Neue Show „Bohemia“ Warum das Publikum 135 000 Euro für den Cirque Bouffon gesammelt hat

Saarbrücken · Nach fast zwei Jahren Zwangspause dürfen sie wieder spielen. Am Freitag startet der Cirque Bouffon seine neue Show „Bohemia“. Und so wird Saarbücken zum Ort der Uraufführung.

 Es werde Licht in der Manege: eine Szene aus dem neuen Programm Bohemia des Cirque Bouffon.

Es werde Licht in der Manege: eine Szene aus dem neuen Programm Bohemia des Cirque Bouffon.

Foto: Cirque bouffon/Photo by André Elbing www.photos-live.com;Photographer:Andre Elbing photos-live.com orientph@aol.com

Gefühle und Empfindungen, skurrile Situationen und traumhafte Magie, mal laut, mal leise – in der neuen Show des Cirque Bouffon sei „alles stets ein wenig verrückt“, erklärt Zirkus-Chef Frédéric Zipperlin. „Bohemia“ handelt von einer Welt, die gern mal Kopf steht sowie von Kreaturen, die mit Charme, Witz und Poesie sich diesen ungewöhnlichen Lebenslagen stellen. Und damit passt die neue Inszenierung im Stil des französischen Nouveau Cirque wohl perfekt in die aktuelle, außergewöhnliche Corona-Zeit.

Am Freitag, 10. September, geht es los. Und bis 17. Oktober möchte die Kompagnie ihr Publikum vor dem Staatstheater in Saarbrücken in ihre poetische Traumwelt entführen. Die Show feiert in der Landeshauptstadt – anders als ursprünglich geplant – nun ihre Uraufführung. Das ganze Team freue sich schon darauf: „Wir stehen nun nach fast zwei Jahren nun erstmals wieder auf der Bühne“, sagt Zipperlin und ergänzt „Wir sind so glücklich, endlich wieder spielen zu können.“

Nach seinen Gastspielen in den vergangenen Jahren wollte der „Cirque Bouffon“ eigentlich bereits im Herbst 2020 erneut nach Saarbrücken kommen. Doch dann machte die Pandemie der Kompagnie einen Strich durch ihre Pläne. Bereits erworbene Karten für die abgesagten Shows können übrigens auf einen neuen Termin des bevorstehenden Gastspiels umgebucht werden.

„Natürlich gibt’s eine Menge Corona-Auflagen, die zu beachten sind, doch Hauptsache ist, dass wir unser Publikum wiedersehen und wieder live zu erleben sind“, freut sich Zipperlin auf die Rückkehr nach der Corona-bedingten Zwangspause. Für den Besuch gelten jeweils die tagesaktuellen Bestimmungen. Die Zuschauer müssen entweder einen Nachweis über ihre vollständige Impfung, ihre Genesung oder einen Corona-Schnelltest vorlegen, der nicht älter als 24 Stunden sein darf.

„Wir bemühen uns derzeit darum, direkt am Zelt eine eigene Teststation einzurichten, so dass ein Besuch unserer Shows auch spontan über die Abendkasse möglich ist, ergänzt Romina Neu von der Pressestelle. Zudem könnten sich die nach der aktuellen Verordnung des Saarlandes richtenden Regelungen gegebenenfalls tagesaktuell ändern.

Nicht nur das Programm, auch das Zelt, mit der der Zirkus nach Saarbrücken kommt, ist neu. In dem bisherigen, kleinen und gemütliche Chapiteau war der Spielbetrieb aufgrund der Corona-Auflage nicht mehr möglich. Deshalb hatten sich die Macher im Frühjahr 2021 mit einem emotionalen Hilferuf an ihr Publikum gewandt (wir berichteten). Mit privaten Spendengeldern und öffentlichen Förderungs-Maßnahmen kamen so rund 135 000 Euro zusammen, um die Konstruktion des neuen Zeltes zu finanzieren.

Dieses ist jedoch noch nicht zu dem Saarbrücker Gastspiel fertig. Deshalb wurde ab 3. September noch einmal das bisherige Chapiteau vor dem Staatstheater aufgebaut. Da in diesem durch die Abstandsregeln das Sitzplatzkontingent stark reduziert ist, empfiehlt Zippelin den Besuchern, sich frühzeitig Tickets zu sichern. Zudem gebe es an den Wochenenden sogar jeweils täglich zwei Shows.

Das elfköpfige, internationale Künstlerensemble verspricht eine Mischung aus Akrobatik, Körperkunst, Komik und Musik. Die Inszenierung des französischen Regisseurs Zipperlin wird stets von den Kompositionen des ukrainischen Komponisten Sergej Sweschinski begleitet. Der Tourtitel „Bohemia“ sei eine Hommage an die Gründerväter der Bohème, die aus Böhmen stammenden Roma, und beschreibe gleichzeitig auch eine ganz eigene Lebensart, erklären die Macher. Und zwar die einer Subkultur intellektueller Randgruppen, der Maler, Dichter und Literaten, der Unangepassten und ihr gemeinsam geteilter Wunsch, bürgerliche Werte, die als einschränkend erlebt werden, zu überwinden. Mit seiner Inszenierung möchte Zipperlin „ein Feuerwerk aus Poesie und Lebensfreude“ zünden, das Herz berühren und die (aktuelle) Zeit entschleunigen.

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