer Videothek. Kein Kitsch: Den Schauspielern Ida Jacobi und Benedikt Paulun nimmt man die unschuldige Liebe jederzeit ab. Wenn Paulun dann "Schau mir in die Augen, Kleines" rezitiert, um dann auf seine um einiges kleinere Schauspielpartnerin Jacobi zu blicken, johlt das Publikum.

Die große Stärke der Inszenierung: Der Zuschauer fühlt mit, weil das jugendliche Verliebtsein so echt wirkt. Dieter Desgranges verzichtet weitestgehend auf Gesellschaftskritik: Die Szenen, in denen die Verliebten über ihren ersten gemeinsamen Sex, übers Heiraten und übers Sterben sinnieren, machen das Stück so sehenswert. In einer Szene gibt Benedikt Paulun den Alleinunterhalter, als eine Art Zwischensequenz, wie sie Quentin Tarantino oft in seine Filme einflicht. Ein wenig Hollywood steckt dann doch drin. mal

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