Christbaumkugeln und Lametta im August

Dudweiler. Ja, steht denn das Christkind schon vor der Tür? Diese Frage stellte sich ziemlich erbost ein Dudweiler Bürger, als er vor wenigen Tagen ein Geschäft in der Dudweiler Ortsmitte betrat. Da lachten ihn Artikel an, die man Mitte August nicht unbedingt erwarten kann: Christbaumkugeln, Lametta und anderer Weihnachtsschmuck

 Weihnachtlich dürfte zurzeit nur wenigen zumute sein. Aber: In Dudweiler gibt es Weihnachtsschmuck zu kaufen. Foto: gms/dpa

Weihnachtlich dürfte zurzeit nur wenigen zumute sein. Aber: In Dudweiler gibt es Weihnachtsschmuck zu kaufen. Foto: gms/dpa

Dudweiler. Ja, steht denn das Christkind schon vor der Tür? Diese Frage stellte sich ziemlich erbost ein Dudweiler Bürger, als er vor wenigen Tagen ein Geschäft in der Dudweiler Ortsmitte betrat. Da lachten ihn Artikel an, die man Mitte August nicht unbedingt erwarten kann: Christbaumkugeln, Lametta und anderer Weihnachtsschmuck. Unser Leser ist der Meinung, dass es jedes Jahr verrückter wird: Immer früher würden Einzelhändler die Weihnachtsware anbieten. Das sei unerträglich. Und den christlichen Werten, die es zu bewahren gelte, gewiss nicht zuträglich. Unser Leser spricht sogar von "Werteverfall". Süßer die Glocken nie klingen mitten im Hochsommer - dafür zeigt der Mann kein Verständnis. Nachfrage beim saarländischen Einzelhandelsverband, ob es da nicht etwa Richtlinien oder Empfehlungen gebe in Hinblick auf das Angebot von saisonaler Ware. Nein, gibt es nicht, sagt Verbandssprecher Werner Thau. Und schon gar keine gesetzlichen Regelungen. Der Verband hält sich in dieser Frage zurück: "Das war nie ein Thema für uns." Die Kaufleute würden generell selbst bestimmen, wann sie welche Ware anbieten. Man könne auch davon ausgehen, dass Weihnachtsartikel zum jetzigen Zeitpunkt bestimmt nicht im Laden liegen würden, "wenn die Kunden nicht kaufen würden". Andersherum gesagt: Der Handel trägt dem Kaufverhalten Rechnung - vier Monate vorm winterlichen Christenfest. Werner Thau kommt alsdann auf die Weihnachtsbeleuchtung in der Saarbrücker City zu sprechen: Anders als in früheren Jahren werde diese nicht mehr Anfang November aufgehängt. Da habe es mitunter Beschwerden gegeben. In der Tat: Weihnachtliche Beleuchtung vor dem Volkstrauertag, vor Buß- und Bettag und Totensonntag hat schon viele Christen in ihren Gefühlen verletzt, wie mitunter ein Blick ins SZ-Archiv bestätigt. Nachfrage auch bei Benedikt Welter, Dechant des Dekanats Saarbrücken, zu dem 73 000 Katholiken in 13 Pfarrgemeinschaften in der Stadt Saarbrücken und der Gemeinde Kleinblittersdorf gehören. Welter schickt ein paar humoristische Sätze voran. Er erzählt, dass er seinerzeit noch als Pfarrer in Trier gemeinsam mit seinem evangelischen Kollegen auf dem Marktplatz der Bischofsstadt ein Happening habe veranstalten wollen. Zentrales Vorhaben war damals: das Köpfen von Schoko-Nikoläusen im September. Dazu sei es aber nicht gekommen. Allerdings wird damit die Intention des Kirchenmannes deutlich. Er spricht vom "lächerlichen Versuch", durch Waren in den Regalen ein Fest steuern zu wollen. Das gehe an den Menschen und ihren Bedürfnissen jedoch vorbei. Indem man etwa weihnachtliche Artikel immer früher anbiete, zerstöre man den Fest-Rhythmus. Es gehe die "geprägte Zeit der Vorbereitung" verloren. Sich aufs Christenfest einzustimmen mit allem was dazu gehört, sich darauf freuen, das gehöre zeitlich unbedingt in die Nähe des Ereignisses. Nicht-Christen würden es, Benedikt Welter zufolge, etwa so ausdrücken: "Die Leute machen sich ihre Feste selber kaputt." mh "Die Leute machen sich ihre Feste selber kaputt." Benedikt Welter

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