China-Projekt läuft bei Carlsson in Merzig noch nicht rund

Merzig. Die Merziger Automanufaktur Carlsson hat im Januar mehrere Mitarbeiter entlassen. Das erfuhr die SZ auf Nachfrage bei dem Unternehmen. Grund seien Qualifizierungsprobleme. Erst im vergangenen Herbst hatte der Autotuner am Standort Gut Wiesenhof zusätzliche Mitarbeiter im zweistelligen Bereich eingesteltt (wir berichteten)

 Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (rechts ) und Landrätin Daniela Schlegel-Friedrich vor einigen Monaten bei der Vorstellung des ersten Carlsson-Mercedes CS 60 für China. Foto: Rup

Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (rechts ) und Landrätin Daniela Schlegel-Friedrich vor einigen Monaten bei der Vorstellung des ersten Carlsson-Mercedes CS 60 für China. Foto: Rup

Merzig. Die Merziger Automanufaktur Carlsson hat im Januar mehrere Mitarbeiter entlassen. Das erfuhr die SZ auf Nachfrage bei dem Unternehmen. Grund seien Qualifizierungsprobleme. Erst im vergangenen Herbst hatte der Autotuner am Standort Gut Wiesenhof zusätzliche Mitarbeiter im zweistelligen Bereich eingesteltt (wir berichteten). Damit hatten die Merziger auf ihr Innovationsprojekt auf dem chinesischen Markt reagiert: Carlsson will dort künftig mit getunten Luxusautos Fuß fassen. Mit dem Engagement im Reich der Mittet hängen auch die jüngsten Entlassungen zusammen. Es gebe "Probleme innerhalb des Qualifikationsprozesses der Mitarbeiter, die wir unterschätzt haben", sagte Geschäftsführer Markus Schuster der SZ.Die Personalfindung für das China-Projekt sei "schwieriger als gedacht", räumte der Carlsson-Chef ein. "Wir mussten uns leider von Mitarbeitern trennen, die noch in der Probezeit waren." Produktionsprobleme habe es dennoch nicht gegeben. Planmäßig seien die ersten (rund 100) Luxuskarossen der Marke Mercedes in 2011 in Merzig veredelt worden und nach China "abgeflossen", sagte Schuster. Im laufenden Produktionsprozess hätten sich die Qualifikationen der neuen Mitarbeiter als "nicht ganz passend" erwiesen.

Das Unternehmen suche nun neue ("zehn bis 15") Fachkräfte im Bereich Tuning/Karosseriebau. Die erforderliche Spezialisierung sei im Kfz-Bereich kein eigener Ausbildungsberuf. "Wir merken dann erst in der Produktion, wenn es nicht passt." (Schuster). Die entlassenen Arbeiter seien entweder über- oder unterfordert gewesen. Wie viele Mitarbeiter gehen mussten, wollte Schuster nicht sagen. Aber: "Die Menge der Entlassungen liegt unter der Marke, die eine Meldung erfordern würde." Zu einer Meldung an die Arbeitsagentur sind Unternehmen im Fall einer "Massenentlassung" gehalten. Bei Betrieben zwischen 20 und 100 Beschäftigten - bei Carlsson arbeiten nach eigenen Angaben derzeit 60 Mitarbeiter - gilt dies, wenn mehr als zehn Personen entlassen werden. Im Herbst 2011 hatte die Belegschaft 70 Personen umfasst.

SZ-Informationen, wonach es bei der Umsetzung des China-Projekts größere Schwierigkeiten gebe, wies Schuster zurück. Sowohl die derzeitige Personalfluktuation als auch "einzuräumende problematische Faktoren" mit den Partnern vor Ort seien "normal bei einer neuen Projektidee". Alles sei aber lösbar.

Das Fortbestehen des Chinageschäfts sei derzeit nicht in Gefahr. "Es handelt sich nicht um beendende Faktoren." Schuster: In Kooperationen mit aufstrebenden Märkten wie China kann es aber zu Unwägbarkeiten oder Rückschlägen kommen. In Ländern mit anderen politischen Rahmenbedingungen als in Europa tragen "politische Entscheidungen, etwa wechselnde Regularien in Importbestimmungen", dazu bei - nicht nur in der Automobilbranche.

Auf einen Blick

Die Carlsson Autotechnik GmbH ist seit 1989 auf dem Gut Wiesenhof in Merzig aktiv. Gründer waren Rolf und Andreas Hartge. "Namensgeber und Technologiepartner des Unternehmens ist der schwedische Rennfahrer Ingvar Carlsson († 2009), der im Mercedes-Rallyeteam Rennsportgeschichte geschrieben hat", heißt es auf der Webseite des Unternehmens.

Im Bereich des Autotunings agieren die Merziger weltweit; in Merzig befinden sich neben einer Entwicklungsabteilung auch zwei Werkshallen, insgesamt laufen derzeit fünf Projekte. In China ist nach der Eröffnung eines ersten Standorts in 2011 im laufenden Jahr die Erweiterung des Vertriebsnetzes um drei weitere Standorte geplant, heißt es auf der Webseite (www.carlsson.de) weiter. kes

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